Nach Festnahme: „No-Name Crew“ hält sich bedeckt

Berlin/Wien (dpa) - Ruhe vor dem Sturm, oder Sturm im Wasserglas? Einen Tag nach der Festnahme eines Mitglieds der „No-Name Crew“ blieb es vorerst still um die Hackergruppe, die in Computer der Bundespolizei eingedrungen war.

Zuvor hatte sie unter anderem damit gedroht, den Schlüssel für eine veröffentlichte Datei mit hochbrisanten Daten der Behörden ins Netz zu stellen, sollte eines ihrer Mitglieder festgesetzt werden. Eine Veröffentlichung stehe wohl an, erklärten die Gruppenmitglieder in einem Interview des Internetportals gulli.com.

Die Hacker wollten aber sicherstellen, dass mit einer solchen Aktion nicht weitere Mitglieder gefährdet würden. Auch über Inhalt und Umfang der Datei hielten sich die Aktivisten bedeckt.

Die „No-Name Crew“ will seit Monaten die komplette Kommunikation von Bundespolizei und Zoll belauscht haben. Unter den abgegriffenen Daten sollen sich Mails, vertrauliche Korrespondenz und jede Menge „schmutzige Dinge“ befinden. Eine dieser Daten hatten die Hacker der Plattform Gulli.com zugespielt.

Dies belege, dass die Gruppe bereits 2009 Zugang zu den Behördenservern hatte, bestätigte ein Redakteur. Am Montag hatte die Polizei schließlich einen 23-Jährigen in Nordrhein-Westfalen festgenommen, dem Computersabotage in einem besonders schweren Fall vorgeworfen wird. Der Mann befindet sich inzwischen wieder auf freiem Fuß, nachdem er ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte.

Die wachsende Zahl von Angriffen auf Server von Unternehmen und Behörden führten die Mitglieder der „No-Name Crew“ gegenüber Gulli.com auf mangelnde Sorgfaltspflicht zurück. „Das liegt zum Großteil an der schlechten Administration der Seiten und der schlechten Beschaffung“, sagte ein Mitglied. „Viel zu oft werben Firmen Security-Experten an, die ihren "Expertenstatus" im Studium erworben haben.“ Dieser liege dann vielfach fünf Jahre zurück. „Was solche Firmen brauchen, sind Leute, die mit der Zeit gehen.“