Tracking-Cookies: Schnüffler der Internet-Wirtschaft
Berlin (dpa/tmn) - Immer mehr Schnüffel-Dienste versuchen, die Gewohnheiten der Internet-Nutzer auszuspionieren - etwa für gezielte Werbung. Wem das nicht behagt, kann mit bestimmten Browser-Einstellungen einige der Spione aussperren.
Absolute Sicherheit gibt es aber nicht.
Wer im Internet nach Diätrezepten sucht, darf sich nicht wundern, wenn er Werbung für Schlankheitsprodukte angezeigt bekommt. Und wer sich einmal über Mallorcas Landschaft informiert hat, wird womöglich auch dann mit Last-Minute-Reisen zur Ferieninsel gelockt, wenn er Nachrichten liest oder online shoppt. Web-Unternehmen heften sich an die Fersen der Nutzer, um mehr über sie herauszufinden - und gezielt Werbung zu schalten.
Für die Werbe-Industrie ist das Wissen um Hobbys, Einkommen oder Gesundheitsprobleme von Konsumenten Gold wert. Passgenaue Anzeigen versprechen gute Verkaufschancen und damit höhere Preise. Daher verfolgen viele Website-Betreiber und Suchmaschinen, Werbevermarkter und Datenhändler, was Nutzer online tun - man spricht von Tracking (englisch: Zuordnung, Verfolgung).
Die Überwachung sei deutlich tiefgreifender und aufdringlicher, als die Mehrzahl der Nutzer wisse, warnte das „Wall Street Journal“ („WSJ“) im Juli nach einer Untersuchung der 50 beliebtesten US-Websites. Dabei mischen viele Anbieter mit. Relativ bekannt ist Analytics, ein Tracking-Dienst von Google: Wenn Website-Betreiber die Software einbinden, erhalten sie Statistiken zum Besuch ihres Portals. Im Gegenzug werden Daten an den Internet-Riesen durchgeschleust. Unbekannter, aber deutlich aggressiver sind Datenhändler, die laut „WSJ“ detaillierte Profile anlegen und verkaufen.
Was Datenschützer besonders alarmiert, erklärt Markus Hansen vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) in Kiel: „Die meisten Menschen wissen nicht, dass Tracking-Dienste existieren. Dementsprechend gucken sie auch nicht, welche Datenspur sie hinter sich herziehen.“ Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert daher, dass Internet-Unternehmen sich eine „aktive, informierte Einwilligung von den Anwendern“ einholen müssen.
Wenn Nutzer etwas gegen die Schnüffel-Technologie haben, helfen sie sich am besten selbst. Als Spione kommt eine spezielle Art von Cookies zum Einsatz. Diese Dateien sind an sich harmlos: Sie ermöglichen Website-Betreibern, Besucher wiederzuerkennen. „Online-Läden nutzen diese Funktion zum Beispiel, um sich den Einkaufskorb ihrer Kunden zu merken“, sagt Prof. Norbert Pohlmann von der Fachhochschule Gelsenkirchen.
Zum Selbstschutz können Nutzer dem Browser verbieten, Cookies von Drittanbietern anzunehmen - jene Dateien, die das Surfverhalten über mehrere Websites verfolgen. Wie das mit Mozilla, Internet Explorer und Opera geht, beschreiben die Datenschützer aus Kiel auf ihrer Website. Zumindest einen Grundschutz bietet auch der private Modus des Browsers. Die Funktion löscht nach jeder Sitzung Cookies und den Verlauf der besuchten Seiten.
Besonders hartnäckigen Schnüffel-Dateien rückt diese Funktion jedoch nicht zuleibe. Sogenannte Flash-Cookies etwa verwaltet nicht der Browser, sondern die verbreitete Multimedia-Software von Adobe. Hier hilft die Firefox-Erweiterung Better Privacy. Das Add-On Ghostery - verfügbar für alle großen Browser außer Opera - zielt auf Tracking-Dienste wie Google Analytics ab. Erfahrene Anwender können mit No Script Skripte aller Art blockieren.