Nokia Lumia 800: Ein Smartphone als Retter

Berlin (dpa/tmn) - Das Lumia 800 soll Nokia und Microsoft ein großes Comeback im Smarpthone-Geschäft bringen, in dem Android-Geräte und Apples iPhone den Ton angeben. Ein Grund, sich das erste gemeinsame Werk der unter Druck stehenden Schwergewichte genauer anzusehen.

Es ist selten, dass gleich zwei Weltmarktführer ihre Hoffnungen so sehr mit einem Gerät verknüpfen. Doch für Nokia und Microsoft ist das Smartphone Lumia 800 so ein schicksalhaftes Produkt. Der finnische Handy-Primus, dem Apples iPhone und die vielen Android-Smartphones im Markt für Computer-Telefone die Luft abschnüren, braucht dringend ein konkurrenzfähiges Modell. Und Microsoft, die Nummer eins bei PC-Betriebssystemen, muss endlich seine Smartphone-Plattform Windows Phone vor der Stelle bekommen - ein Jahr nach dem Start liegt der Markanteil immer noch bei unter zwei Prozent.

Nokia hatte im Februar den Wechsel auf Windows Phone als Smartphone-Betriebssystem beschlossen. Das Lumia 800, das am Dienstag (15. November) in Deutschland auf den Markt kommt, ist das erste Modell aus dieser Partnerschaft. Es ist ein reines Windows-Phone-Gerät: Bedienung und Funktionen sind identisch mit anderen Smartphones mit dem Betriebssystem etwa von HTC oder LG. Hervorheben soll es sich durch das Design, die Kamera und Nokias Navigations-Dienst.

Nokia kommt gelegen, dass im Sommer das erste - und wahrscheinlich auch einzige - Smartphone mit dem gemeinsam mit Intel entwickelten Betriebssystem MeeGo fertig wurde, das N9. Das Lumia 800 sieht genauso aus: Ein nahtloses Polycarbonat-Gehäuse mit abgerundeten Kanten, damit es besser in der Hand liegt. Auf der oberen Kante sind die Anschlüsse: Ohrhörer und ein Mini-USB unter einer Plastik-Klappe, daneben der Einschub für die Micro-SIM. Die Farben: Klassisches Schwarz, Hellblau und ein kräftiges Pink.

Der Bildschirm ist leicht gewölbt, so dass er die Form des Geräts weiterführt und mit dem Gehäuse verschmilzt. Die Auflösung liegt bei 800 mal 480 Pixeln - bei einer Diagonale von 3,7 Zoll (rund 9,4 cm). Damit wirkt das Lumia-Display trotz leuchtender Farben mitunter sichtbar grobkörniger als etwa der Bildschirm des iPhone 4 mit seinen 960 mal 640 Pixeln. Die Kamera hat Weitwinkel-Optik von Carl Zeiss und einen 8-Megapixel-Sensor. Besonders stolz ist Nokia auf die serienmäßig integrierte Navigations-Anwendung mit einer 3D-Ansicht, bei der man den Stadtplan angewinkelt aus der Vogelperspektive betrachten kann.

Was die Software angeht, ist das Lumia 800 fest in der Hand von Microsoft. Kernstück des Bedienungskonzepts sind die bekannten großen Kacheln von Windows Phone in der Hauptansicht mit E-Mail, Kontakten oder Verknüpfungen zum App-Marketplace und dem Spielebereich Xbox Live. Selbst um eine kostenlose App wie Twitter herunterzuladen, muss man sich mit einem Windows-Live-Konto von Microsoft anmelden. Leben muss man auch damit, dass die meisten Apps in eine Endlos-Liste auf der zweiten Bildschirmseite verbannt werden. Die Preise für Apps in Microsofts Marketplace sind zum Teil deutlich höher als in der iPhone- oder Android-Welt.

Auf jeden Fall aber liefert Nokia für Microsofts anspruchsvolles Betriebssystem die angemessene Hardware. Egal ob es um E-Mail, Facebook oder Internet-Suche geht - das Lumia 800 zu nutzen ist wie in einem Magazin zu blättern, mit großen Schriften und bunten Bildern. Und der Prozessor mit 1,4 Gigahertz Taktfrequenz sorgt dafür, dass das Telefon blitzartig auf jeden Fingerzeig reagiert, gebremst höchstens durch die Geschwindigkeit der Internet-Verbindung. Die Touchscreen-Steuerung wird durch drei Tasten am Bildschirm-Rand ergänzt: Einen Zurück-Knopf, einen Direkt-Link zur Internet-Suche sowie einen „Windows“-Button, der auf die erste Bildschirmseite führt.

Beim Speicher müssen sich Nutzer des Lumia 800 mit 16 Gigabyte zufriedengeben, einen SD-Kartenslot gibt es nicht. Ebenso fehlt eine zweite Kamera auf der Bildschirmseite etwa für Videotelefonie. Nokia und Microsoft werden allerdings nicht müde zu betonen, dass es erst das Start-Gerät der Partnerschaft sei und schon an weiteren Produkten gearbeitet werde.