Soziale Medien bestimmen Themen der Zeitungen mit
Berlin (dpa) - Soziale Medien wie Twitter und Facebook beeinflussen laut einer Allensbach-Umfrage unter Journalisten die Themenauswahl der Zeitungen spürbar.
Jeder Dritte (35 Prozent) gab an, dass sozialen Medien in der eigenen Redaktion eine große oder sehr große Rolle dabei hätten, worüber berichtet wird. Vor allem Politiker und Bürgerinitiativen nutzten solche Kanäle intensiv, immer mehr auch Unternehmen und PR-Firmen, heißt es in der Studie über Pressefreiheit in Deutschland, die auf einer Konferenz des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger vorgestellt wurde.
Bundestagspräsident Norbert Lammert beklagte auf der Tagung zu 65 Jahre Grundgesetz den Rückgang der Zahl von Lokalredaktionen. Es gebe immer mehr Kommunen, in denen es im Lokalen keine konkurrierenden Zeitungen mehr gebe. Zwar beschere das Internet den Menschen eine Flut von Information. Doch Zeitungen hätten weiterhin die Rolle, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Die pessimistischen Visionen über das Ende der gedruckten Zeitung teile er nicht.
Zwar zieht die große Mehrheit der befragten Zeitungsleute (93 Prozent) eine positive Bilanz der Pressefreiheit in Deutschland. Fast 60 Prozent hätten aber Versuche der Beeinflussung selber erlebt, die sie als Eingriff in die Pressefreiheit verstanden hätten. Besonders betroffen seien die Ressorts Kultur und Sport durch Einschränkungen bei der Fotoberichterstattung sowie der Autorisierung schon geführter Interviews.
Fast jeder zweite befragte Journalist gab an, solche Einschränkungen in Zukunft stärker als bisher akzeptieren zu müssen. Als Grund werden vor allem wirtschaftlichen Zwänge der Verlage genannt.
Für die Allensbach-Studie im Auftrag der Stiftervereinigung der Presse befragte das Institut für Demoskopie Allensbach im März und April 432 Zeitungsjournalisten, die überwiegend in Leitungsfunktionen waren.