Polizei in Vietnam nimmt Online-Spieler aufs Korn
Hanoi (dpa) - Es ist fast 22 Uhr in Hanoi, und in manchen kleinen Gassen in der Altstadt tobt das Leben. In der Thanh Nghi-Straße reihen sich mehr als 15 Internetcafés aneinander, und hunderte junger Menschen sitzen vor den Bildschirmen.
Fast alle spielen mit Leidenschaft Online-Spiele, oft stundenlang.
Die Regierung sieht das mit Sorge und räumt auf: Seit Anfang März müssen die Internetcafés den Zugang zu Online-Spielen von 22 Uhr bis 8 Uhr morgens abschalten.
„Ich spiele trotzdem weiter, ich gehe eben nach Hause“, sagt Le Duc Trung (20), ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. Der Student verbringt zwei Stunden am Tag vor dem Bildschirm, meist mit dem Spiel „Gunbound“, eines der zur Zeit populärsten in Vietnam. Le hat sich einen eindrucksvollen Avatar gebaut, eine künstliche Figur, die er virtuell ins Gefecht schickt. Spielen ist eigentlich gratis, aber ein guter Avatar braucht viele Extras, die bezahlt werden müssen. Le sagt selbst, dass er süchtig ist. „Ich spiele viel und gebe viel aus“, räumt er ein. „Aber es macht Spass, und meine Freunde finden meinen Avatar klasse.“
Längst nicht alle haben Computer zu Hause. „Wir spielen trotzdem weiter, ist macht einfach riesigen Spaß“, sagt Linh, ein 25-Jähriger Student. Wo und wie, lässt er offen.
Es gehe um die Gesundheit der Nation, sagt Luu Vu Hai vom Informationsministerium. Die Online-Spiele hielten die Jugendlichen vom Lernen und von der Jobsuche ab, meint der Beamte. „Dann gehen sie klauen und manchmal töten sie auch, um an Geld zu kommen“, sagt er. Den kommunistischen Behörden ist es auch ein Dorn im Auge, dass die jungen Leute nachts zusammen in den Internet-Cafés herumhängen. „Viele stellen nach dem Besuch der Cafés etwas an, begehen Straftaten. Die Nachtsperre hilft bei der Verbrechensbekämpfung.“
Es ist schon das zweite Mal, dass die Regierung die rasante Verbreitung des Online-Spielens eindämmen will. Im vergangenen Jahr verbot sie Werbung für Online-Spiele und setzte eine Zeit lang die Lizenzen für neue Spiele aus. Das funktionierte aber nicht.
Vorausgegangen waren zahlreiche Überfälle, die die Polizei jugendlichen Online-Spielern zuschrieb. Sie seien besonders gewaltbereit. Der Fall eines 16-Jährigen machte in der Presse besonders Furore. Er schnitt seinem Großvater die Kehle durch, als der sich weigerte, dem Enkel Geld für Online-Spiele zu geben.
Die Internetcafé-Besitzer sind sauer. „Die meisten Kunden spielten nachts“, sagt Nguyen Van Dung (22), der ein Café auf der Le Thanh Nghi-Straße betreibt. „Wir haben früher zwei Millionen Dong pro Nacht verdient, jetzt sind es nur noch 1,5 Millionen“ - das sind rund 52 Euro pro Nacht. Manche Cafés bieten nun Offline-Spiele an, doch sind die längst nicht so populär.
Ob die Regierung das Problem in den Griff bekommt, ist fraglich. „Manche Cafés bleiben nach 22 Uhr auf, machen einfach die Tür zu und machen weiter“, weiß selbst der Regierungsbeamte. „Unsere Polizei ist klein, es gibt so viele Internetcafés, die können wir unmöglich alle überprüfen.“