Bäckerin mit skurriler Idee „Troll Cakes“: Bittersüße Rache für Mobbing-Opfer
New York (dpa) - Fiese Kommentare wie „Sorry, dass du so eine hasserfüllte Person bist, Beth“ oder „Du Eselshexe“ leuchten in bunten Buchstaben auf Schokoladenkuchen. Sie sind geschmückt mit Streuseln, Schmetterlingen und Blümchen.
Was bizarr aussieht, ist die ausgefallene Geschäftsidee einer New Yorkerin: Kat Thek backt Kuchen in Brooklyn. Ihr Firmenname: „Troll Cakes Bäckerei und Detektivagentur“ - eine süße Antwort für Opfer auf Trolls - also Online-Mobber.
Wer im Internet gemobbt wurde, kann bei Thek ein Foto der Beleidigung und die Adresse des sogenannten Trolls einreichen. Thek backt dann einen Schokoladenkuchen mit Zuckerguss und dem verletzend gemeinten Zitat in essbaren Buchstaben. „Kuchen sind oft Teil von Feierlichkeiten wie Geburtstage und Hochzeiten. Sie mit fiesen Kommentaren zu dekorieren, wandelt Zorn in Freude um“, erklärt die aus Kalifornien stammende 30-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Kuchen kostet 35 Dollar (rund 32 Euro) und landet nach etwas Adressen-Recherche vor der Tür des Fieslings - oft an dessen Arbeitsplatz. Seit dem Start von „Troll Cakes“ Mitte April hat Thek fast fünfzig Kuchen verschickt. Für 60 Dollar (rund 55 Euro) geht sie sogar selbst auf Detektivjagd und recherchiert die Adresse des Trolls online. Thek arbeitet tagsüber als Werbetexterin und backt die Kuchen bislang nur nach Feierabend und an Wochenenden. Zu anderen ihrer ungewöhnlichen Projekte zählen Pillen aus Katzenhaaren, Blumensträuße aus Rasierklingen und Wahrsagerei mit Hilfe gebrauchter Wachsstreifen.
Eine Lieferadresse für die Troll Cakes ist die vermutlich bekannteste in den USA: das Weiße Haus an der 1600 Pennsylvania Avenue in Washington. „Jeder, der das Internet nutzt, ist mittlerweile vertraut mit Mobbing. Vor allem dank Donald Trump, denn unser Präsident trollt Leute wie Rosie O'Donnell“, sagt Thek. Trump hatte die Schauspielerin und Moderatorin mehrfach via Twitter angegriffen und beleidigt.
Online feuert der US-Präsident immer wieder ganze Tiraden ab. Demokraten, Kaufhausketten oder TV-Shows - kaum jemand ist vor seinem verbalen Rundumschlag sicher. Trotz zunehmender Kritik am Stil von Trumps Äußerungen meint eine Sprecherin des Weißen Hauses: „Die Tweets von Präsident Trump sprechen für sich selbst.“ Thek hat mit dem „Tiny Hands Special“ reagiert, bei dem sie Tweets des US-Präsidenten in Zuckerguss verwandelt. Vier solcher Kuchen hat sie bislang an Trump geschickt, erhalten hat er laut Sprecherin bislang aber keinen davon.
First Lady Melania Trump versprach während des Wahlkampfes sogar, gegen Mobbing in sozialen Medien anzukämpfen. Doch seit ihrer Wahlkampfrede im November hat sie sich nicht mehr dazu geäußert. Dabei gehört Mobbing im Internet zum Alltag: Mit 47 Prozent sind fast die Hälfte aller Internetnutzer in den USA schon einmal persönlich belästigt oder beleidigt worden, wie das Forschungszentrum „Data & Society“ mit Sitz in New York herausgefunden hat.
Sameer Hinduja hat Bedenken, was die Aktionen bringen sollen: „Es ist mir unverständlich, warum jemand so etwas machen würde“, sagt der Kriminologie-Professor der Florida Atlantic University und Co-Direktor des Cyberbullying Research Center. „Warum würde ein Opfer von Mobbing auch noch Geld dafür ausgeben? Kuchen ist köstlich, somit scheint man damit Mobbing regelrecht zu feiern.“
Viele Angreifer würden heute glauben, sich hinter der Anonymität oder Pseudonymität verstecken zu können, erklärt Hinduja. „Aber man sieht auch viel Hass in sozialen Netzwerken wie Facebook, wo Angreifer ihre echten Namen und Identität verwenden. Es ist eine Schande, dass manche Menschen Freude daran haben, grausam zu anderen zu sein.“