Smartphone-Markt: Es muss auch günstig gehen
Barcelona (dpa) - Die neuesten Smartphone-Flaggschiffe wie das Samsung Galaxy S5 stehen auf dem Mobil World Congress, dem wichtigsten Treffen der Mobilfunkbranche, traditionell im Rampenlicht.
In diesem Jahr allerdings zeigen viele Hersteller in Barcelona, dass sie auch billig können.
Denn das könnte entscheidend werden, wenn es darum geht, sich auf dem heiß umkämpften Markt weiter zu behaupten.
Der weltweite Mobilfunk-Markt boomt, doch in entwickelten Ländern wie den USA und in Europa ist der Bedarf an Smartphones allmählich gesättigt. Die größten Wachstumsfelder gibt es derzeit in den Schwellenländern wie Indien, Brasilien, Afrika und vor allem China. „China stellt ein Viertel der Weltbevölkerung“, sagt Lars-Christian Weisswange von Huawei. „Das ist für uns der wichtigste Markt überhaupt.“
Der taiwanische Hersteller HTC hat sich in den vergangenen Jahren in den westlichen Ländern als Anbieter von Premium-Produkten etabliert. Sein Flaggschiff HTC One heimste zahlreiche Preise ein. Auf dem Mobile World Congress wurde es erneut als bestes Smartphone ausgezeichnet, obwohl es bereits seit einiger Zeit im Markt ist. In Barcelona zeigte das Unternehmen mit dem HTC Desire lediglich ein überarbeitetes Mittelklasse-Smartphone. Es soll im April zuerst in China auf den Markt kommen, erst dann in allen weiteren Ländern.
Der Markt für Smartphones wachse immer noch, aber es gebe ganz deutliche Unterschiede, sagte André Lönne von HTC. „In den sich entwickelnden Märkten ist das Wachstum um ein Vielfaches größer.“ Die Nachfrage nach günstigen Telefonen im unteren und mittleren Preissegment gebe es aber auch in Deutschland.
Der Softwarekonzern Microsoft hat mit seinem Windows Phone bislang nur geringe Marktanteile bei Smartphones erzielt. Ursprünglich starteten die Geräte etwa von dem wichtigsten Partner Nokia als High-End-Smartphones. Für die erforderliche Grundausstattung setzte Microsoft die Messlatte sehr hoch. In Barcelona kündigte Microsoft nun an, die Anforderungen deutlich herunterzuschrauben, damit die Hersteller auch günstige Einsteigergeräte für die Wachstumsmärkte anbieten können.
Der neue Kooperationspartner Lenovo dürfte dem Softwarekonzern zudem als willkommene Eintrittskarte für den chinesischen Markt dienen. Vor Jahren mit dem Kauf der PC-Sparte von IBM in die internationale Top-Liga aufgestiegen, gehört Lenovo allerdings heute auch in Deutschland zu den Marktführern.
Während Premium-Hersteller mit neuen günstigen Geräten in die Wachstumsländer drängen, wollen einstige Billig-Anbieter in Europa und den USA umgekehrt zeigen, dass sie auch in Sachen Innovation und Design ganz vorne mitspielen können. Huawai etwa hat sich aus seinem Heimatland China heraus inzwischen zum drittgrößten Smartphone-Hersteller weltweit entwickelt.
Noch vor wenigen Jahren galt Huawei als No-Name-Hersteller und Netzwerkspezialist. In Europa adressierte das Unternehmen bislang vor allem das niedrigpreisige Segment mit günstigen Smartphones und Tablets.
Auf dem Mobile World Congress zeigt Huawei nun mit dem 7 Zoll großen Mediapad X1 eine Mischung aus Smartphone und Tablet. Bei seinen Flaggschiffen setzt das Unternehmen vor allem auf den superschnellen Funkstandard LTE Advanced. In Deutschland habe Huawei inzwischen einen Marktanteil von 5 Prozent, sagte Weisswange. 2013 verzeichnete das Unternehmen hierzulande ein Marktwachstum von 349 Prozent. Für dieses Jahr ist ein Platz unter den ersten drei anvisiert.
Auch der südkoreanische Hersteller LG drängt in die Premium-Klasse und kämpft mit Huawei um den dritten Platz im Smartphone-Markt. Bei seinen Top-Modellen setzt das Unternehmen auf hohe Materialqualität, Ultra-HD-Displays und neue Entwicklungen wie gebogene Bildschirme.
Die sich verschiebenden Marktbedingungen öffnen auch neue Chancen für Neueinsteiger: Gemeinsam mit LG, ZTE und Huawei zeigt die Mozilla-Stiftung in Barcelona neue Smartphones mit dem Firefox-Betriebssystem. Eines der Handys soll lediglich 25 Dollar kosten. Ein Termin für den Marktstart stand allerdings noch nicht fest.