Persönliche Dokumente: Haltbarkeitsdatum von Festplatten
Hannover (dpa/tmn) - Wer sich an Frank Meincke wendet, ist nicht selten verzweifelt. Meistens geht es dann um Fotos, Videos, E-Mails, Unterlagen. Wertvolle Erinnerungen oder sogar die Lebensgrundlage, die abhanden gekommen sind.
Meincke soll dann all das retten, die verloren gegangenen Daten von defekten Datenträgern wiederherstellen.
Die Firma des US-Bürgers liegt in einem kleinen Ort in der Nähe von Schwäbisch Hall. Und das Geschäft läuft gut: „Viele Leute wissen, dass sie ihre Daten sichern sollten, aber sie machen sich darüber keine Gedanken - bis die Daten dann eines Tages weg sind.“ Meincke erzählt von Sekretärinnen, die über Festplattenkabel stolpern, zu früh herausgezogene USB-Sticks, versehentlich gelöschte Dateien und einen Mann, der im Streit auf einen Laptop schlug. Das Ergebnis in allen Fällen: Die Daten waren weg. Aber nicht immer ist der Mensch Schuld am Datenverlust. Die CDs, DVDs, Blu-rays, Speicherchips und Festplatten halten schlicht nicht ewig.
„Die Frage ist nicht, ob ein Speichermedium irgendwann kaputt geht, sondern wann“, sagt Frank Meincke. Auch Lutz Labs, Redakteur bei der Computerzeitschrift „c’t“, beschäftigt sich seit langem mit der Haltbarkeit von Speichermedien. Man soll sich nicht allzu sehr auf die Versprechen der Hersteller verlassen, lautet sein Rat. Beispiel DVDs und Blu-rays: Theoretisch können sie viele Jahrzehnte halten. Doch dafür müssen die Scheiben unter Idealbedingungen lagern: „Sie vertragen kein Licht, und es darf weder zu feucht noch zu warm sein.“ Und Kratzer vertragen sie natürlich auch nicht. Wer diese Bedingungen nicht erfüllen kann, dem droht der vorzeitige Datenverlust.
Ähnliches gilt für die meisten anderen Datenträger. Niemand weiß, wie lange USB-Sticks, SSD-Speicher oder klassische externe Festplatten tatsächlich funktionieren. „Eine Festplatte hält in der Regel länger, wenn sie wenig benutzt wird“, sagt Labs. Trotzdem kann sie auch bei wenig Benutzung kaputt gehen: Materialermüdung, Produktionsfehler oder einfach nur Pech.
Doch selbst wenn ein Medium die versprochenen Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte überdauert, sind die Daten noch lange nicht sicher, sagt Werner Baur. Er arbeitet am Leibniz-Rechenzentrum bei München, Schwerpunkt Langzeitarchivierung - beispielsweise für Bibliotheken und Universitäten. Ein Problem: Nicht nur die Datenträger können kaputt gehen, sie können auch schlicht von der technischen Entwicklung überholt werden. „Ich hatte meine Diplomarbeit auf einer alten Diskette gespeichert, so ein riesiges Ding von 30 an 30 Zentimetern“, erzählt er. „Versprochen waren mindestens 30 Jahre Haltbarkeit. Aber nur einige Jahre später gab es schon keine Lesegeräte für diese Disketten mehr.“ Seine Daten waren verloren. Deswegen rät er: Daten regelmäßig auf neuere und aktuellere Speichermedien kopieren. Auch bei den Dateiformaten sollte man immer auf dem aktuellen Stand bleiben, denn was heute gängig ist, kann veralten - und das erschwert dann das Auslesen der Daten.
Welches Speichermedium ist das sicherste? DVDs und Blu-rays sind für die dauerhafte Datensicherung eher ungeeignet. Einerseits, weil sie so empfindlich sind, andererseits wegen ihres relativ geringen Volumens. Auch bei USB-Sticks mahnt Lutz Labs zur Vorsicht: „USB-Sticks neigen dazu, einfach mal auszufallen.“ Das liegt insbesondere an der oft zweifelhaften Qualität der in ihnen verwendeten Flash-Speicher. Und einen anderen Nachteil haben Flash-Speicher, zu denen auch die immer beliebter werdenden SSD-Speicher gehören: „Daten können von Flash-Speichern tatsächlich für immer verschwinden und sind dann nicht wiederherstellbar“, sagt Frank Meincke. Im schlimmsten Fall können dann nicht einmal Datenretter wie er noch etwas ausrichten.
Viel besser lassen sich Daten von klassischen Festplatten wiederherstellen - auch deshalb sind sie in Meinckes Augen noch immer die beste Möglichkeit, seine Daten sicher zu speichern. „Externe Festplatten sind für den Hausgebrauch die sinnvollsten Speichermedien“, sagt auch Labs. Die immer populäreren Onlinespeicher, auch Cloud genannt, sollten hingegen niemals als alleiniger Datenspeicher genutzt werden, auch da sind sich die Experten einig. Was, wenn es den Anbieter eines Tages nicht mehr gibt oder er Ziel eines Hackerangriffs wird?