Nokia treibt digitale Kartendienste voran
San Francisco (dpa) - Nach dem Verlust der Marktführerschaft bei Handys treibt Nokia baut das Geschäft mit Geo-Software weiter aus und bietet diese künftig auch für mobile Geräte anderer Hersteller an.
Konzernchef Stephen Elop kündigte am Dienstag in San Francisco eine neue Online-Kartenplattform mit dem Namen „Here“ (Hier) an, die auch auf Smartphones mit dem Android-System von Google oder den iPhones von Apple laufen soll. Außerdem übernahm Nokia die US-Firma Earthmine, die sich auf 3D-Ansichten von Straßen spezialisiert.
Der einstige Handy-Weltmarktführer verstärkt damit die direkte Konkurrenz mit Google bei Online-Karten. Es soll auch Werkzeuge für Software-Entwickler geben, mit denen sie Apps schreiben können, die auf Nokia-Karten zugreifen. Dem Rivalen Apple hält Nokia noch einmal dessen Probleme vor Augen: Die vor einigen Wochen gestarteten ersten eigenen Apple-Karten für iPhone und iPad wurden von Nutzern scharf kritisiert. Konzernchef Tim Cook musste sich persönlich für die Fehler und mangelhaften Informationen entschuldigen. Inzwischen hat Apple allerdings viele Mängel in seiner Karten-Anwendung beseitigt.
Nokia unterstützt auch das Open-Source-Projekt Mozilla bei der Entwicklung eines eigenen Smartphone-Betriebssystems namens Firefox OS. Geplant sei eine mobile Version von „Here“ für Firefox OS, teilte das Unternehmen mit.Während Nokia Marktanteile im Handy-Geschäft verliert, will Elop das finnische Unternehmen zu einem führenden Spezialisten für digitale Karten ausbauen. Den Grundstein dafür legte Nokia bereits 2007 mit der Übernahme des Kartenspezialisten Navteq für rund acht Milliarden Dollar.
Inzwischen arbeitet auch Microsoft bei Kartendiensten eng mit Nokia zusammen - so sind die „Bing Maps“ des Software-Marktführers mit den Nokia Maps zusammengewachsen. Beide Unternehmen sind in einer engen Partnerschaft verbunden, Nokia setzt auf seinen neuen Smartphones das Microsoft-System Windows Phone ein.
Im Unterschied zu Google, Apple und Nokia verfolgt das Projekt OpenStreetMap (OSM) keine kommerziellen Ziele: Hier steuern weltweit mehr als 500 000 Freiwilllige Geodaten bei, die sie selbst erfassen. Auf der Grundlage dieses Datenbestands gibt es inzwischen eine Vielzahl von Geo-Anwendungen für unterschiedliche mobile Plattformen.