Trendforscher: Vertrauen wird entscheidend sein
Hamburg (dpa) - Der bewusste Umgang mit Daten, das bewusste Gestalten von Vertrauensbeziehungen wird mit zunehmenden Social-Media-Angeboten immer wichtiger.
„Hier entsteht ein deutlicher Wechsel von der Industriekultur, in denen Produkte entscheidend waren, hin zu einer Welt, in der das Vertrauen im Datenaustausch zwischen Privatpersonen und Unternehmen und ihren Marken eine entscheidende Rolle spielt“, sagte der Gründer des Hamburger Trendbüros, Prof. Peter Wippermann, im dpa-Gespräch. „Trust Design“ heiße das Zauberwort der digitalen Zukunft, ein Thema auf dem 8. Europäischen Trendtag am 14. März in Zürich zum Thema „Der Kult des Sozialen - Warum Beziehungen die neue Währung sind.“
„Die Menschen möchten das Gefühl haben, wenn ich mit dem Unternehmen oder der Marke interagiere, dann werde ich respektiert und meine Privatsphäre wird geachtet“, sagte Wippermann. Damit werde ein Feld bewusst gestaltet, das Menschen sonst im Alltag bei zwischenmenschlichen Beziehungen als selbstverständlich voraussetzen. Spannend werde sein, welche Grenzen und Regeln in der virtuellen Welt gelten sollen. „Länder haben verschiedene Vorstellungen davon, was erlaubt ist, und was nicht“, meinte Wippermann. Was zum Beispiel für US-Bürger selbstverständlich ist, bereite den Europäern Kopfschmerzen. „Wenn ich ein Ticket bei Lufthansa kaufe, werden meine Daten dann an die USA weitergeleitet, ja oder nein? - Sie werden es.“
„Das sind alles Themen, die hoch emotional aufgeladen sind, weil man keine Orientierung hat“, meinte der Trendforscher. Man nehme nur die Aufregung um Google-Streetview vor zwei Jahren. Mittlerweile möchten manche Anwohner, dass ihre verpixelten Häuser wieder sichtbar gemacht werden, weil es als Statussymbol dazugehöre. „Hier gibt es noch zu wenig Orientierung und genau hier können Unternehmen und Institutionen einspringen und ein Vertrauensangebot organisieren“, sagte Wippermann. Sonst hätten die Menschen das Gefühl, kontrolliert zu werden. Dazu müssten die Unternehmen eine bestimmte Art von Transparenz zulassen. „Man muss erfahren können, welche Daten wie weiter verwendet werden und es muss eine Überprüfung geben, wie ein Regelverstoß geahndet wird“, meinte der Trendforscher.
Bisher laufe die Kommunikation im Netz nur in eine Richtung - von den Konsumenten zu den Unternehmen. „Die Unternehmen verteilen unsere Informationen, geben aber keine Antwort.“ In Zukunft müsste die Kommunikation in beide Richtung verlaufen. Als positives Beispiel nannte er Amazon, weil sie bereits versuchen, die Prozesse so individuell wie möglich zu gestalten. „Amazon sagt: Das sind die Sachen, die Du Dir bisher angeschaut hast. Das wissen wir von Dir, gleichzeitig kennen wir Dich. Das sind Gestaltungselemente des Vertrauens“, meinte Wippermann.