Streit um Facebook-Gründung findet kein Ende
Boston/Berlin (dpa) - Der Streit um die Facebook-Gründung geht überraschend doch noch in eine neue Runde. Die Zwillinge, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Ideenklau vorwerfen, preschten am Donnerstag mit neuen Vorwürfen vor.
Nur Stunden zuvor hatten Tyler und Cameron Winklevoss ihren Gang zum Obersten Gericht in Washington abgeblasen, die jahrelange Kontroverse schien beendet.
Die Zwillinge, die mit Zuckerberg in Harvard studiert hatten, wollen einen Vergleich aus dem Jahr 2008 annullieren lassen. Die Einigung hatte ihnen damals 65 Millionen Dollar eingebracht. Sie werfen Facebook jedoch vor, sie bei dem Vergleich über den Tisch gezogen zu haben und wollen ihre Ideenklau-Vorwürfe wieder aufgreifen und neu verhandeln.
Die Winklevoss-Zwillinge hatten zu Studienzeiten ihren Kommilitonen Zuckerberg als Programmierer für eine Website engagiert, die sie zusammen mit ihrem Partner Divya Narendra aufbauen wollten. Zuckerberg, so behaupten die Winklevoss-Brüder, habe jedoch ihre Idee gestohlen und heimlich sein eigenes Soziales Netzwerk namens Facebook aufgezogen.
Mit ihrer Klage gegen den Vergleich scheiterten die Winklevoss-Brüder zwar bereits im April vor einem Berufungsgericht in Kalifornien. Anschließend lehnten es die Richter ab, sich noch einmal in größerer Runde mit ihrem Fall zu beschäftigen, und auch dem Gang vors Oberste Gericht gaben Experten nur wenig Chancen.
Jetzt frischen die Zwillinge aber eine separate Klage in Boston auf. Sie wollen klären lassen, ob Facebook und Zuckerberg ihnen vor dem Vergleich wichtige Informationen vorenthalten haben. Im Mittelpunkt dürften dabei vor allem Chat-Nachrichten aus der Gründungszeit von Facebook stehen. In einer der Nachrichten, die Zuckerberg zugeschrieben werden, kündigt er laut Medienberichten an, die Arbeit an der Website der Brüder zu verzögern, bis Facebook fertig ist. Die Chat-Protokolle waren zunächst im Frühjahr 2010 im Blog „Silicon Alley Insider“ veröffentlicht worden. Später bestätigte Zuckerberg selbst ihre Echtheit, als er dem Magazin „New Yorker“ dazu sagte, er bedauere seine damaligen Äußerungen.
Die Winklevoss-Brüder zeigten sich in einem Interview mit der „New York Times“ überzeugt, dass sie mit den Chat-Protokollen in der Hand bessere Karten in den Vergleichsverhandlungen mit Facebook gehabt hätten. Manager und Verwaltungsräte von Facebook hätten die Nachrichten während der Vergleichsverhandlungen gekannt und zurückgehalten. Es gehe ums Prinzip, sagte Tyler Winklevoss der Zeitung im Dezember 2010: „Das Prinzip ist, sie haben nicht fair gekämpft. Das Prinzip ist, Mark hat die Idee gestohlen.“
Bei dem Vergleich hatten die Zwillinge 20 Millionen Dollar in bar und weitere 45 Millionen in Facebook-Aktien bekommen. Damals war noch mit einer Bewertung von 15 Milliarden Dollar für das gesamte Unternehmen kalkuliert worden. Inzwischen wurde Facebook bereits mit mehr als 50 Milliarden Dollar bewertet, bei einem Börsengang wird auch ein Firmenwert von 100 Milliarden Dollar für möglich gehalten. Damit ist der Winklevoss-Vergleich inzwischen deutlich mehr als 100 Millionen Dollar wert.
Für Facebook ist es wichtig, die Streitigkeiten um die Anfänge des weltgrößten Online-Netzwerks in den kommenden Monaten endgültig aus der Welt zu räumen. Denn für kommendes Jahr wird mit einem Börsengang von Facebook gerechnet.