Milliarden-Kreditpolster für Zynga
New York (dpa) - Der „Farmville“-Entwickler Zynga hat sich vor dem geplanten Börsengang noch einen Milliardenkredit gesichert. Das geht aus neuen Unterlagen hervor, die Zynga am Donnerstag bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichte.
Mit der im Juli ausgehandelten Kreditlinie von einer Milliarde Dollar könnte sich Zynga Geldzufluss für den Fall sichern, dass der Gang aufs Parkett angesichts der aktuellen Marktturbulenzen aufgeschoben werden muss.
Der aktualisierte Antrag für den Börsengang listet auch die Ergebnisse von Analysen zum Wert des Spieleanbieters auf. So sei Zynga im März von externen Experten auf 11,15 Milliarden Dollar taxiert worden. Einen Monat zuvor sei eine andere Hochrechnung allerdings nur auf einen Wert von knapp fünf Milliarden Dollar gekommen. Zur Ankündigung des Börsengangs Anfang Juli wurden bereits mögliche Bewertungen von bis zu 20 Milliarden Dollar ins Gespräch gebracht.
Im neuen Papier bestätigt Zynga auch, dass nur wenige Nutzer Geld ausgeben. Traditionell liege der Anteil der zahlenden Spieler bei weniger als fünf Prozent, hieß es. Man gehe auch davon aus, dass die Quote gering bleiben werde. Angesichts der bis zu 270 Millionen Spieler im Monat bleibt aber auch so einiges in den Zynga-Kassen hängen.
Für das Jahr 2010 gibt das Unternehmen einen Gewinn von gut 90 Millionen Dollar bei fast 600 Millionen Dollar Umsatz an. Den Großteil des Geschäfts macht Zynga nach wie vor bei dem Online-Netzwerk Facebook. Am beliebtesten ist dabei die virtuelle Stadt von „CityVille“, gefolgt von „Empires & Allies“ sowie „FarmVille“ und „Texas HoldEm Poker“.
Auffälligerweise fehlt der russische Großaktionär DST in einer aktuellen Liste der Anteilseigener mit einer Beteiligung von mehr als fünf Prozent. Ein DST-Sprecher sagte dem „Wall Street Journal“ dazu, der bisher bekannte Anteil von 5,8 Prozent sei auf unterschiedliche Firmen verteilt worden und tauche nur deshalb nicht mehr in der Aufstellung auf.
In dem aktualisierten Börsenantrag räumte Zynga auch einen Buchhaltungsfehler ein, durch den der Umsatz für das erste Quartal jetzt um 7,5 Millionen Dollar höher ausgewiesen wurde. Es ist zwar nur ein kleineres Problem, damit muss aber schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ein hoffnungsvoller Börsenaspirant aus der Internet-Branche seine Zahlen anpassen.
Die Schnäppchen-Website Groupon nahm diese Woche nach Druck von Regulierern eine Berechnungsmethode für die Geschäftszahlen zurück, bei der Kosten für Kunden-Gewinnung ausgeklammert wurden. Der Unterschied zwischen den beiden Ergebnissen zeigt, wie schwer die hohen Marketing auf den Groupon-Finanzen liegen. Bei der geschönten Berechnung kam Groupon für das vergangene Jahr auf ein Plus von gut 60 Millionen Dollar, bei konventioneller Buchhaltung ergibt sich ein operativer Verlust von 420,3 Millionen Dollar.
Die jetzt veröffentlichten Zahlen zum zweiten Quartal zeigten zudem, dass es Groupon immer noch nicht gelingt, wachsende Umsätze in bessere Ergebnisse umzumünzen. Die Erlöse stiegen im Vergleich zum ersten Vierteljahr um 36 Prozent auf 878 Millionen Dollar. Der Quartalsverlust blieb bei über 100 Millionen Dollar.