Office für alle und im Netz: Was kann die Microsoft-Konkurrenz?
Hannover (dpa/tmn) - Bewerbungen, Kündigungen oder auch nur der Punktestand der Skatrunde: Ohne ein vernünftiges Office-Paket ist ein Computer für viele Nutzer nur die Hälfte wert. Das Original von Microsoft ist jedoch vergleichsweise teuer.
Es gibt aber Alternativen.
Computer kosten heute nicht mehr die Welt. Der Preissturz hat jedoch auch negative Folgen: Statt des früher obligatorischen Office-Pakets mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und anderen Programmen müssen Nutzer die weit verbreiteten Büroprogramme von Microsoft heute meist für viel Geld nachkaufen. Im Netz gibt es aber kostenlose Konkurrenz, entweder klassisch zum Download oder als Web-Anwendung im Browser.
Der bekannteste Microsoft-Konkurrent ist vermutlich OpenOffice, das heute von der Apache Software Foundation herausgegeben wird. Viele alte OpenOffice-Entwickler arbeiten aber inzwischen nicht mehr an dem Programm, sondern an der ebenfalls kostenlosen Abspaltung LibreOffice. Die Unterschiede zwischen den beiden Programmpaketen halten sich für Privatanwender in Grenzen. Regelmäßig aktualisiert werden beide, außerdem sind sie auch für das Mac-Betriebssystem OS X und Linux erhältlich.
Microsoft hat erst vor kurzem die neue Version seines Text- und Tabellenpakets veröffentlicht: Office 2013 gibt es entweder als Kaufversion für 139 Euro mit Word, Excel, Powerpoint und dem Notizprogramm OneNote, oder unter dem Namen Office 365 im Abo für 99 Euro pro Jahr. Im Gegensatz zur Kaufversion können Käufer die Abovariante auch auf mehreren Rechnern installieren. Die aktuellste Mac-Version des Programms ist Office 2011.
„Für welchen Anbieter man sich entscheidet, ist auch Geschmackssache“, sagt Manuel Fischer vom IT-Verband Bitkom. Vielen Nutzern erscheine Microsoft Office etwas gefälliger, außerdem biete es ein paar Funktionen mehr. Wer die Programme aber nicht extrem intensiv nutzt, bemerkt diesen Unterschied in der Regel nicht. In vielen Firmen und anderen Büros sei Microsoft außerdem noch immer Standard, erklärt Fischer. Vielen Anwender falle es leichter, zu Hause das gleiche Programm zu benutzen wie auf der Arbeit.
Vor Bugs und Fehlern muss man sich bei keinem der drei Programmpakete fürchten: „Die Office-Anwendungen sind im Wesentlichen seit zehn Jahren ausgereift“, sagt Thomas Krumbein, Vorsitzender des Vereins Freies Office Deutschland, der freie Bürosoftware, insbesondere von LibreOffice, unterstützt. Kompatibel sind die Anwendungen untereinander ebenfalls, auch wenn Open- und LibreOffice anders als Microsoft das sogenannte OpenDocument-Dateiformat verwenden. Textdokumente enden bei den kostenlosen Anwendungen daher zum Beispiel auf .odt, bei Word auf .doc oder .docx.
Jedes Programm kann aber auch mit den Dateien des jeweiligen Konkurrenten umgehen - mit kleinen Abstrichen. „Jedes Öffnen mit einem anderen Programm bedeutet eine Konvertierung, bei der Daten verloren gehen können“, warnt Krumbein. Ein Standardbrief mit Absätzen und Fettungen sieht überall gleich aus, Fußnoten und andere Details dagegen könnten verloren gehen oder durcheinandergeraten. Probleme kann es auch mit formatierten Tabellen oder aufwendigeren Gestaltungselementen wie Rahmen geben.
Wer nur wenig mit Dokumenten arbeitet, kann auf eigene Software unter Umständen ganz verzichten. Denn Texte, Tabellen und Präsentationen lassen sich inzwischen auch im Netz öffnen und bearbeiten. Möglich ist das zum Beispiel mit Google Docs, der Dienst ist inzwischen fester Bestandteil von Googles Clouddienst Drive. Auch Microsoft hat seine wichtigsten Officefunktionen unter dem Namen Office Web Apps in den eigenen Clouddienst SkyDrive integriert.
„Die Dienste der großen Anbieter sind ziemlich gut, aber nicht so umfangreich wie Office-Pakete, die direkt auf dem Rechner installiert werden“, warnt Bitkom-Experte Fischer. Vor allem bei Microsoft sei die Möglichkeit, Dokumente zu bearbeiten, recht eingeschränkt, sagt auch Dieter Brors von der Computerzeitschrift „c't“. „Bei Google Drive dagegen ist der Funktionsumfang erstaunlich groß“, sagt der Redakteur. Dokumente mit Bildern und Grafiken sowie Texte mit vielen Fußnoten überfordern beide Apps allerdings immer.
Der große Vorteil beider Cloud-Programme ist, dass mehrere Nutzer im Netz unkompliziert zusammenarbeiten können. Studenten schreiben so zum Beispiel gemeinsam an einem Referat, ohne später umständlich verschiedene Dateiversionen zusammenführen zu müssen, erklärt Brors. Weil es insgesamt weniger Funktionen gibt, seien die Menüs auch für Einsteiger leichter zu bedienen. Außerdem seien die Dokumente online sogar sicherer als am PC, sagt Manuel Fischer: „Im Netz wird immer automatisch gespeichert, und ein vorheriger Stand lässt sich minutengenau wieder herstellen.“
Allerdings sollten Nutzer sich auch darüber im Klaren sein, dass ihre Dokumente zunächst nicht mehr auf dem eigenen PC, sondern auf den Servern fremder Unternehmen lagern. Wer will, kann seine Texte und Tabellen von den Plattformen herunterladen. Sowohl Google Drive als auch Microsofts Office 2013 Web Apps sind grundsätzlich kostenlos. Zusätzliche Funktionen und vor allem einen größeren Speicherplatz lassen sich beide Unternehmen aber bezahlen.