Neue Wegweiser für Datenpakete: TU-Berlin ist dran

Berlin (dpa) - Drastisch reduzierte Download-Zeiten für Webseiten und andere Daten aus dem Netz verspricht ein Forschungsprojekt an der TU Berlin. Dazu müsse der zunehmende Datenverkehr im Internet intelligenter gesteuert werden, sagte die Informatikerin Anja Feldmann am Dienstag in Berlin.

Ihre Forschungen zielen darauf ab, Engpässe im Netz rechtzeitig zu erkennen und zu umgehen. „Die Internet-Infrastruktur hat sich die letzten 20 bis 30 Jahre kaum verändert“, sagte Feldmann, die am Mittwoch zusammen mit neun weiteren Wissenschaftlern den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhält. Ihr Team entwickelte den Prototyp für eine Technik mit der Bezeichnung „Provider-aided Distance Information System“ (PaDIS).

Diese nutzt Informationen der Internet-Zugangsanbieter über Staus im Netz. Der Provider könnte dann gezielt Anfragen aus dem Netz an Server leiten, die frei von Engpässen sind. Die Zeit für die Übertragung von Daten könnte nach Einschätzung der Forscher so um das Vierfache gesteigert werden. Der PaDIS-Prototyp werde demnächst getestet, sagte Professorin Feldmann.

Ähnlich wie Forscher in anderen Projekten weltweit arbeitet Feldmann mit ihrem Team an einem „Internet-Redesign“. Es gebe nur eine einzige Netz-Infrastruktur, die Anforderungen aber seien höchst unterschiedlich, erklärte die Wissenschaftlerin.

Die einen wollen möglichst anonym surfen, bei anderen Anwendungen kommt es auf eine genaue Identifizierung des Nutzers an. Online-Spieler benötigen möglichst kurze Reaktionszeiten im Netz. Beim Telefonieren übers Internet sollte es zu keinen Unterbrechungen kommen. „Das alles sind Widersprüche, die man schlecht auf derselben Architektur auflösen kann“, sagte Feldmann.

Ihr Team will daher „das Netz in mehrere Teilnetze, virtuelle Netze, splitten“. Diese erfüllen dann unterschiedliche Anforderungen, laufen aber auf derselben Infrastruktur. Für solche Teilnetze wären unterschiedliche Internet-Protokolle erforderlich - wie schwierig die Umstellung da ist, zeigt gerade der jetzt fällige Wechsel von IPv4 auf IPv6, einer neuen Version des Internet-Protokolls mit einer nahezu grenzenlosen Erweiterung des Adressraums.

Die Berliner Wissenschaftler, die auch mit Standardisierungsgremien wie der Internet Engineering Task Force (IETF) in Kontakt stehen, setzen aber darauf, dass mit dem zunehmenden Datenvolumen der Bedarf an neuen Lösungen wächst.

Feldmann besetzt an der TU Berlin eine Stiftungsprofessur der Deutschen Telekom mit der Bezeichnung „Intelligent Networks and Management of Distribute Systems“ (Intelligente Netze und das Management verteilter Systeme). Der Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert. Er wird am Mittwoch in Berlin an insgesamt zehn Wissenschaftler verliehen. Feldmann möchte mit dem Preisgeld die internationale Ausrichtung und Vernetzung des Projektes ausbauen.