Ohne Kabel ins Ohr: Bluetooth-Kopfhörer auf dem Vormarsch

Berlin (dpa/tmn) - Dank stromsparender Verbindungen und NFC-Technik werden Bluetooth-Kopfhörer immer beliebter. Auf der IFA sind die drahtlosen Geräte einer der großen Trends im Musikbereich. Einige Modelle können schon viel mehr, als nur Musik abzuspielen.

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Kabel ab, Funk an - das ist der Trend bei Kopfhörern. Bei zahlreichen auf der Elektronikmesse IFA (Publikumstage: 5. bis 10. September) gezeigten Kopfhörern für Smartphones und Tablets sucht man Kabel und Klinkenstecker vergeblich - die Zukunftsmusik gelangt drahtlos über Bluetooth in die Ohren.

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Ein Blick auf die Umsatzzahlen bestärkt den Eindruck am Messestand. Laut einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Konsumforschung gab es im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von 54 Prozent bei Bluetooth-Stereokopfhörern und Headsets. Durch energiesparende Standards wie Bluetooth LE (Low Energy) lassen sich die Geräte immer kleiner und ausdauernder bauen. Neben großen Bügelkopfhörern hält die Drahtlostechnik mittlerweile sogar in kleine In-Ear-Kopfhörer Einzug.

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„Bluetooth setzt sich gerade richtig durch“, sagt Christian Bauer von der Philips-Tochter Woox Innovation. Bis zu 15 Meter können Kopfhörer und gekoppeltes Gerät auseinanderliegen. Seit Bluetooth 4.0 ist die Übertragung in der Regel störungsfrei. Die Geräte miteinander zu verbinden, ist mittlerweile sehr einfach geworden. „Früher mussten Sie das umständlich über viele Menüs machen“, sagt Bauer.

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Beim 15 Gramm leichten Bluetooth-Headset von Woox mit dem etwas kryptischen Namen SHB5800BK für rund 70 Euro läuft die Kopplung über einen NFC-Chip. Hält man die Ohrstöpsel an ein geeignetes Smartphone, koppeln sich die Geräte binnen Sekunden von allein. Über ein eingebautes Mikrofon wird der Kopfhörer zum Headset für Smartphones.

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Die kleinen Lithium-Ionen-Akkus des Headsets sitzen in den Stöpseln. Das lässt sie auf den ersten Blick etwas sperrig erscheinen, fällt bei Tragen aber kaum auf. Die kompakte Größe hat aber ihren Preis: Während ein kabelgebundener Kopfhörer so lange durchhält wie der Akku des Abspielgeräts, ist bei den drahtlosen In-Ear-Geräten in der Regel nach etwa sechs Stunden Dauerhören Schluss. Hat man dann kein USB-Gerät zum Aufladen dabei, bleiben die Ohrstöpsel stumm.

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Neben Philips zeigen auf der IFA noch viele weitere Hersteller drahtlose In-Ear-Kopfhörer mit Headset-Funktion. Samsungs Gear Circle etwa (verfügbar ab Oktober, Preis noch unbekannt) hat den Akku im Nackenband eingebaut - rund neun Stunden hält der größere Energiespeicher durch. Hört man gerade keine Musik, lässt sich das Headset mit Magneten wie ein Halsband tragen. Auch Yurbuds zeigt mit den Modellen Leap und Liberty (verfügbar ab Oktober, je rund 100 Euro) zwei drahtlose Lösungen für Sportler. Interessant hier: Es gibt Modelle für die unterschiedlichen Ohrgrößen von Männern und Frauen.

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Neben reinen Hör- und Sprechgarnituren gibt es erste Anbieter, die Fitness-Funktionen in ihre Geräte einbauen. Jabras drahtloses Headset Sport Pulse Wireless misst beim Musikabspielen den Puls des Trägers im Ohr und überträgt ihn an eine App. So wird man etwa gewarnt, wenn der Puls zu hoch ist oder man den optimalen Trainingsbereich verlässt. Außerdem kann die App Stimmanweisungen geben - das soll motivieren. Die Ohrstöpsel gibt es ab Oktober für knapp 250 Euro.

Der GfK-Studie zufolge entscheidet sich jeder vierte Käufer eines drahtlosen Kopfhörers für ein In-Ear-Modell, die Mehrheit bevorzugt die größeren Bügelkopfhörer. Hier beginnt der Einstieg in die kabellose Welt schon bei rund 50 Euro. Dann muss man allerdings mit Kunststoff zufrieden sein und sich zum Verbinden durch das Bluetooth-Menü des Smartphones klicken. Das andere Ende der Preisskala liegt bei rund 250 Euro. Modelle wie Harman Kardons Soho Wireless (verfügbar ab Oktober) oder Philips Fidelio (verfügbar ab September) sind dafür aus Metall und Leder gefertigt und haben NFC-Chips. „Vom Klang her liegen Welten dazwischen“, beschreibt Christian Bauer den Unterschied vom Einsteiger- zum Spitzenmodell.

Mehr Platz für größere Akkus ist auch vorhanden - und auch für ungewöhnliches Design. Bis zu 20 Stunden im Dauerbetrieb hält etwa Beewis Bluetooth-Kopfhörer BBH202 durch. Das auf der IFA gezeigte Gerät ist ab Oktober für rund 60 Euro verfügbar. Die Besonderheit: In die Ohrmuscheln ist ein Ring aus bunten LEDs integriert, deren Farbe und Leuchtkraft der Träger selbst bestimmen kann.

Eine Reminiszenz an die Radiokopfhörer der 1980er Jahre ist ein Modell des polnischen Herstellers XX.Y. Der Dynamic 10 für etwa 40 Euro kann sich zwar nicht per Bluetooth mit Smartphones verbinden, ist aber auf seine Art auch kabellos. Durch einen in die Ohrmuscheln eingebauten UKW-Empfänger und einen integrierten MP3-Spieler ist auch mit ihm drahtloses Musikhören für bis zu zwölf Stunden möglich - ohne Smartphone und Funkverbindung.