NSA-Skandal: Acht Internet-Riesen kämpfen um Vertrauen

Die Unternehmen verbünden sich mit ihrer Forderung nach Reformen bei der NSA.

Washington. Wenn sich Erzrivalen wie Google und Microsoft in einem Team wiederfinden, muss die Lage ernst sein. Die beiden Firmen, die sonst kaum eine Gelegenheit für Seitenhiebe auslassen, haben inmitten des NSA-Skandals eine Koalition der Internet-Branche für eine Reform des staatlichen Überwachungssystems geschmiedet.

Mit an Bord sind auch Facebook, Apple, Yahoo, AOL sowie die Online-Netzwerke LinkedIn und Twitter. Die Unternehmen kämpfen darum, das Vertrauen der Nutzer wiederzugewinnen, das durch die aufgedeckten Schnüffeleien der US-Geheimdienste erschüttert wurde.

Bislang standen die US-Regierung, das Militär und die Geheimdienste im Zweifelsfall an der Seite der amerikanischen Hightech-Industrie. Der Staat gehörte zu den Geburtshelfern des Silicon Valley. Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin brachten Produktion und Ingenieure nach Kalifornien.

Im Kalten Krieg war der Rüstungswettlauf ein zentraler Antrieb für Investitionen in die Elektronik-Forschung. Auch die Keimzelle des Internets entstand seit den 60er Jahren mit massiver staatlicher Unterstützung.

In der Internet-Ära blieb das Verhältnis zwischen der Branche und dem Staat lange Zeit ungetrübt. Die Internet-Firmen konnten sich auf die Politiker in Washington verlassen.

Doch mit immer neuen Enthüllungen im Zuge des NSA-Skandals wurde das Vertrauensverhältnis auf die Probe gestellt. Nach den ersten Berichten über das Überwachungsprogramm Prism im Juni wiederholten die Unternehmen noch standhaft die wortgleiche Formulierung, dass sie Behörden keinen direkten Zugang zu ihren Servern gewährten.

In den vergangenen Wochen wurde die Distanz jedoch größer, der Ton kühler. Die Regierung habe es „vergeigt“, erklärte Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Der Geduldsfaden riss, nachdem die „Washington Post“ schrieb, dass die NSA Nutzerdaten systematisch zwischen den Rechenzentren von Google und Yahoo sowie möglicherweise auch Microsoft abgreift.

Man kann den Firmen wirtschaftliche Motive unterstellen: Sollten die Anwender das Vertrauen in die Dienste „Made in USA“ verlieren, wird sich dies in den Bilanzen niederschlagen. „Spionieren ist schlecht für das Internet. Und was schlecht für das Internet ist, ist schlecht für das Silicon Valley“, argumentiert US-Professor Jeff Jarvis.

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