Moderne Schatzsuche via GPS führt an verborgene Orte
Frankfurt (Oder)(dpa) - Verlassene Kasernen, ein mächtiger Baum im Wald oder die Bank im Lieblingspark: Geocaching führt an verborgene Orte oder zeigt Altbekanntes irgendwie neu.
Die Schnitzeljagd via GPS-Gerät hat ist in den vergangenen Jahren zur einer beliebten Freizeitaktivität geworden. Koordinaten aus dem Internet eingetippt und los geht die Suche.
Über 280 000 Verstecke listet das Verzeichnis geocaching.com für Deutschland inzwischen auf. Die meisten haben sich Privatleute und Hobby-Sucher ausgedacht. Aber auch Vereine und Stiftungen entdecken die Schatzsuche zunehmend für sich: Sie legen eigene Caches, wie die versteckten Filmdosen, Brotboxen, Brillenetuis oder Plastikschachteln heißen. Mit der Schnitzeljagd werben sie zum Beispiel für sich als Tourismusziel.
„Das Spannende am Geocaching ist, dass man überall etwas finden kann - nicht nur 0815-Schlösser und -Burgen“, sagt Monique Müller. Sie ist Revierförsterin im Sauener Wald in Brandenburg bei der Stiftung August Bier. Vor vier Jahren hat sie angefangen, in ihrem Wald die kleinen Schatullen zu verstecken, und deren Koordinaten im Internet veröffentlicht. Sie kenne Familien, die ihre Ausflüge nur noch mit dem GPS-Gerät machten. „Bei uns suchen viele Schulklassen, aber auch ältere Menschen - gerade nach den kniffligen Verstecken.“
Auf dem Weg von Cache zu Cache lösen die Besucher des Waldes Rätsel über Bäume, Tiere - und über das kleine brandenburgische Straßenangerdorf Sauen mit seinen etwa 35 Häusern aus rotem Klinker. „Geocacher sind eine eingeschworene Gemeinschaft“, sagt Müller. Für die Verstecke gibt es Regeln: Zum Beispiel müssen sie mehrere Meter voneinander entfernt liegen, und verbuddelt werden dürfen die Behälter eigentlich auch nicht. In einem winzigen Büchlein können die Finder dann ihre Pseudonyme eintragen und sich so verewigen.
Brandenburg hat es in der Szene zu einigem Ruhm gebracht. Denn der allererste Cache Deutschlands soll hier versteckt worden sein: eine Keksdose im Oktober 2000 unter dem Namen „First Germany“ bei Königs Wusterhausen südlich von Berlin. Damit schwappte die Idee aus den USA nach Deutschland. Fast 9000 Caches liegen mittlerweile irgendwo versteckt in Brandenburg, wie das größte Geocaching-Verzeichnis im Internet angibt. In Berlin sind es rund 3000.
„Ich finde, Geocaching eignet sich super, um eine Region kennenzulernen - ich habe so zum Beispiel eine geheime Badestelle gefunden“, erzählt Thekla Noack. Die 22-Jährige hat ihre Leidenschaft für die GPS-Suche im vergangenen Jahr entdeckt: Damals hat sie ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der Stiftung August Bier angefangen. Nun entwirft sie eine eigene Such-Strecke mit fünf Stationen: „Es geht um ausländische Baumarten in einer Art modernem Naturlehrpfad.“ Und wie sollte es anders sein: Ihre Caches sind meist in oder an Bäumen versteckt.
Auch einige kommerzielle Tourismus-Anbieter haben die Idee des Geocachings ausgegriffen, eher zum Leidwesen der Hobby-Sucher. Lutz Weichelt ist einer dieser Anbieter. Für seine Brandenburg-Safaris bestimmt er die Verstecke und die Koordinaten allerdings selbst. Die Teilnehmer finden auch keine Brotbox mit einem Zettel, sondern Schnäpse oder Sektflaschen. „Sonst wäre das für meine Gruppen zu schwierig - und es soll ja auch Spaß machen“, sagt Weichelt.
Tatsächlich hört sich Geocaching oft einfacher an, als es ist: GPS-Geräte funktionieren nur auf etwa zehn Meter genau, schlechtes Wetter, Bäume oder Berge können die Suche stören. „Das ist schon eine kleine Wissenschaft für sich“, meint Noack. „Aber es lassen sich Dinge entdecken, an denen man als Wanderer einfach so vorbei geht.“