Schluss mit dem Gesurre: PCs müssen nicht dröhnen
Berlin (dpa/tmn) - Vibrieren, Rauschen und Surren: Computer von der Stange nerven ihre Besitzer häufig durch laute Geräusche. Dabei muss heute kein PC mehr eine lärmende Kiste sein.
Sie klappern, surren oder pfeifen: Viele Personal Computer nerven durch die Geräusche, die vor allem Lüfter auf der Grafikkarte, am Netzteil oder auf der Hauptplatine von sich geben. Aber auch die Geräuschkulisse, die laut vibrierende Festplatten und DVD-Laufwerke oder schwingende Bauteile wie Kondensatoren und Drosseln erzeugen, strapazieren das Nervenkostüm der Anwender.
Der Lärmpegel ist in vielen Fällen auch dafür verantwortlich, dass dem Personal Computer der Weg ins Wohnzimmer versperrt bleibt, weil er dort als störend empfunden würde. Anders als in Büros oder Wohnungen in den USA oder Asien wird der lärmende Rechner hierzulande in der Regel auch nicht durch eine dröhnende Klimaanlage übertönt.
Die großen Hersteller wie HP, Acer, Medion oder Dell haben kaum Flüster-PCs im Programm, weil Business-Kunden und private PC-Käufer weltweit bislang zu selten nach wirklich leisen Rechnern mit Leerlaufwerten von 0,3 Sone oder weniger nachfragen. „Von den Marken-Herstellern hat eigentlich nur Apple einen möglichst geringen Lärmpegel zum Designziel bei der Konstruktion der Rechner gemacht“, sagt Benjamin Benz, Redakteur der Fachzeitschrift „c't“. Dafür seien die Geräte von Apple im Durchschnitt aber auch teurer als herkömmliche Windows-PCs. Den Bedarf nach leisen Windows-Rechnern wollen vor allem kleinere PC-Produzenten stillen, die Flüster-Computer im Programm haben.
Potenzielle PC-Käufer sollten sich jedoch zunächst darüber klar werden, was sie wirklich benötigen und dabei alle Anforderungen auf den Prüfstand stellen, bevor sie sich auf die Suche nach einem Flüster-PC machen. „Sie sollten alles weglassen, was sie nicht klar benötigen, nicht Hardware-Features auf Vorrat kaufen“, empfiehlt Benz. Wer auf seinem PC Office-Anwendungen laufen lässt, im Web surft und keine besonders anspruchsvollen Action-Spiele spielt, könne sich in der Regel eine spezielle Grafikkarte samt Lüfter sparen.
„Die Änderung muss im Kopf der Käufer stattfinden, denn in den Läden laufen vor allem die Computer gut, bei denen die Ausstattungsliste am längsten ist“, betont Benz. Ein hochgetaktetes Quad-Core-System mit einer Hochleistungs-Grafikkarte sei nämlich selbst mit erheblichem Aufwand kaum komplett leise zu bekommen.
„Jede Form von Leistung erzeugt in einem Personal Computer fast zwingend Lärm“, sagt auch Thomas Littschwager, Redakteur der Fachzeitschrift „Chip“. Mit der Beschränkung auf das wirklich Notwendige könne der PC-Käufer gleichzeitig Geld sparen und Lärm vermeiden.
Da häufig die Lüfter in den herkömmlichen Rechnern die lautesten Bösewichte sind, verzichten manche Hersteller sogar völlig auf die Ventilatoren und setzen stattdessen passive Systeme mit großen Kühlkörpern ein. Von dieser Strategie raten beide Experten allerdings ab. Es gebe zwar einige Hersteller, die dieses Verfahren wirklich beherrschten, meint Benz. „Allerdings sind diese Rechner dann auch vergleichsweise teuer.“ Auch Littschwager empfiehlt seinen Lesern eher den Einsatz von hochwertigen Marken-Lüftern, die die warme Luft leise in die Umgebung bewegen, als viel Geld in lüfterlose Systeme zu stecken. „Ein wenig Frischluft tut jedem PC gut.“
Inzwischen haben sich viele Anbieter auf leise PCs spezialisiert. In einem aktuellen Test der Zeitschrift „c't“ schnitt zum Beispiel das 12,5 Kilogramm schwere Consumer ATX System von Hush gut ab, das je nach Ausstattung ab 1800 Euro zu haben ist. Aber auch das Modell Mr. Office Pro Super Silent von Arlt (870 Euro) und der Turtle Silentium PC 2010 von Grey (600 Euro) wurden gut benotet. Sie eignen sich vor allem für Büroanwendungen, weniger für Spiele. Als leistungsstarke und leise Rechner bekamen in einem „Chip“-Test“ zum Beispiel Geräte der Baureihe Whisper Power von „PC-World.de“ gute Bewertungen.
PC-Bastler, die ihr System am liebsten selbst bauen, müssen neben den Lüftern vor allem die Laufwerke im Blick haben. So hat sich ein so genannter Wackelrahmen bewährt, bei dem die Festplatte in Gummidämpfern hängt. Aber auch bei den selbst zusammengestellten PCs gilt die Regel, dass man am besten auf Teile verzichtet, die man nicht unbedingt benötigt.