Unterwegs zocken: Handheld versus Smartphone
Berlin (dpa/tmn) - Können Handys Handhelds ersetzen? Wenn es um Games geht, haben beide Systeme ihre Vor- und Nachteile. Es kommt darauf an, wo gespielt werden soll, wie viel Geld man investieren will und welche Spieltiefe man erwartet.
Lange waren die Claims klar abgesteckt. Während der Gelegenheitsspieler zwischendurch auf dem Smartphone daddelte, griff der eingefleischte Hobbyspieler zur mobilen Konsole. „Diese Unterscheidung gibt es zwar immer noch, die Grenzen sind aber mehr im Fluss“, erklärt Andreas Leisdon vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) aus Berlin. „Auch überzeugte PC- und Konsolen-Gamer nutzen Smartphones, um zu spielen.“ Außerdem sei das Smartphone für viele, die bislang nichts oder kaum etwas mit interaktiver Unterhaltung zu tun hatten, ein Einstieg in die Gameswelt.
„Mit Smartphone-Spielen lassen sich hervorragend die Lücken im Tag schließen, wenn man in der U-Bahn sitzt oder mal ein paar Minuten an der Supermarktkasse warten muss“, sagt Markus Schwerdtel von der Zeitschrift „Gamestar“. Nach wie vor seien jedoch die Handheld-Games häufig komplexer, hätten eine größere Spieltiefe - und würden in diesen Fällen auch mehr Spielzeit erfordern.
Auch grafisch haben die Handhelds in den meisten Fällen noch die Nase vorn. Sonys nächste Handheld-Generation, die Playstation Vita, die Ende des Jahres auf den Markt kommt, wird zwar keine HD-Auflösung bieten. „Sie soll aber den grafischen Möglichkeiten einer Playstation 3 nahekommen“, erklärt Marco Häntsch von der Zeitschrift „Computerbild Spiele“. Die Konsolen müssen den grafisch aufholenden Smartphones immer einen Schritt voraus sein - so wie Nintendo mit seiner neuen 3D-Mobilkonsole 3DS. Allerdings gibt es auch schon erste Smartphones mit dreidimensionalen Bildern im Display.
Ein Vorteil des Smartphones: „Die Leute besitzen es oft schon und haben es immer dabei“, sagt Häntsch. „Hat man außerdem noch eine mobile Konsole, müsste man immer noch ein weiteres Gerät dabei haben - und das könnte vielen Nutzern zu umständlich sein.“ Außerdem lassen sich die Spiele für ein Smartphone ganz einfach und schnell herunterladen. Für die Handheld-Games muss man hingegen - abgesehen von der aktuellen PSP Go - nach wie vor erst ins Geschäft oder sie online bestellen.
Der Anschaffungspreis eines Smartphones ist meist zwar deutlich höher als der einer mobilen Konsole. Die Apps kosten aber häufig weniger als einen Euro, viele sind sogar kostenlos. Die Downloadzahlen sind entsprechend beeindruckend. „Rund 13 Millionen Apps wurden im vergangenen Jahr allein in Deutschland gekauft“, sagt Leisdon. Bei solchen Preisen greift man schneller zu als bei den Handheld-Games, die pro Titel im Durchschnitt etwa 25 Euro kosten.
Die Smartphones haben bezüglich der Spiele aber auch ihre Grenzen. „Der Arbeitsspeicher reicht beispielsweise für solche aufwendigen Games wie 'Grand Theft Auto' nicht aus“, erklärt Häntsch. „Das iPad, das für solche Spiele eigentlich den geeigneten Bildschirm hätte, ist mit der Darstellung von detaillierten, großen 3D-Welten überfordert.“
Auch die Steuerung ist auf dem Smartphone bisweilen ein Problem - vor allem dann, wenn wie bei vielen Adventures oder Sportspielen ein komplexeres Gameplay notwendig ist oder die Bedienelemente der Konsole auf dem Smartphone umgesetzt werden. „Entwickler beschränken sich oft darauf, bewährte Konzepte zu übertragen, ohne die Steuerung an die Gegebenheiten des Smartphones anzupassen“, sagt Markus Schwerdtel. „Ein virtuelles Joypad auf dem Touchscreen funktioniert jedoch meist nicht so gut, weil es zu umständlich und zu ungenau ist.“
Smartphones sind aber unter anderem gut geeignet für Geschicklichkeitsspiele, Jump'n'Runs oder Aufbau- und Strategiespiele. Allerdings werden längst nicht alle bekannten Spielreihen auch auf dem Smartphone umgesetzt. Nintendo etwa bietet Spiele aus den bekannten und beliebten Reihen wie „Super Mario“ oder „Zelda“ nur für seine Handhelds an. Auch epische Games wie „Metal Gear Solid“ gibt es bislang nur für die mobile Konsole.