Smartphone als Alarmanlage: Neues Leben für alte Technik

Berlin (dpa/tmn) - Für viele Nutzer gehört das Smartphone schon nach zwei Jahren zum alten Eisen. Zum Verkaufen ist der Minicomputer jedoch zu schade. Mit ein paar einfachen Tricks ergeben sich völlig neue Einsatzmöglichkeiten.

Das neue Smartphone ist ausgepackt und installiert. Nach der anfänglichen Euphorie kommt die Frage auf: Was tun mit dem Vorgänger? Für die Schublade ist das Handy, das vor zwei, drei Jahren noch dem neuesten Stand der Technik entsprach, zu schade. Andererseits ist der Wiederverkaufswert geradezu lächerlich.

Claudia Sprinz, Elektronikexpertin bei Greenpeace, plädiert deshalb dafür, das Smartphone so lange wie möglich selber zu nutzen. Soll das Gerät beispielsweise als Notapparat im Auto gelagert werden, müsse sich der Nutzer allerdings auch um die Wartung kümmern: „Das Gerät sollte regelmäßig aufgeladen werden“, sagt Sprinz. Doch selbst drei oder vier Jahre alte Smartphones sind zu mehr zu gebrauchen, als nur im Handschuhfach auf einen Einsatz zu warten.

Darauf weist Oliver Diedrich, Redakteur der Computerzeitschrift „c't“ hin. Viele seiner Bekannten finden für ihre Altgeräte mit einfachen Mitteln eine neue Bestimmung - und sparen dabei noch Geld. „Ein Kollege nutzt sein altes Smartphone als WLAN-Hotspot im Auto“, sagt er. Dazu habe der Bastler das Gerät im Handschuhfach deponiert und zur Stromversorgung an den Zigarettenanzünder angeschlossen. Über die Tethering-Funktion, mit der das Handy anderen Geräten den Zugang zum Mobilfunknetz erlaubt, kommen mehrere Nutzer auch während der Fahrt ins Netz. Eine aktive SIM-Karte mit Datenflatrate ist dafür allerdings Voraussetzung.

„Ein gebrauchtes Smartphone kann auch als Alarmanlage fürs Auto dienen“, sagt Theodor Ludwig, Technikexperte der Verbraucherzentrale Sachsen. „Es gibt Apps, die lassen sich so programmieren, dass sie bei einem Standortwechsel eine SMS verschicken“, erklärt Diedrich das Prinzip. Das Handy sollte dabei so versteckt werden, dass es Strom und GPS-Empfang hat, beispielsweise im Kofferraum. Dann könne das Auto jederzeit geortet werden.

Auch die eigene Wohnung lasse sich per Smartphone überwachen, fährt Diedrich fort: Mit Android-Apps wie MotionDetectorPro oder MobileWebCam wird es als Kamera genutzt, die auf Bewegungen reagiert und per SMS oder Mail den Bewohner informiert - und gleich die entsprechenden Fotos auf einem Server ablegt. So könne das Altgerät auch als Webcam fungieren.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit findet das alte Android-Gerät als sparsamer Server für zu Hause: Dazu installiert der Nutzer eine Linux-Version, mit der das Gerät zum Streaming- oder Cloudserver wird. Weil das aber nur per Root-Zugriff geht, ist diese Spielerei eher etwas für Experten. Die Vorteile des Handys: Display, Netzwerkverbindung und Stromversorgung sind bereits eingebaut.

Wer über den Kauf einer neuen Musikanlage nachdenkt, kann sich ebenfalls mit dem alten Handy behelfen. „Das Gerät kann beispielsweise als Webradio genutzt werden“, schlägt Verbraucherschützer Ludwig vor. „Mit Hilfe von Aktivboxen kann das alte Smartphone auch Musik aus der eigenen MP3-Sammlung streamen und auf Dienste wie Spotify zurückgreifen“, sagt Diedrich.

Wer gerne bastelt, könne sich das Handy oder einen ausgemusterten Tablet-PC auch in ein Gehäuse mit Lautsprecherboxen bauen, erklärt Diedrich. „Damit hat er eine komplette Anlage.“ Auch die Nutzung als Wetterstation sei mit ein wenig Bastelei möglich, sagt der Experte: „Mit dem Anschluss eines Temperatur- und Luftdruckmessgerätes an das Telefon und der Nutzung von Wetterdiensten aus dem Internet lässt sich das Wetter besser bestimmen als mit Billiggeräten aus dem Baumarkt.“

Weniger aufwendig ist die Nutzung für Alltagsaufgaben, beispielsweise als Taschenrechner, Wecker oder Notizblock, schlägt Ludwig vor. „Viele Funktionen sind auch ohne SIM-Karte nutzbar“, sagt er. Monatliche Kosten für eine Surfflatrate fallen dann nicht mehr an.

Außerdem könne der Nutzer das Smartphone auch als Spielgerät an den Nachwuchs weitergeben, sagt Claudia Sprinz. „Allerdings ist der soziale Druck oft so hoch, dass die Kinder zum Spielen lieber das neuste Gerät wollen.“ Am liebsten wäre der Greenpeace-Expertin daher eine Art Abomodell, in dem die Nutzer die Telefone nicht kaufen, sondern nur mieten, inklusive Wartung. Dabei sieht sie aber die Hersteller und auch die Telekomunternehmen in der Pflicht.