Kinoleinwand auf dem Schreibtisch: Der Trend zum Riesenmonitor

Berlin (dpa/tmn) — Wer am Computer mit vielen Anwendungen gleichzeitig arbeitet, stellt sich oft zwei Monitore nebeneinander. Es gibt aber auch PC-Displays im Format 21:9, die schon alleine fast 70 Zentimeter breit sind.

Für wen lohnen sich die Riesen?

Als die Bilder breiter wurden: Bei den alten Röhrenfernsehern und -monitoren war lange Zeit ein Seitenverhältnis von 4:3 Standard. Dann hielt das Breitbildformat 16:9 Einzug in Wohn- und Arbeitszimmer und brachte mehr Platz auf dem Desktop und unbeschnittene Filmbilder mit. Inzwischen gibt es aber auch Monitore im Format 21:9, die in der Breite fast 70 Zentimeter messen. Mindestens 400 Euro werden für solche Riesendisplays fällig.

Interessant sind sie vor allem für Nutzer, die viele Programme und Dokumente gleichzeitig nutzen wollen, erklärt Timm Hoffmann vom IT-Verband Bitkom. Wer umfangreiche Tabellenkalkulationen, Grafiken oder Bilder bearbeitet, braucht oft jeden Zentimeter Platz. „Außerdem werden durch die Größe und die Auflösung auch Gamer und Filmfans angesprochen, die ihre Inhalte ohne schwarze Balken genießen möchten“, sagt der Experte.

21:9 entspricht zwar dem Cinemascope-Format aus dem Kino, am Schreibtisch ist es am Anfang aber trotzdem ein wenig ungewohnt. Man könne anfangs das Gefühl haben, „durch einen Briefschlitz zu schauen“, schreibt Redakteur Stefan Porteck in der Computerzeitschrift „c't“ (Ausgabe 16/2013). Er warnt: „Wer bislang an einem 22- oder 24-Zoll-Monitor gearbeitet hat, wird die 21:9-Displays wahrscheinlich als zu gedrungen empfinden.“

„Man muss schon etwas nach hinten rutschen, um alles zu sehen“ sagt auch Jenny Braune von der Stiftung Warentest. Viele Nutzer würden zwei kleinere, leicht angewinkelte Monitore als angenehmer empfinden. Für ein entspanntes Arbeiten sollten vor allem große Monitore seitlich drehbar und in der Höhe verstellbar sein.

Bitkom-Experte Hoffmann hält es aus eigener Erfahrung aber gar nicht für nötig, den Monitor komplett im Blick zu haben: „Ich schiebe mir Grafiken, Word-Dokumente und anderes auf die linke Seite, rechts wird mir der Bildschirminhalt eines zusätzlichen Geräts angezeigt und in der Mitte die eigentliche Arbeitsfläche“, erklärt er. Wer mit zwei Rechnern arbeitet, müsse nicht mehr zwischen diesen hin- und herwechseln, sondern könne im Splitscreen-Modus beide gleichzeitig auf dem Schirm haben. Diese Funktion bieten fast alle Riesenmonitore.

Mit dem sogenannten Mobile High Definition Link (MHL) lassen sich auch Smartphones und Tablets, die den Standard unterstützen, direkt mit dem Monitor verbinden. Der Adapter dafür, der die mobilen Geräte auch mit Strom versorgt, kostet rund 40 Euro. „Wer häufig Präsentationen auf dem Smartphone dabei hat, kann diese so schnell seinen Kollegen auf einem großen Monitor zeigen“, so Hoffmann.

Kaum Probleme sehen die Experten bei den Anforderungen an den Computer: „Einen HDMI-Ausgang hat jeder moderne PC“, so Warentesterin Braune, auch die Grafikkarten dürften mit dem ungewöhnlichen Bildformat in der Regel nicht überfordert sein. Alle modernen Betriebssysteme unterstützen Auflösungen von 2560 mal 1600 Bildpunkten, ergänzt Timm Hoffmann.

Damit die hohe Auflösung auch beim Spielen zur Geltung kommt, braucht der PC aber eine leistungsfähige Grafikkarte. Bei sehr schnellen Spielen, zum Beispiel Shootern, könne es auf den breiten Displays außerdem zu minimalen Verzögerungen beim Bildaufbau kommen. Wer die vermeiden will, sollte beim Kauf des Monitors auf eine möglichst niedrige Reaktionszeit achten. Sie wird in der Regel in Millisekunden (ms) angegeben.

Der Energieverbrauch der neuen Geräte hält sich in Grenzen. Das gleiche gilt allerdings für die Alternative, sagt Jenny Braune: „Auch zwei kleine Monitore verbrauchen inzwischen nicht mehr als die berühmte 60-Watt-Glühlampe.“ Wer noch einen aktuellen und nicht zu kleinen Monitor zu Hause stehen hat, sollte sich die Anschaffung grundsätzlich gut überlegen, rät sie. Denn auch ein drei Jahre altes Modell sei heute fast immer noch auf dem Stand der Technik.

Wer wirklich mehr Platz braucht, kauft sich daher besser einen kleinen zweiten Monitor und kommt dabei deutlich günstiger weg. Hinzu kommt, dass sich das Doppelpack deutlich flexibler nutzen lässt, erklärt Hoffmann: „Bei zwei Screens kann man sogar einen hochkant auf den Schreibtisch stellen.“ Wer einen 70-Zentimeter-Monitor so aufstellt, braucht für den oberen Bildrand dagegen vermutlich eine Trittleiter.