O2 schluckt E-Plus - Was bedeutet das für Kunden?
München/Düsseldorf (dpa/tmn) - Noch ist die Übernahme durch Telefónica nicht in trockenen Tüchern. Doch viele, die im E-Plus-Netz telefonieren, fragen sich bereits, welche Änderungen ein Zusammengehen für sie bringen könnte.
Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.
E-Plus ist der drittgrößte Netzbetreiber in Deutschland. Jetzt ist es wahrscheinlich, dass die Nummer vier im Markt, die deutsche Telefónica-Tochter O2, die knapp 24 Millionen E-Plus-Anschlüsse übernimmt. Sollte es dazu kommen, müssen betroffene Kunden nicht fürchten, auf einmal ohne Netz dazustehen oder in neue Verträge gezwungen zu werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Kann ich im E-Plus-Netz vielleicht plötzlich nicht mehr telefonieren?
Das droht auf keinen Fall. „Es besteht keine Gefahr, dass da jemand abgeschaltet wird“, sagt Martina Totz, Juristin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
Hätten E-Plus-Kunden bei einer Übernahme automatisch ein Sonderkündigungsrecht?
Nein. „Die reine Übernahme würde an den Verträgen nichts ändern“, erklärt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Erst wenn Telefónica - hierzulande vor allem durch seine Kernmarke O2 bekannt - E-Plus integriert, könnte es zu Änderungen kommen. „Preise und Leistungen dürfen aber nicht einfach ohne Zustimmung des Verbrauchers geändert werden“, sagt der Rechtsanwalt. „Wenn Vertragsbestandteile geändert werden sollen, müsste dem Kunden grundsätzlich ein Widerspruchs- oder Kündigungsrecht eingeräumt werden.“
Gibt es Erfahrungswerte bei so großen Übernahmen?
„Das gab es schon oft“, sagt Andrea Sack, Juristin vom Europäischen Verbraucherzentrum. Sie nennt als Beispiele das Telekommunikationsunternehmen Hansenet (Alice), das Telefónica 2010 übernommen hat, oder Arcor, das bereits 2008 an Vodafone verkauft wurde. Für die einzelnen Kunden habe sich nicht viel geändert: Die alten Verträge seien weitergelaufen und die Leistungen weiter erbracht worden.
Was hat Telefónica für Pläne mit E-Plus?
Erst einmal müssen Aktionäre und Wettbewerbshüter der Übernahme zustimmen. Außerdem gilt: „Solange E-Plus eine eigene Gesellschaft ist, bleiben E-Plus-Kunden E-Plus-Kunden“, sagte Telefónica-Sprecher Albert Fetsch. „In einem zweiten Schritt gilt es, das neue Unternehmen zu formieren.“ Ob sich der Unternehmensname und die Preisstruktur nach einem Zusammenschluss ändern werden, ist noch unklar. Auch über die Zukunft der einzelnen Marken sei noch nicht entschieden.
Was ist mit Kunden anderer Anbieter im E-Plus-Netz?
Die E-Plus-Gruppe vermarktet längst nicht mehr nur unter eigenem Namen Mobilfunkverträge, sondern auch über zahlreiche Mobilfunkmarken, Tochter- und Servicegesellschaften. Dazu zählen unter anderem Base, Simyo, Blau.de, Ay Yildiz oder Ortel Mobile, aber auch Anbieter wie Aldi Talk (Medion Mobile), NettoKom oder MTV Mobile. Auch hier gilt nach einer Übernahme: „Der Anbieter, bei dem Sie einen Vertrag abgeschlossen haben, bleibt Ihr Vertragspartner“, erklärt Martina Totz. „Die Verträge müssten eigentlich weiterlaufen.“ Sollen Konditionen geändert werden, muss der Kunde informiert werden, sagt die Juristin. „Das darf nicht stillschweigend passieren.“
Muss ich ein fusioniertes Netz von E-Plus und O2 hinnehmen?
Kunden könnten natürlich argumentieren, dass sie sich nur des E-Plus-Netzes wegen für ihren Anbieter entschieden haben. „Daraus könnte man theoretisch ein Sonderkündigungsrecht ableiten“, sagt Juristin Totz. In der Praxis sei das aber wahrscheinlich nicht durchsetzbar - zumal sowohl E-Plus als auch O2 vergleichbare E-Netze betreiben und O2 im Gegensatz zu E-Plus bereits schnellen mobilen Datenfunk der vierten Generation (LTE) anbietet. Ein weiterer theoretischer Fall fürs Sonderkündigungsrecht: Nach der Übernahme verschlechtert sich die Netzabeckung am Wohnort, obwohl E-Plus gerade wegen der guten Abdeckung dort ausgewählt wurde. „Dass Sendemasten abgebaut werden, wäre aber ungewöhnlich“, sagt Totz.
Wie wirkt sich die Übernahme auf die Mobilfunk-Preise aus?
Günstiger wird es dadurch eher nicht. Im Gegenteil: Mobiles Telefonieren könnte nach dem Zusammenschluss „nicht mehr so schnell billiger werden wie in den vergangenen Jahren“, sagte Prof. Torsten Gerpott, Telekommunikations-Experte der Universität Duisburg-Essen dem „Handelsblatt“. Die Erfahrung zeige, dass in einem Markt mit etwa drei gleich starken Anbietern „ein Wettbewerb bis aufs Blut ausbleibt“.