Smartphone-Apps für Sportler

Berlin (dpa/tmn) - Sportler können ihr Smartphone als Kilometerzähler, Tacho und Motivator nutzen - dank GPS und schlauen Apps. Wer sichergehen will, dass sein Gerät nicht den nässebedingten Tod durch Schweißbäche und Regengüsse stirbt, sollte ins Zubehör investieren.

Tim Teege hat den Trainer immer in der Tasche: sein Smartphone. Wenn der 26-jährige Programmierer eine Runde um die Alster in Hamburg joggt, misst eine Applikation namens RunKeeper die Laufstrecke, sagt nach jedem Kilometer das Tempo an und errechnet später die verbrannten Kalorien. Gerade die Statistik hat es dem Hamburger angetan: „Ich bin süchtig danach. Ich weiß nicht, ob ich ohne so viel laufen würde.“ Das Handy ist sein bester Motivator.

RunKeeper steht für einen Trend: Immer mehr Apps helfen Sportlern mit Smartphones beim Training. Die Programme heißen „i.Run“ oder „iBody“, Sports Tracker oder Endomondo und haben ähnliche, in der Regel kostenlose Grundfunktionen: Per GPS verfolgen sie die Strecke und errechnen anhand der Bewegung, wie schnell der Sportler unterwegs ist. Eine Karte zeigt, wo es langgeht. Das gilt nicht nur fürs Laufen: Auch Rad- und Skifahren lassen sich als Aktivität einstellen, zum Teil sogar Schwimmen.

Viele Apps bieten zudem ein Trainingstagebuch im Internet an. Sportler können dort ihr Pensum dokumentieren und sich mit den automatisch erstellten Statistiken motivieren. Ebenfalls zur Motivation - oder zum Angeben? - dient die Schnittstelle, über die Nutzer ihre Läufe per Facebook oder Twitter mit Freunden teilen.

Die Premiumversionen können noch mehr. Tim Teege nutzt RunKeeper etwa als Coach, der ihm regelmäßig Zeit und Tempo ansagt. Das hält ihn in der langen Vorbereitung für den nächsten Marathon bei Laune. Es gibt auch spezielle Trainingsprogramme, zum Beispiel für Intervall-Läufe. Diese Extras waren Teege immerhin 8 Euro wert.

Das ist für eine App nicht gerade billig - viele Programme in den Online-Läden sind gratis oder kosten maximal 1 bis 2 Euro. „Wir empfehlen, erst die kostenlose Version auszuprobieren, bevor eine App gekauft wird“, erklärt HTC, einer der größten Hersteller von Android-Geräten. Auch die Bewertungen anderer Nutzer böten einen guten Hinweis auf die Qualität.

Mit dem richtigen Zubehör wird das Handy sogar zum Pulsmesser. Dafür bedarf es eines Brustgurts, der den Herzschlag misst und per Funk an das Gerät übermittelt. Die Hersteller selbst bieten kein Zubehör an, doch einige Sportspezialisten decken dieses Segment ab.

Der deutsche Hersteller HMB-TEC hat zum Beispiel einen Funkempfänger im Programm, der Signale von Polar-kompatiblen Brustgurten empfängt und in einer App auswertet. Auch Polar und Nike haben Systeme für Apples iPhone entwickelt. Billig ist dieses Zubehör nicht, für den Empfänger von HMB-TEC werden zum Beispiel mindestens 70 Euro fällig.

Nicht jedem mag wohl dabei sein, einen teuren Minicomputer zum Joggen mitzunehmen. Tim Teege hat sein iPhone zunächst einfach in die Hosentasche gesteckt. „Aber bei Regen hatte ich immer ein bisschen Angst um das Ding“, sagt er. Deswegen kaufte er sich eine wasserdichte Tasche, mit der er sein Handy am Arm befestigen kann.

„Im Regelfall machen ein paar Regen- oder Schweißtropfen nichts aus, wenn sie nicht in die Öffnungen für Kopfhörer oder Ladekabel gelangen“, beruhigt HTC. Vor „dauerhafter Nässe“ sollten Smartphones aber geschützt werden.

Dafür geeignete Taschen gibt es zuhauf. Hersteller wie Nike, Incase oder Belkin verkaufen Halterungen ab rund 15 Euro. Nokia hat ein eigenes Produkt im Angebot: Die Armband-Tasche CP-218 ist aus Frottee und damit waschbar. Sie kostet 6 Euro.

Tasche hin oder her: Ein Smartphone ist im Vergleich zu einem Pulsmesser in Armbanduhren-Format wuchtig. „Die Telefone sitzen mitunter recht unbequem auf einer Tasche am Oberarm“, schreibt das Magazin „Runner's World“. Systeme mit Bewegungssensor seien besser geeignet - „auch wegen der einfacheren Handhabbarkeit“. Allein wegen des Distanzmessers lohne sich die Anschaffung eines Smartphones nicht. Wer aber ohnehin eines hat, kann auf ein zusätzliches Gerät verzichten.

Ein typisches Smartphone-Problem stellt sich auch bei den Sport-Apps: der hohe Stromverbrauch. Wenn Tim Teege mit seinem iPhone 3GS zweieinhalb Stunden läuft, ist der Akku halb leer. Er lässt zwar nebenbei Musik laufen, guckt aber praktisch nie auf den Monitor, der neben dem GPS-Empfänger besonders viel Energie benötigt. „Ich bin mir nicht sicher, ob der Akku einen ganzen Marathon halten würde.“ Zumindest einen Motivator braucht der Hamburger dann aber wohl nicht: Tausende Zuschauer am Straßenrand dürften Ansporn genug sein.