Software-Riese SAP rechnet 2016 mit weniger Wachstum
Walldorf (dpa) - Europas größter Software-Hersteller SAP rechnet in diesem Jahr mit einem deutlich schwächeren Wachstum als 2015.
Auch der Gewinn dürfte nach den Planungen des Unternehmens weniger steigen als im Vorjahr, teilte der Dax-Konzern in der Nacht zum Dienstag mit.
Dabei liefen die Geschäfte zuletzt gut. Seine Vorhersagen für 2015 hatte der Softwarekonzern auch dank zweier Übernahmen übertroffen. Finanzchef Luka Mucic machte dafür „ein wachsendes Kerngeschäft, gepaart mit einem schnell wachsenden Cloud-Geschäft“ verantwortlich.
SAP ist dabei, sein Geschäftsmodell umzustellen. Statt Softwarelizenzen zu verkaufen, sollen Kunden die Programme vermehrt mieten. Das bringt dem Konzern stetigere, wenn auch weniger stark wachsende Einnahmen. Das klassische Softwaregeschäft ist stark von der konjunkturellen Entwicklung abhängig.
Die Umstellungsphase lastet allerdings auf SAPs Gewinn. Im Zuge des Umbaus hat der Konzern außerdem weltweit Stellen in Abteilungen gestrichen, die nicht zu den Wachstumsbereichen gehören. In Europa wurden vergangenes Jahr freiwillige Abfindungsprogramme gestartet.
Ursprünglich sollten rund 2000 Beschäftigte 2015 auf eine neue Stelle wechseln oder ab einem bestimmten Alter mit einer Abfindung zum Gehen bewegt werden. Zuletzt rechnete Mucic mit etwa 3000 Mitarbeitern, die das Angebot annehmen. Weil SAP in anderen Bereichen stark wächst, beschäftigte der Konzern Ende September mit 75 643 trotzdem mehr Mitarbeiter als zuvor.
Nach Angaben von Mucic waren bis Oktober unterm Strich etwa 1200 hinzugekommen. Die aktuellen Mitarbeiterzahlen und die kompletten Jahreszahlen wird SAP erst bei der Bilanzpressekonferenz am 22. Januar bekanntgeben.
2015 hatte der Softwarekonzern von seinen Übernahmen und dem schwachen Euro profitiert. Nach vorläufigen Zahlen kletterte der Umsatz um 18 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro. Dazu trug ein starker Anstieg der sogenannten Cloud-Software bei - Programme, die per Miete bezahlt und über das Internet abgerufen werden. Auch dank Zukäufen wuchs dieser Zweig auf mehr als das Doppelte. Das klassische Geschäft mit Softwarelizenzen, mit dem SAP nach wie vor den größten Teil seiner Umsätze macht, legte allerdings ebenfalls zweistellig zu.
Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern ging wegen des Abfindungsprogramms um zwei Prozent auf 4,25 Milliarden Euro zurück. Angaben zum Nettogewinn machte SAP zunächst nicht, diese sollen ebenfalls am 22. Januar folgen.
Für 2016 rechnet SAP beim Verkauf von Software und Wartungsverträgen - Währungseffekte und Sonderposten herausgerechnet - nur noch mit einem Umsatzplus von sechs bis acht Prozent. Der um diese Effekte bereinigte Gewinn soll bei 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro liegen.