Studie macht digitales Sicherheitsgefälle aus

Berlin (dpa) - Auch wer um die Gefahren im Internet weiß, schützt sich nicht unbedingt auch ausreichend vor möglichen Angriffen. Wie Wissen und Handel auseinanderklaffen können, hat jetzt ein neuer Index der Initiative „Deutschland sicher im Netz“ ermittelt.

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Die Initiative „Deutschland sicher im Netz“ will die Aufklärungsangebote zum sicheren Umgang mit dem Internet besser an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen. Gemeinsam mit dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz stellte die Initiative am Freitag (17. Oktober) einen neuen Index vor, der die Sicherheitslage der Verbraucher besser erfasst. „Wir schaffen eine neue Währung, die die positiven und negativen Aspekte in Sachen Internetsicherheit aufzeigt“, sagte Christian Illek, DsiN-Vorsitzender und Chef von Microsoft Deutschland.

Demnach gibt es vier sehr verschiedene Nutzertypen. „Aufklärung mit der Gießkanne ist beim Thema Internetsicherheit nicht sinnvoll, denn Verbraucher unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Nutzungsgewohnheiten, ihrer Kenntnisse und ihres Schutzverhaltens signifikant“, sagte Illek. Der Verband wolle darauf hinwirken, dass in jeder der Nutzer-Gruppen der Einsatz von Schutzmaßnahmen verstärkt werde. 80 Prozent der aktuell existierenden Bedrohungen könnten mit den heute vorhandenen Möglichkeiten verhindert werden, sagte Michael Littger, Geschäftsführer von „Deutschland sicher im Netz“.

Um die Nutzer individuell zu erreichen, brauche man einen „Mix an differenzierten Aufklärungsangeboten, der auf die spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist“, sagte Illek. Den Index haben die Partner gemeinsam mit der Marktforschungsfirma TNS Infratest auf Basis einer repräsentativen Umfrage unter 1005 Nutzern in Deutschland erstellt. Er setzt die persönliche Bedrohungslage und die individuellen Maßnahmen ins Verhältnis. Die ermittelte Kennzahl zeigt die Balance zwischen Gefährdung und Verhalten auf. Liegt sie unter dem Wert von 50 Punkten, kippt die Balance. Deutschland bewegt sich derzeit auf einem Indexwert von 60,2. Der Index soll künftig jährlich erhoben werden.

Demnach lassen sich vier Kategorien von Nutzern unterscheiden: Die unter 20-Jährigen gehören überwiegend zu den „fatalistischen Nutzern“, die gern auf Schutzmaßnahmen verzichten, obwohl sie über die Risiken informiert sind. Die „Außenstehenden“ sind meist über 60 Jahre alt und sind über Gefahren relativ wenig informiert. Die „Gutgläubigen“ (zwischen 30 und 59 Jahren) schätzen die Risiken gering ein und schützen sich entsprechend wenig. Die „Souveränen“ (40 bis 49 Jahre) sind gut informiert und nutzen auch komplexe Sicherheitsmaßnahmen.

Über alle Nutzergruppen zeige sich eine „deutliche Schieflage zwischen Wissen und Sicherheitsverhalten“. Die Partner ermittelten bei 60 Prozent der Internetnutzer einen erhöhten Aufklärungs- und Unterstützungsbedarf. „Die Vorteile der Digitalisierung können sich für die Gesellschaft erst entfalten, wenn alle Verbraucher das Internet souverän nutzen“, sagte Illek. Er sehe deshalb die IT-Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Politik in der Verantwortung, eine „Aufklärungsstrategie 2.0“ auf den Weg zu bringen. Die Aufgabe der Unternehmen sei es, auf die Möglichkeiten allgemeinverständlich hinzuweisen. „Von der Politik wünschen wir uns mehr Aufklärung, die das Nutzungsniveau erhöht und vor allem mehr Vertrauen in die Internet-Nutzung schafft.“