Kryptische Kürzel - Gerätebezeichnungen sorgen für Verwirrung
Starnberg/Berlin (dpa/tmn) - Wer ein technisches Gerät anschaffen möchte, verliert oft zuerst die Übersicht - und dann die Nerven. Denn viele Hersteller geben ihren Produkten ellenlange und unverständliche Bezeichnungen.
So lassen sich die kryptischen Kürzel entziffern:
Jetzt im Handel: Ein 42LW4500, der neue VSX-421-K und das X93SV-YZ225V. Was aussieht wie das Ergebnis einer Begegnung von Stirn und Computertastatur sind in Wahrheit die offiziellen Produktbezeichnungen für technische Geräte - in diesem Fall ein Fernseher, ein AV-Receiver und ein Notebook. Hersteller finden sich in ihren Namens-Systemen zurecht - im Gegensatz zu Käufern, für die ein Blick in die technischen Daten wichtiger ist.
Teilweise ist die Unordnung einfach aus der Not geboren, erklärt Ulrich Silberbach von der Firma DCI, die unter anderem Datenblätter für Onlinehändler bereitstellt. „Früher hatten die Hersteller nur wenige Produkte und Serien, die waren sehr viel leichter zu benennen.“ Heute bringen gerade internationale Konzerne jedes Jahr unzählige Varianten in verschiedenen Reihen auf den Markt. Kryptische Kürzel helfen da zumindest dem Hersteller, den Überblick zu behalten. „Für den Verbraucher gibt es aber oft keine einfache Möglichkeit, Produkte zu erkennen und zu unterscheiden“, sagt Silberbach.
Völlig willkürlich gewählt sind die Namen aber trotzdem nicht, erklärt Silberbach: „Zumindest bei manchen Geräten stecken darin klare Hinweise“. Bei Fernsehern der Firma Samsung geben die ersten beiden Buchstaben zum Beispiel einen Hinweis darauf, ob der Fernseher ein LCD- oder Plasmadisplay hat, erklärt das Onlinemagazin „Chip.de“. Danach folgt die Bildschirmdiagonale in Zoll und ein Buchstabe für den Jahrgang - „D“ steht etwa für Modelle von 2011. Ähnlich ist es bei Fernsehern von LG: Hier kommt zuerst die Diagonale und dann die Displaytechnologie.
Allerdings lässt sich längst nicht jede Bezeichnung so lesen, warnt Jenny Braune von der Stiftung Warentest: „Bei manchen Herstellern ist hinter Produktnamen eine Methode zu erkennen, andere sind aber selbst für uns völlig undurchschaubar.“ Hinzu kommt, dass jeder Hersteller sein eigenes System verwendet. Wer ein Kürzel entziffern kann, versteht deshalb längst nicht jedes andere. Außerdem gehen viele Hersteller mit ihrem eigenen System nicht besonders konsequent um, lassen Ausnahmen zu oder ändern die Benennung in regelmäßigen Abständen.
Ulrich Silberbach geht davon aus, dass hinter den kryptischen Kürzeln mehr als Pragmatismus steht. „Die Firmen stellen damit ihren eigenen Namen mehr in den Mittelpunkt.“ Denn so sagt ein Kunde nicht „Ich habe den Fernseher X“, sondern „Ich habe einen Fernseher von der Firma Y“. Manche Unternehmen geben ihren Geräteserien zwar eigene Namen - das gilt zum Beispiel bei Sony die Vaio-Notebooks oder bei Panasonic die Viera-Fernseher. Aber auch das ist nur ein Markenname. „Technisch haben solche Modelle nicht viel miteinander gemein“, sagt der Branchenkenner. „Das ist nicht wie beim Auto, wo jeder Golf auf der gleichen Plattform basiert.“
Es gibt allerdings Geräte, bei denen der Durchblick etwas leichter ist. „Kameras sind in vielen Fällen relativ klar durchnummeriert“, nennt Silberbach ein Beispiel. „Bei Notebooks und Fernsehern gibt es da deutlich mehr Verwirrung.“ Einige kleinere Hersteller verwenden zwar für ihre Produkte wenige richtige Namen. Aber das führe unter Umständen auch zu Konfusion, sagt Jenny Braune. „Da kommt dann jedes Jahr ein Fernseher in den Handel, der genauso heißt wie der Vorgänger, aber andere Features hat.“
Verbrauchern bleibt bei der Flut an Gerätevarianten und Kürzeln nur der genaue Blick auf die technischen Daten. „Ich würde nie nur nach dem Produktnamen gehen, sondern immer auch die Ausstattung prüfen“, rät Braune. Theoretisch lassen sich Fernseher, Notebooks und Co. zwar auch anders identifizieren - zum Beispiel über die sogenannte Global Trade Item Number (GTIN), früher als EAN (European Article Number) bekannt.
Mit ihr ist theoretisch jedes Produkt gekennzeichnet. Herstellern und Händlern soll so die Erfassung und Verwaltung von Waren erleichtert werden. Für Verbraucher ist die GTIN aber eher ungeeignet, warnt Ulrich Silberbach, weil viele Onlineshops sie gar nicht anzeigen. So werden bei einer Internetsuche womöglich gute Angebote übersehen.