Lotse im Formulardschungel: Die Steuererklärung am PC
Berlin (dpa/tmn) - Verlustvortrag, Progressionsvorbehalt: Spätestens wenn Fachchinesisch ins Spiel kommt, ist für viele die Schmerzgrenze erreicht. Sie kapitulieren vor ihrer Steuererklärung - und verschenken damit oft Geld.
Doch elektronische Hilfe ist nah.
Um Geld herauszubekommen, muss man manchmal erst Geld in die Hand nehmen. Was widersinnig klingt, ergibt bei der Steuererklärung durchaus Sinn. Denn Steuersoftware kostet meist etwas, kann den Nutzer aber auch sicher durch den Steuerdschungel führen. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu im Überblick:
Gibt es keine kostenlosen Programme?
Die Finanzverwaltung bietet die Software ElsterFormular kostenlos an. Hilfe beim Ausfüllen der Formulare bietet sie aber nur „im Umfang der amtlichen Anleitung“. Anfänger fahren daher oft besser mit einem Kaufprogramm oder Online-Erklärungen wie Steuerfuchs.de, dem Internet-Sparbuch von Wiso oder Taxango.de.
Wie viel Geld muss ich ausgeben?
Vollprogramme kosten in der Regel 30 bis 40 Euro. Allerdings kauft man damit meist viele Zusatzfunktionen, die gar nicht nötig sind. Abgespeckte Versionen, die wirklich nicht mehr als die Einkommenssteuererklärung beherrschen, gibt es oft schon für 15 Euro. „Wenn man Geld wiederkriegt, sind es eigentlich immer mehr als 15 Euro“, sagt Michael Nischalke von der Stiftung Warentest. „Das lohnt sich also auf jeden Fall.“ Allerdings fehlten bei den günstigen Programmen manchmal zusätzliche Erläuterungen, etwa in Form von Videos oder gedruckten Handbüchern. Bei den Onlinediensten zahlen Nutzer pro abgegebener Erklärung, üblich sind 10 bis 30 Euro.
Brauche ich jedes Jahr ein neues Programm?
Für jedes Steuerjahr gibt es neue Programmversionen. Deshalb muss auch jährlich eine neue Version her. Viele Firmen bieten deshalb Laufzeitverträge: Wer sich mehrere Jahre an ein Programm bindet, bekommt einen Rabatt. Ist man mit seiner Steuersoftware zufrieden, kann das durchaus sinnvoll sein, nicht nur wegen der Ersparnis: Viele immer noch gültige Eckdaten werden automatisch aus dem Vorjahr übernommen.
Welche Software ist die beste?
Die Zeitschrift „Computerbild“ hat sechs Programme der drei großen Hersteller getestet (Ausgabe 6/13). Jeweils zwei Anwendungen von Buhl (Wiso Steuersparbuch 2013 und Tax 2013) und der Akademischen Arbeitsgemeinschaft (Steuer-Spar-Erklärung 2013 und SteuerEasy 2013) wurden mit „gut“ bewertet, zwei Lexware-Programme (Taxman 2013 und Quicksteuer 2013) schnitten mit „befriedigend“ etwas schlechter ab. Rechenfehler macht kaum noch ein Steuerassistent, urteilten die Tester. Auch die Zeitschrift „PC Welt“ hat Programme der drei Firmen getestet und keine gravierenden Mängel entdeckt (Ausgabe 3/13).
Worauf muss ich beim Kauf achten?
Wichtig für Einsteiger ist vor allem ein sogenannter Interviewmodus. Damit bekommt der Nutzer die gefürchteten Formulare gar nicht erst zu sehen. Stattdessen stellt das Programm gezielt leicht verständliche Fragen und setzt die eingetippten Antworten und Zahlen für den Nutzer unsichtbar in die Formulare ein. Wichtig ist außerdem, dass der Hersteller Updates anbietet - und der Nutzer sie auch installiert. „Die Programme werden ja im November oder Dezember erstellt“, erklärt Udo Strick vom Verein Lohnsteuerhilfe Bayern. „Bis zur Veröffentlichung gibt es aber immer neue Urteile oder rechtliche Regelungen, die dann noch nicht berücksichtigt sind.“
Wie lange dauert die Steuererklärung mit Software?
„Auch mit dem Programm drückt man nicht einfach zwei Knöpfe und ist in einer Viertelstunde fertig“, warnt Warentester Nischalke. „Man muss sich schon darauf einlassen und die Erläuterungen aufmerksam lesen.“ Ungefähr einen Abend sollten sich Steuerzahler dafür also mindestens freiräumen, denn alleine fürs Sortieren der Unterlagen geht einiges an Zeit drauf. Diese Arbeit nimmt einem die Software nicht ab.
Wer hilft bei Problemen?
Die meisten Software-Hersteller bieten eine Hotline, bei der Nutzer mit Problemen anrufen können. Manchmal kostet der Anruf Geld, dann telefoniert man aber auch mit einem Experten, was bei komplexen Fällen sinnvoll sein kann: „Es gibt Spezialregelungen, die man kennen und würdigen muss“, sagt Steuerexperte Strick. „Da kann ein Kreuzchen im Formular einen Unterschied von mehreren Hundert Euro ausmachen.“
Wie kommt die Software-Steuererklärung zum Finanzamt?
Man kann die Erklärung weiterhin ausdrucken und per Post verschicken. Die Programme können die Erklärung aber auch elektronisch ans Finanzamt weiterleiten. Dann muss nur noch eine sogenannte komprimierte Version ausgedruckt und unterschrieben per Post verschickt werden - es sei denn, man nutzt zur Übermittlung ein Software-Zertifikat, das die Steuerverwaltung kostenlos ausstellt.
Kann ich das Programm nach der Steuererklärung löschen?
Michael Nischalke rät, mit der Deinstallation zumindest bis zum Steuerbescheid zu warten. Denn mit der Software kann man noch Änderungen oder Berichtigungen einreichen. Und für elektronische Erklärungen gibt es einen elektronischen Bescheid. Diesen wertet die Software aus - und liefert Anhaltspunkte für einen möglichen Einspruch.