Roboter „PR2“ kann Popcorn oder Pfannkuchen machen

Bremen (dpa) - Zuhause bügelt der Roboter die Wäsche, kocht und räumt auf. Diesem Traum sind Bremer Forscher einen Schritt nähergekommen. Ihr Roboter „PR2“ kann Popcorn machen - wie das geht, hat er sich zum Teil selbst beigebracht.

„PR2“ greift einen Topf und setzt ihn auf der Herdplatte ab. Etwas zu schwungvoll, das Metall schlägt laut auf das Ceranfeld. „Er ist heute etwas ruppig“, sagt der Bremer Informatiker Moritz Tenorth. Dann öffnet der Roboter eine Schublade. Er holt Maiskörner raus, kippt sie in den Topf, Deckel drauf, Platte an. Zwei Minuten später ist das Popcorn fertig und Tenorth zufrieden - trotz kleiner Patzer zwischendurch. Für Menschen ist Popcorn machen keine große Sache, für „PR2“ ist es eine riesige Herausforderung.

Roboter, die Staubsaugen oder Rasenmähen, gibt es längst zu kaufen. In Fabriken montieren sie Autos und andere Maschinen. Der etwa menschengroße „PR2“ kann mit seinen mächtigen Greifern Popcorn zubereiten und Pfannkuchen wenden. Doch nicht allein das macht ihn besonders. Es ist die Art seiner Programmierung: Der Roboter kann selbstständig lernen.

Was „PR2“ wissen muss, holt er sich aus dem Internet. Er studiert Bedienungsanleitungen und durchforstet Webshops. „Dadurch weiß er, wie die einzelnen Objekte aussehen und dass er den Pfannkuchenteig zum Beispiel im Kühlschrank findet“, erläutert Michael Beetz, Professor für Künstliche Intelligenz an der Bremer Universität. Innerhalb von sieben Wochen hat sich das von einer US-Firma entwickelte Gerät beim Surfen im Netz einiges beigebracht. Doch ohne seine Programmierer wäre der Roboter zurzeit noch verloren.

Das wollen Beetz und sein Team ändern. In einem auf vier Jahre angelegten EU-Forschungsprojekt arbeiten sie zusammen mit sieben europäischen Partnern an lernfähigen Robotern. Spezielle Aufgaben beherrschen die technischen Helfer heute schon ganz gut. Doch am Alltag scheitern sie, denn da sind sie ständig mit neuen Situationen konfrontiert, müssen diese verstehen und entsprechend darauf reagieren.

Roboter so zu programmieren, dass sie möglichst viel können, ist kompliziert und zeitaufwendig. Geht es nach Beetz, sollen sie aber irgendwann genauso selbstverständlich sein wie Autos. Dafür muss ihre Programmierung deutlich einfacher werden. „Vieles von dem Wissen ist im Internet schon vorhanden“, erläutert der technische Projektleiter Ternoth. Dort sollen sich die hilfreichen Maschinen schlaumachen, der Mensch würde dann nur noch das Feintuning übernehmen.

Der Roboter der Zukunft soll sich später auch bestimmte Kniffe direkt beim Menschen abgucken können - und zwar inklusive der persönlichen Eigenarten. Er würde also die Blumen zum Beispiel genauso gießen, wie man es selbst macht. Ein Traum für viele, die sich schon darüber ärgern, wenn der Partner die Wäsche anders bügelt als man selbst. Ganz zu schweigen von der Haushaltshilfe.

Die Roboterexpertin vom Verband der Elektrotechnik, Birgid Eberhardt, sieht in dem Ansatz von Beetz und seinen Kollegen deshalb eine Schlüsseltechnologie. „Das wird nicht nur die Akzeptanz von Robotern, sondern auch deren Wirtschaftlichkeit beflügeln. Wenn sich das bewährt, wäre das eine kleine Revolution für die Robotik.“

Doch so schnell wird es den Blech-Butler für Zuhause wohl nicht geben. Robert Gaßner vom Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung rechnet damit, dass es noch Jahrzehnte dauert, bis die Technik so weit ist und Familien sich diese leisten können. „Die Kosten werden anfangs astronomisch sein.“

Für Beetz ist das Ganze auch eher eine wissenschaftliche Spielerei, die die Forschung vorantreiben soll. Sein Ziel sind in erster Linie Roboter, die alten und pflegebedürftigen Menschen bei einfachen Aufgaben helfen können. Einsatzbereit könnten diese schon in den nächsten zehn Jahren sein, schätzt er.