„Mariechen hat Hunger“ - Sigmar Gabriels Twitter-Stunde
Berlin (dpa) - „Gleich geht's los“, kündigt der SPD-Parteivorstand aufgeregt an, als gehe um die Eröffnung der Olympischen Spiele.
Dabei findet eine Internet-Fragestunde mit Sigmar Gabriel statt, seine erste über den Kurznachrichtendienst Twitter. Kurz darauf meldet sich der Hauptakteur mit seiner ersten Botschaft zu Wort: „Mariechen ist abgefüttert. Der Kaffee ist da, also kann's losgehen“.
Im schwarzen Polo-Hemd hat sich Sigmar Gabriel in seiner Magdeburger Wohnung vor dem Laptop in Position gesetzt. Das sieht man auf einem von Gabriel veröffentlichten Standbild. Hier will er der Twitter-Gemeinde unter dem Schlagwort „fragsigmar“ eine Stunde lang Rede und Antwort stehen. Seine dreimonatige Vaterschaftspause für Tochter Marie hat der SPD-Vorsitzende dafür wieder einmal kurz unterbrochen.
Mit seinem Banken-Bashing ist Gabriel vor einer Woche auf die erhofft große Resonanz gestoßen. Jetzt möchte er testen, wie das Thema - mit dem er sich möglicherweise auch die SPD-Kanzlerkandidatur sichern will - bei der Kurznachrichten-Community so ankommt.
Doch die interessiert sich erst einmal für ganz andere Dinge. „Euch ist klar, dass Ottine und Oto Normalbürger Freitag 10 Uhr arbeitet & keine Zeit zum Twittern hat“, empört sich ein Follower, also einer von Gabriels Kurznachrichten-Empfängern. Gabriel gibt sich reuig. „Sitzen Sie allein am Computer?“, fragt ein anderer skeptisch. „Das kriege ich gerade noch hin“, lautet die Antwort des SPD-Chefs.
„Papa sein ist klasse“, ruft ihm ein weiterer Follower zu. „Nix is`s schöner“, antwortet der SPD-Vorsitzende. Auf dem falschen Fuß wird er bei der Frage erwischt, ob sein Kaffee aus dem Fair- Trade-Handel stamme. „Ehrlich gesagt, weiß ich es gar nicht. Aber ich werde es mal prüfen“, verspricht Gabriel. Follower „Xikaro“ stören die auf dem Foto sichtbaren goldfarbenen Türbeschläge in der Wohnung des Obersozialdemokraten. „Is' ne Mietwohnung“, gibt der als Erklärung zurück. „So wird das nix mit Merkelnachfolge“, mischt sich „Magirus“ ein.
Dann wird es doch noch politisch. „Warum sagen Sie eigentlich immer "Frau Merkel" mit so einem leichten Unterton, wenn Sie von der Bundeskanzlerin sprechen?“ ist Dagobert Rubik aufgefallen. „Mach ich - glaube ich - garnicht“, zeigt sich Gabriel überrascht.
Etwas kurz kommt das eigentlich vorgegebene Thema - die Frage, wie angesichts der Euro-Schuldenkrise mit den Banken umzugehen ist. Der Follower „sWalterli“ wünscht sich eine klare Haltung der Sozialdemokraten: „SPD vs. Wallstreet. Good luck“, twittert er. „In der 150jährigen Geschichte der SPD gab es mächtigere und schlimmere Gegner“, gibt sich Gabriel ausgesprochen kampfeslustig.
„Begonnen hat es doch schon als Herr Schröder Bundeskanzler war. Oder?“, stichelt ein anderer Internetnutzer. „Begonnen hat es in den USA. Und wir dachten irgendwann, wir müssten mitmachen. Wir haben daraus gelernt“, entgegnet Gabriel. „Letztlich steckt ihr doch alle unter einer Decke“, ist ein weiterer Diskutant fest überzeugt.
Dann ist die Zeit schon vorbei. „Jetzt ist der Kaffee alle und Mariechen hat Hunger“, verabschiedet sich Sigmar Gabriel mit zwei durchaus triftigen Gründen. „Bis zum nächsten Mal - zu arbeitnehmerfreundlicheren Zeit“.
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