Kleine Kompaktanlagen spucken große Töne

München (dpa/tmn) - Stereoanlagen bestanden früher oft aus mehreren Lagen für Radio, CD-Player und Verstärker. Bei Kompaktanlagen stecken dagegen alle Teile in einem Kasten. Und viele Modelle bieten inzwischen noch mehr Funktionen, vom Digitalradio bis zum iPod-Anschluss.

Mit MP3-Playern oder Smartphones ist Musik heute überall. Trotzdem sind Musikanlagen für das Zuhause noch immer sehr beliebt. „Von den sogenannten Audio Home Systems wurden 2011 rund 1,3 Millionen Stück verkauft“, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Immer seltener ist allerdings, dass das Audiosystem aus mehreren Komponenten besteht und ein eigenes Regalbrett braucht. Kleine Kompaktanlagen brauchen weniger Platz und passen so auch in die Küche oder ins Schlafzimmer.

Bei solchen Anlagen ist die gesamte Audioelektronik in einem Gehäuse verstaut, maximal sind nur noch zwei Boxen anzustöpseln. Lästiges Kabelstecken bei der Inbetriebnahme entfällt. Die meisten Minianlagen bieten Radio, CD-Player und Verstärker in einem. Im höheren Preissegment gibt es auch ab und an Unterstützung fürs Heimkino. „Die Integration von Bildmedien wie DVD oder Blu-ray in Kompaktanlagen wird vereinzelt angegangen“, sagt Axel Grüning vom Audiofachhändler Hifi Concept aus München. Die meisten Käufer haben aber nach wie vor einen eigenen DVD- oder Blu-ray-Player.

Gefahr droht dem HiFi-Markt aus dem Lager der sehr beliebten Docking Stations: „Da gibt es eine völlig neue Spezies, die den klassischen Kompaktanlagen zunehmend das Leben schwermachen“, erklärt Grüning. Deshalb haben auch Kompaktanlagen immer öfter die passenden Anschlüsse für Apple-Geräte. Über einen USB-Stick lassen sich oft auch Speichersticks mit Musikdateien anschließen. Ein analoger Audioeingang ist wichtig für alle Nutzer, die ältere Geräte wie einen Schallplattenspieler mit ihrer Anlage koppeln wollen.

Wer einen DSL-Anschluss besitzt, kann Kompaktanlagen inzwischen auch oft zum Empfang von Internetradio einsetzen, das Digitalradio DAB+ ergänzt bei vielen Geräten den klassischen UKW-Empfänger. Musik vom Rechner kommt am leichtesten per WLAN und DLNA zur Anlage, immer häufiger unterstützen Kompaktanlagen auch die Airplay-Technologie für alle Programme und Geräte von Apple. „Man steuert via Smartphone als Fernbedienung iTunes am Rechner, und der Ton wird in brauchbarer Qualität an der Anlage wiedergegeben“, erklärt Audioexperte Grüning.

Vor allem günstige Anlagen locken den Kunden mit mitgelieferten Lautsprechern. Wer sich vor dem Kauf nicht sicher ist, ob die mitgelieferten Boxen einen angenehmen Klang haben, sollte einen Test vor Ort nicht scheuen: „Ein Probehören beim Händler sollte selbstverständlich sein“, findet Roland Stehle von der gfu. Im Zweifelsfall kann sich der Kunde dann immer noch für zusätzliche Lautsprecher entscheiden. Aber Vorsicht: In vielen Fällen können Kompaktanlagen nicht problemlos mit anderen Boxen kombiniert werden.

Von einem übereilten Kombikauf von Anlage und Boxen rät Axel Grüning generell ab: „Die Hersteller von Elektronik haben oftmals kein glückliches Händchen beim Boxenbau, das können Spezialisten eindeutig besser.“ Für ein Paar qualitativ hochwertige Lautsprecher müssten Klanggenießer schon in einer Preiskategorie ab 500 Euro denken, findet der Audioexperte. Damit sind die Boxen unter Umständen aber teurer als die Anlage.

Kompaktanlagen gibt es für jeden Geldbeutel: „Für Audioanlagen beginnen die Preise bereits unter 50 Euro“, sagt gfu-Sprecher Stehle. Klangpuristen mit großer Brieftasche könnten aber auch bis zu 4500 Euro ausgeben. Realistischer sind Preise um 300 Euro: Bei einem Test von 13 Kompaktanlagen der Stiftung Warentest erhielten die beiden teuersten Geräte auch die besten Noten: Zwischen 350 und 400 Euro müssen Käufer dafür investieren. Allerdings wurden auch günstigere Modelle um 250 Euro schon mit „Gut“ bewertet. Noch preiswertere Anlagen unter 200 Euro schnitten dagegen höchstens „Befriedigend“ ab.