Schaum, Dampf und Sensoren - neue Hausgeräte auf der IFA
Berlin (dpa) - Die Wäsche einfach nur nass machen, drehen, spülen, schleudern, das reicht der modernen Maschine längst nicht mehr. Sie schäumt Hosen und Hemden ein, bedampft sie, bläst Sauerstoff in die Fasern.
Die Tüftler in den Entwicklungsabteilungen der Hersteller werden nicht müde, sich neue Techniken für lange bewährte Hausgeräte auszudenken. Auf der Messe IFA vom 4. bis 9. September in Berlin will die Industrie zeigen, dass Spülmaschinen und Herde, Kühlschränke und Wäschetrockner noch sparsamer, schneller, leistungsfähiger und einfacher zu bedienen sind.
Einige Neuerungen haben die Unternehmen schon vor Beginn der Ausstellung publik gemacht. So bietet Bosch einen kombinierten Kühl- und Gefrierschrank an, der in seinen Schubladen unterschiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten herstellen kann, abgestimmt auf die jeweiligen Lebensmittel wie Wurst, Fisch und Gemüse. Winzige Wasserkissen in der Trommel und sanfte Drehbewegungen sollen beim neuen Bauknecht-Wäschetrockner Schäden auch an feinen Wollpullovern verhindern.
Die neue Waschmaschinen-Serie von Siemens-Hausgeräte hat eine Dosierautomatik für das Waschmittel. Sensoren erfassen Textilart, Verschmutzungsgrad und Beladungsmenge, daraus wird die benötigte Waschmittelmenge errechnet. AEG mischt in einem Modell das Waschmittel zunächst vor und sprüht es auf die noch trockene Wäsche. So soll es beim Waschen schneller wirken.
Die kleinen Erfindungen sollen die Geschäfte weiter ankurbeln, die nach Angaben des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) im ersten Quartal schon gut liefen. Im Inland rechnet die Branche für dieses Jahr mit einem Umsatzplus von drei Prozent auf rund 8,1 Milliarden Euro.
Davon entfallen etwa 5,5 Milliarden auf Großgeräte. Die übrigen 2,6 Milliarden Euro kommen aus dem Verkauf von Kleingeräten für Küche, Kaffeezubereitung, Körper-, Kleidungs- und Bodenpflege. Auch der Export von Hausgeräten soll nach der Prognose des ZVEI um drei Prozent zulegen und läge damit 2015 bei 7,3 Milliarden Euro.
Das Kürzel IFA steht für Internationale Funkausstellung, ihre Geschichte begann mit Empfangsgeräten für Radio und Fernsehen. Ende der 90er Jahre fing der Siegeszug des Internets an. Dann entschied die Messeleitung im Jahr 2008, den Sektor Haushaltsgeräte hinzuzufügen. Damals waren viele skeptisch, ob das passt.
Im vorigen Jahr kam bereits ein Viertel der 1538 Aussteller aus diesem Bereich. Und es funkt jetzt tatsächlich auch bei den Haushaltgeräten: Immer mehr lassen sich über das Internet steuern. Manche Maschinen nehmen sogar untereinander Kontakt auf, Trockner und Waschmaschine zum Beispiel.
Auch Staubsaugroboter lassen sich von weit weg bedienen. Diese Helfer seien inzwischen kein Nischenprodukt mehr, konstatiert der IFA-Veranstalter, die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik gfu. Die Roboter fahren selbstständig durch die Zimmer, die guten Modelle haben ausdauernde Akkus und kommen auch in die Ecken der Räume. Die leistungsstarken Exemplare kosten jedoch 600 bis 750 Euro und damit etwa dreimal so viel wie die Spitzenmodelle herkömmlicher Bodenstaubsauger.
Kein Hersteller vergisst zu erwähnen, dass sich mit seinen neuen Geräten auch Strom sparen lasse. Im Prinzip sei das richtig, sagt Stefan Nakazi, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Man sollte sich aber nicht gleich von jedem Gerät verabschieden.“ Bei Kühlschränken sei das Energiesparpotenzial relativ groß, da lohne sich ein Wechsel schon nach zehn Jahren. Bei Waschmaschinen seien hingegen keine großen Effizienzschritte drin.
Nakazi stört aber etwas anderes: Die Trommeln würden immer größer, solche für acht oder zehn Kilogramm Wäsche seien inzwischen Standard. Für die Hersteller sei es auf diese Weise einfacher, das beste EU-Label (Klasse A+++) für niedrigen Energieverbrauch zu bekommen, weil dabei Verbrauch und Wäschemenge ins Verhältnis gesetzt würden. In der Praxis sei für viele Haushalte aber eine Fünf-Kilo-Trommel ausreichend, so der Experte: „Wer eine große Trommel immer nur halb voll macht, zahlt am Ende mehr für Strom als vorher.“