Kino-Feeling im Wohnzimmer — Worauf es beim TV-Kauf ankommt
Berlin/Stuttgart (dpa/tmn) - Die Auswahl an Flachbildfernsehern im Handel ist gigantisch. Die Preisspanne der Geräte ebenso. Als Kunde verliert man schnell die Übersicht. Grob vereinfacht gilt nur die Faustregel: Wer mehr ausgibt, bekommt auch mehr.
Ein Telefon zum Telefonieren, ein Fernseher zum Fernsehen — diese Zeiten sind vorbei. Moderne Flat-TVs sind ähnlich wie aktuelle Smartphones vollgestopft mit unzähligen Zusatzdiensten. Der Laie fragt sich nicht nur, was er im TV-Alltag wirklich braucht, sondern auch, wie viel er für seine Neuanschaffung ausgeben soll. Im Schnitt investierten die Verbraucher im vergangenen Jahr laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 613 Euro für ein Fernsehgerät.
„Grundsätzlich gilt: je höher der Preis, desto besser das Bild“, sagt Michael Schidlack vom IT-Branchenverband Bitkom. „Aber auch beim Stromverbrauch und den Anschlussmöglichkeiten von Zusatzgeräten und an das Internet gibt es Unterschiede.“ So erzielten Geräte höherer Preisklassen häufig einen besseren Kontrast, leuchtendere und natürlichere Farben oder eine bessere Bildschärfe. Vor allem bei sich schnell bewegenden Objekten, zum Beispiel bei Sportszenen, sei das zu merken, erklärt der Experte. „Die Bilder schmieren oder verwischen dann nicht, weil mehr Bilder pro Sekunde dargestellt werden können.“
Vor dem Fernseherkauf sollte man sich unbedingt überlegen, wie groß die Bildschirmdiagonale sein soll. Hier kann man sich leicht vertun. „Bei alten Röhrenfernsehern galt früher die Faustregel, dass die Entfernung zum Fernseher in etwa drei bis sechs Mal so groß sein sollte wie die Bildschirmdiagonale“, sagt Schidlack. „Mit der Einführung moderner hochauflösender Flachbildfernseher hat sich diese Entfernung halbiert.“ Bei modernen Geräten reiche etwa die zwei- bis dreifache Länge der Bildschirmdiagonale als Abstand. Wer Full-HD-Material wie etwa Blu-ray-Videos schaut, könne sogar noch dichter vor dem TV sitzen.
Im Jahr 2012 verkauften sich Geräte mit Diagonalen von 37 Zoll (94 Zentimeter) und mehr mit Abstand am besten. Sie machten mit 70 Prozent den größten Anteil am Gesamtumsatz mit Flach-TVs aus, wie aus Zahlen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) hervorgeht.
Während bei den Displaytechnologien die teuren OLED-Geräte im Markt noch keine Rolle spielen und nicht mehr alle Hersteller Plasma-Panels produzieren, stecken im Gros der Flachbildfernseher LCD-Panels - fast immer mit stromsparender LED-Beleuchtung; Geräte mit Leuchtstoffröhren finden sich kaum noch. Bei der LED-Beleuchtung gibt es zwei unterschiedliche Konzepte: Einmal wird der Bildschirm mit um den Rahmen verteilten LEDs gleichmäßig ausgeleuchtet, erklärt Schidlack. Beim anderen Konzept sind LEDs über die Displayfläche verteilt und leuchten nur dort, wo es das Bild erfordert. Das ergebe ein noch tieferes Schwarz und verringere den Stromverbrauch weiter.
Warum gibt es überhaupt noch Plasma-Fernseher? Gegenüber der LCD-Technologie kann Plasma grundsätzlich mit einem besseren Schwarzwert, einer homogeneren Ausleuchtung, einem größeren Farbraum und kontrastreicheren Bildern auch aus schrägen Sichtwinkeln punkten, erklärt die Zeitschrift „Chip Test & Kauf“. Cineasten schätzten auch die schnelle Reaktionszeit, die besonders bei 3D-Filmen vorteilhaft sei. Plasma-TVs können ihre Bildstärken aber oft nur in abgedunkelten Räumen ausspielen und sind stromhungriger als LCD-Geräte.
Bei beiden Displaytechnologien gehört 3D immer öfter zur Ausstattung. Ist das Wunschgerät nicht ohnehin 3D-fähig, empfiehlt es sich, erst einmal zu testen, ob einem dreidimensionale Filme überhaupt Freude bereiten. Neben Full-HD-Auflösung (1920 mal 1080 Pixel) ist auch ein sogenannter Triple-Tuner für den Empfang von DVB-C (Kabel), DVB-T (Antenne) und DVB-S (Sat) heute quasi schon Standard. Sinnvoll und praktisch sind mehr als ein HDMI-Anschluss und ein USB-Anschluss mit Aufnahme-Funktion.
Immer mehr Flat-TVs bieten auch Online-Zugang. „Durch den Internetanschluss wird das Programmangebot erheblich erweitert“, erklärt Michael Schidlack. So könnten die meisten Geräte etwa auf die Mediatheken der Sender zugreifen. „Dadurch kann selbst dann noch eine Sendung gesehen werden, wenn sie nicht aufgezeichnet wurde.“
Neben diversen Apps bieten viele Fernseher auch einen Browser zum Surfen. Das funktioniert jedoch oft nur mit Einschränkungen: „Internetseiten bauen sich auf dem Fernseher deutlich langsamer auf als am Computer“, sagt Peter Knaak von der Stiftung Warentest. Nervig sei auch die Eingabe von Adressen mit der Fernbedienung.
Bleibt noch die Frage nach der Zukunftssicherheit. Wie sieht es mit Fernsehern aus, die bereits Ultra-HD unterstützen, also die vierfache Full-HD-Auflösung? „Derzeit spielt Ultra-HD noch keine Rolle für den Verbraucher“, erklärt Michael Schidlack. Es dauere noch viele Jahre, bis erste Ultra-HD-Programme gesendet würden.