Rebellen-Video „Kony 2012“ sorgt für Kontroverse

Addis Abeba/Kampala (dpa) - Die Internet-Kampagne „Kony 2012“, die sich seit rund einer Woche auf der ganzen Welt wie ein Lauffeuer verbreitet, ruft nach wie vor geteilte Meinungen hervor. Ziel der Aktion ist es, den blutrünstigen afrikanischen Rebellenführer Joseph Kony bis Ende des Jahres zu fassen.

Bis zum Dienstag klickten bereits mehr als 76 Millionen Menschen auf den Link zu einem Video, das von der amerikanischen Organisation „Invisible Children“ (Unsichtbare Kinder) auf YouTube gestellt wurde.

Es wird vermutet, dass sich der gebürtige Ugander Kony mit einigen Hundert verbleibenden Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik versteckt. Kony hatte seit 1987 mit seiner berüchtigten „Widerstandsarmee des Herren“ („Lord's Resistance Army“, LRA) den Norden Ugandas, den heutigen Staat Südsudan und den Nordosten der Demokratischen Republik Kongo terrorisiert. Tausende Kinder wurden zwangsrekrutiert und als Kindersoldaten oder Sexsklaven missbraucht.

Der Leiter des Afrika-Referats der Hilfsorganisation Caritas, Christoph Klitsch-Ott, sieht den 30-minütigen Film mit gemischten Gefühlen.

Positiv bewertete er, dass das „hochemotionale“ Video Aufmerksamkeit und Interesse für das Problem der Kindersoldaten erzeuge, sagte er im am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. „Information führt zu Wissen, Emotionalität führt zu Handlung“, erklärte Kitsch-Ott. Nun bleibe zu hoffen, dass sich die „Leute langfristig engagieren für Afrika, für das Problem der Kindersoldaten, für Gewaltkonflikte auf dieser Welt“.

Allerdings seien die Informationen zu Kony und den Kindersoldaten in Uganda veraltet. Zudem würden die Bilder weder in einen Zusammenhang gestellt, noch gebe es Hintergrundinformationen.

Zuvor waren bereits Bedenken an der Finanzierung von „Invisible Children“ und der Verwendung von Spendengeldern aufgekommen. Die Organisation verteidigte sich jetzt in einem Video: „Alle Vorwürfe, dass wir keine finanzielle Transparenz haben oder wir nicht jedes Jahr von einer unabhängigen Firma geprüft werden oder dass wir keine finanzielle Integrität haben, sind einfach nicht wahr“, erklärte „Invisible Children“-Chef Ben Keesey. „Das Ziel war immer das gleiche, und zwar die Gewalt der LRA ein für alle Mal zu beenden und den von dem Krieg betroffenen Gemeinden beim Wiederaufbau zu helfen.“