Nett im Netzwerk: Benimmtipps für Facebook, Xing und Co.
Berlin (dpa/tmn) - Soziale Netzwerke machen es leichter, Freundschaften zu pflegen. Doch wie im realen Leben gibt es auch für den Umgang mit virtuellen Freunden Regeln: Geschrei, schamlose Eigenwerbung und Gedankenlosigkeit kommen auch im Internet selten gut an.
In sozialen Netzwerken im Internet sind hunderte von Freunden schnell gesammelt. Ob man die Bekanntschaften behält, ist aber eine andere Frage. Denn im virtuellen Raum werden Umgangsformen aus dem analogen Alltag schnell ausgeblendet: Selbst eigentlich höfliche Menschen duzen dort Fremde, posten Eigenwerbung auf Pinnwänden anderer Nutzer oder erklären wahllos alle entfernten Bekannten zu ihren Freunden. Dabei gelten in sozialen Netzwerken eigentlich die gleichen Anstandsregeln wie auf der Straße oder im Büro.
Für Freundschaftsanfragen sollte man sich zum Beispiel immer Zeit nehmen - auch wenn der nächste Kontakt nur einen Klick entfernt ist. „Eine kurze Nachricht gehört bei neuen Bekanntschaften zum guten Ton dazu“, sagt Thor Alexander, Autor des Buches „Knigge für Soziale Netzwerke“. Wichtig sei außerdem, Anfragen bewusst zu verschicken und nicht den Eindruck zu vermitteln, man sammle wahllos neue Kontakte. Denn nicht jede berufliche Beziehung muss auch in einem sozialen Netzwerk auftauchen. „Wenn nur eine sehr lose Beziehung besteht, wirkt das Wort 'Freund' schnell zu intim und unpassend“, sagt Rainer Wälde, Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rates. Kommunikation ist auf den meisten Plattformen auch ohne Freundschaft möglich.
Erhält man selbst eine ungewollte Anfrage, sollte man seine Ablehnung mit einer kurzen Nachricht begründen. „Gerade wenn man mit der Person später noch zu tun hat, es sich zum Beispiel um einen Arbeitskollegen handelt“, rät Sebastian Dramburg, Anwalt für IT-Recht und Blogger aus Berlin. „Ein freundlicher Hinweis, dass man nur enge Freunde als solche hinzufügen will, nimmt einem selten jemand übel“, findet auch Knigge-Experte Wälde.
In sozialen Netzwerken lassen sich in Sekundenschnelle Mitteilungen an ein Dutzend Freunde verschicken. Da kann sich einiges an Nachrichten anstauen. So eilig wie E-Mails sind solche Mitteilungen aber meist nicht, erklärt Walde. „Innerhalb von einem Tag sollte man auf eine Netzwerk-Nachricht aber schon reagiert haben.“ Bevor Nachrichten oder Kommentare abgeschickt werden wird, liest man sie mindestens einmal gegen. „Sonst entsteht der Eindruck: Du bist mir die Zeit für gute Rechtschreibung nicht wert.“ Entdeckt man in einem schon geposteten Kommentar einen Fehler, wird er am besten gelöscht und neu geschrieben.
Und auch für den Inhalt der Nachricht gibt es ein paar Regeln. „Komplett kleingeschriebene Nachrichten gehen gar nicht“, findet Alexander. Ähnlich unangemessen sei es, alles in Großbuchstaben zu schreiben. „Das bedeutet, dass man schreit.“ Entfernte Bekannte oder Geschäftspartner einfach zu duzen, empfiehlt der Buchautor ebenfalls nicht: „Das macht man im echten Leben auch nicht.“ Emoticons, also kleine Smileys oder Herzchen, sollte man für geschäftliche Korrespondenz nicht verwenden, empfiehlt IT-Anwalt Dramburg. Knigge-Experte Wälde rät zum generellen Emoticon-Verzicht: „Einen guten Text versteht man auch ohne solche sprachlichen Krücken.“
Bei vielen Netzwerken wird den virtuellen Freunden angezeigt, welche Neuigkeiten man auf der eigenen Pinnwand postet. Wer hier mit zu vielen Belanglosigkeiten nervt, macht sich schnell unbeliebt, warnt Thor Alexander. Ebenfalls schwierig: Werbung für die eigene Firma oder das eigene Weblog machen. „In jedem zehnten Posting kann man das mal machen, aber dann wird es schwierig.“ Grob unhöflich findet Knigge-Experte Wälde Werbe-Postings an den Pinnwänden von anderen Netzwerk-Nutzern. „Auch bei Freunden geht das nicht.“ Auch in Internetforen oder Kommentarspalten von Blogs wird Werbung meist als Spam wahrgenommen und der Poster schnell gesperrt.
Generell seien Pinnwand-Patzer die größten Fettnäpfchen in Netzwerken. „Persönliche Themen sollte man nicht in der Öffentlichkeit ausbreiten“, sagt Wälde. Dafür gibt es die Nachrichtenfunktion. Bekommt man selbst einen unangenehmen Kommentar auf der Pinnwand, zum Beispiel „Gestern warst du ja richtig mies drauf!“, sollte man diesen aber nicht einfach löschen, rät der Experte: „Entscheidend ist nicht so sehr der Eintrag als die Reaktion. Auf einen Seitenhieb von einem Freund, auch wenn er misslungen ist, sollte man höflich und witzig antworten.“
Wenn Pinnwand-Diskussionen ausarten, ist oft ein sogenannter Troll die Ursache. „Trolle sind Personen, die bewusst andere Nutzer stören und provozieren wollen“, erklärt Thor Alexander. Diesem sollte man mit einer privaten Nachricht zu verstehen geben: Du störst, lass das! Rainer Wälde rät dagegen zu der Taktik „Don't feed the troll!“ („Nicht den Troll füttern!“). Denn sonst bekommt der Störer genau das, was er sich wünscht, nämlich Aufmerksamkeit. „Wenn es gar zu schlimm wird, darf man ihn ruhig blockieren oder melden“, sagt der Knigge-Vorsitzende.