Kartellamt will Übernahme von Kabel Deutschland prüfen
Bonn/München/Düsseldorf (dpa) - Der britische Mobilfunker Vodafone muss sich beim geplanten Kauf von Kabel Deutschland auf eine gründliche Prüfung der Wettbewerbshüter einstellen.
Der Chef des Bundeskartellamts Andreas Mundt betonte am Mittwoch in Bonn, dass Übernahmen auf dem deutschen Kabelmarkt eine intensive Prüfung erforderlich machten. Offen ist noch, ob diese Untersuchung von der Bonner Behörde oder auf EU-Ebene stattfinden wird.
Auch in der Vergangenheit hatten die Kartellbehörden stets ein strenges Auge auf den Kabelmarkt. Zuletzt machten sie Kabel Deutschland einen Strich durch die Rechnung und verhinderten die Übernahme des kleineren Berliner Anbieters Tele Columbus.
Auch den Kauf von Unitymedia und KabelBW und die anschließende Fusion der beiden Anbieter zur Nummer zwei auf dem deutschen Markt durch den US-Kabelriesen erlaubte die Behörde nur unter strengen Auflagen.
Und ob die nicht sogar noch zu lax waren, prüft derzeit das Oberlandesgericht Düsseldorf. Die Deutsche Telekom hatte Beschwerde gegen die Genehmigung der Fusion eingelegt - und der zuständige Senat ließ am Mittwoch durchblicken, dass er erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Genehmigung erkennen würde. Das Urteil soll am 12. Juli verkündet werden - und dürfte bei Vodafone und Kabel Deutschland sehr genau verfolgt werden.
Der Kabelmarkt ist vor allem regional aufgeteilt. Marktführer Kabel Deutschland ist in 13 Ländern aktiv und hat rund 8,5 Millionen Haushalte in der Kundenkartei. Unitymedia KabelBW ist dahinter die Nummer zwei und bietet seine Dienste Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen an.
Dazu kommt mit einigem Abstand Tele Columbus. Das Netz ist ein Erbe der Deutschen Bundespost. Der Staatskonzern baute es, später ging es an die Deutsche Telekom. Die musste sich schließlich aus Wettbewerbsgründen davon trennen.
Inzwischen machen die Kabelfirmen der einstigen Mutter selbst Konkurrenz, vor allem mit sogenannten Triple-Play-Angeboten, also Paketen aus Fernsehen, Internet und Telefonie. Genau das macht Kabel Deutschland für Vodafone zu einem strategischen Ziel: Eine Übernahme wäre ein Frontalangriff auf die Deutsche Telekom.
Auch Liberty Global hat Interesse an einer Übernahme bekundet. Danach gebe es hierzulande allerdings im wesentlich nur noch einen Anbieter, auch deswegen dürften Kartellwächter hier noch deutlich höhere Hürden sehen.
Mundt betonte, dass gemessen am Umsatz sowohl eine Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone als auch durch Liberty ein Fall für die europäischen Wettbewerbshüter sei.
Es gebe aber die Möglichkeit, eine Überweisung an das Bundeskartellamt zu beantragen. Mundt ließ offen, ob er eine solche Prüfung an sich ziehen will. Vodafone hatte Kabel Deutschland am Montag ein Übernahmeangebot gemacht. Die Münchner raten ihren Aktionären zur Annahme. Die Briten sind bereit, für den Konzern bis zu 10,7 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen.