IFA Berlin soll Branche die Trendwende bringen

Berlin (dpa) - Die Branche der Unterhaltungselektronik erhofft sich von der IFA in Berlin frischen Schwung für das Weihnachtsgeschäft.

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Nach teils deutlich rückläufigen Zahlen im ersten Halbjahr soll die Messe (4. bis 9. September) eine „Trendwende“ einläuten. „Die IFA wird der Branche wichtige Impulse geben und zur Marktstabilisierung beitragen“, versichert Hans-Joachim Kamp, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik gfu. Anders als zunächst erwartet wird die Branche nach aktuellen Prognosen das Jahr mit einem Umsatzrückgang von einem Prozent abschließen.

Viele Bereiche der Branche könnten frischen Schwung gut gebrauchen. Der Gesamtmarkt ist den aktuellen Zahlen des Cemix-Index zufolge im ersten Halbjahr um 2,5 Prozent geschrumpft. In der klassischen Unterhaltungselektronik wurde sogar ein Minus von 9,3 Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro verbucht.

Mit am stärksten betroffen von der Flaute ist der Markt für TV-Geräte: Bei einem satten Minus von 16,5 Prozent machten die Hersteller einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro. Dabei müsse aber bedacht werden, dass es kein sportliches Großereignis wie die WM im Jahr davor gegeben habe, sagt Kamp. Traditionell treiben solche medialen Ereignisse den Verkauf großer Flachbildfernseher in die Höhe.

Wachstumstreiber waren wieder einmal Smartphones. Mit knapp 11,4 Millionen Stück legte die Sparte um 7,1 Prozent zu. Der Umsatz legte sogar um 17 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu - weit mehr als das Doppelte des TV-Umsatzes. Auch Camcorder (plus 15,2 Prozent), Zubehör (plus 19,3 Prozent) sowie Videospiele und Konsolen (plus 5,4 Prozent) stützten das Ergebnis.

Große Hoffnungen liegen nun auf der IFA. Für die digitale, vernetzte Welt ist die Messe nach Einschätzung von IFA-Direktor Jens Heithecker die wichtigste Veranstaltung weltweit. Die Messe sei das „wichtigste Schaufenster“ der Branche, pflichtet auch Kai Hillebrandt, Manager der Unterhaltungselektroniksparte von Samsung Deutschland, bei. Vor allem werde oft unterschätzt, wie wichtig die Messe auch für ausländische Besucher sei. Die IFA sei internationaler als etwa die CES in Las Vegas.

Smart-TVs, das vernetzte Zuhause, das Internet der Dinge und neue Smartphones, tragbare Computergeräte wie Smartwatches und neue Fitness- und Gesundheits-Apps werden in diesem Jahr im Rampenlicht der Messe stehen. Auch die sogenannte Weiße Ware - energieeffiziente Kühlgefrierkombinationen, intelligente Kochplatten und clevere Saugroboter - werden auch in diesem Jahr einen guten Teil der Messe füllen. Die Hausgerätesparte trägt ohnehin einen guten Teil an den Umsätzen der Branche.

Mit großen, teils gebogenen Bildschirmen und besserer Farbwiedergabe wollen die großen Hersteller von Flachbildfernsehern die Verbraucher locken. Die hochauflösende Technologie Ultra-HD gehört bei den Top-Modellen der Anbieter inzwischen zum Standard. Der südkoreanische Elektronikhersteller LG will zudem mit OLED-Fernsehern punkten. Die Displays aus organischen Leuchtdioden sollen den Energieverbrauch deutlich reduzieren und zugleich bislang nicht erreichte Brillanz in den Farben ermöglichen.

Trotz Smartphone, Tablet und Notebook sei der Fernseher noch immer das Produkt in der Unterhaltungselektronik, das am meisten genutzt werde, sagte Kamp. Im Rampenlicht der IFA werde die Vernetzung des TV-Geräts über das Internet mit Smartphone, Tablet und Audio-Systemen stehen. Die Industrie stehe aber in der Verpflichtung, auch für ausreichend Datenschutz zu sorgen, sagte Kamp. Von 18 Millionen Smart-TVs in Deutschland sei rund eine Million nicht an das Internet angeschlossen, weil es Befürchtungen gebe, dass Daten missbraucht werden könnten, sagte Kamp.

Mit dem vernetzten Smart Home kommen denn auch neue Herausforderungen auf Hersteller und Nutzer zu. Selbst nach konservativen Schätzungen dürfte es bis 2020 mehr als eine Million Haushalte geben, die entsprechend mit moderner Haustechnik vernetzt sind, teilte jüngst der Verband der Internetwirtschaft eco mit. Innovationen gebe es viele, sagte Oliver Dehning vom eco. „Doch genau dieser Wildwuchs ist auch ein Problem, denn es sind längst noch nicht ausreichend rechtliche Rahmenbedingungen definiert.“ Auch fehlten Sicherheits- und Entwicklungsstandards, sagte Dehning. Zu dem Problem trügen aber auch Nutzer mit einem sehr unbekümmerten Umgang mit Daten bei.

Erstmals wird auch Microsoft auf der IFA breit vertreten sein - mit im Gepäck sein neues Betriebssystem Windows 10. Mit einer Keynote von Microsoft-Manager Nick Parker wird der Softwarekonzern seinen Auftritt auf der Messe unterstreichen. Zahlreiche PC-Hersteller, die einst eher auf der CeBIT in Hannover zu sehen waren, werden ihrerseits neue Rechner mit dem System nach Berlin mitbringen. Selbst Druckerhersteller wie Epson finden sich inzwischen auf der IFA.