Twitter: Der Puls der Welt in 140 Zeichen

Berlin (dpa/tmn) - Der Internet-Kurznachrichtendienst Twitter kann auf Neulinge ganz schön unübersichtlich wirken. Mit den richten Einstellungen ist es aber ein bequemes Werkzeug, um rasend schnell Informationen aus aller Welt oder dem eigenen Freundeskreis mitzubekommen.

Dieser Anfängerfehler dürfte vielen Twitter-Neulingen bekannt vorkommen: Man schaut als erstes einfach mal rein unter twitter.com und findet dort ein Gewirr aus kryptischen Nachrichten von lauter Leuten, die man nicht kennt. „Wer braucht bitte sowas?“, denken sich an diesem Punkt viele und sind erst einmal wieder weg. Der Dienst wird oft abgetan als der Ort, an dem Fremde einander mitteilen, was sie zum Frühstück gegessen haben. Doch die Grundidee von Twitter funktioniert anders: Man folgt nur den Nachrichten von Leuten, die einen interessieren.

Damit werden aus der Wirrwarr der Millionen Stimmen nur die herausgefiltert, die für einen selbst relevant sind und das ganze Konzept von Twitter ergibt einen Sinn - ein Dienst, mit dem man mit kurzen Nachrichten auf einmal beliebig viele Menschen erreichen kann.

Mit inzwischen rund 200 Millionen Nutzern ist Twitter zu einer weltumspannenden Informations-Maschine geworden. Zeitungen, Blogger, Politiker, Prominente oder völlig Unbekannte senden Links zu Artikeln, Bilder oder Videos, frische Nachrichten, einfach die eigenen Gedanken - oder eben, welches Müsli es zum Frühstück gab. Für Abonnenten eines Nachrichtenstroms bürgerte sich auch in Deutschland das englische Wort „Follower“ ein.

Miterfinder Jack Dorsey kam auf die Twitter-Idee, als er sich mit Benachrichtigungssystemen in der Taxi-Branche beschäftigte. Die Beschränkung auf 140 Zeichen ist ein Überbleibsel aus der Anfangszeit, in der Twitter zunächst auf SMS-Basis lief. Die Idee eines Internet-basierten Dienstes setzte sich am Ende jedoch durch.

Um Nachrichtenströme von anderen bei Twitter abonnieren zu können, braucht man ein eigenes Profil bei dem Dienst. Für die Anmeldung wird nur eine E-Mail-Adresse benötigt. Dabei sucht man sich auch einen Benutzernamen aus. Dieser ist, mit einem „@“ versehen, das wichtigste Merkmal eines Nutzers bei dem Dienst. Über ihn wird man erkannt, angeschrieben oder gefunden.

Dann kann es eigentlich schon losgehen. Zu beachten sind nur noch einige Grund-Elemente der Kommunikation: Steht am Anfang der Nachricht der Name eines Nutzers mit einem „@“-Zeichen, schreibt man ihn an - und alle können die Nachricht mitlesen.

Wollen wie bei einer E-Mail nur zwei miteinander kommunizieren, gibt es für diese Fälle die „Direct Message“. Schreibt man an den Anfang der Nachricht ein großes D und den Namen des Adressaten, diesmal ohne das „@“, geht sie nur an die eine Person. Aber Vorsicht: Schon einige pusteten private Nachrichten an die ganze Welt heraus, weil sie etwa in einem Dialog das „D“ vergessen haben. Zuletzt passierte ein solcher Unfall dem US-Kongressabgeordneten Anthony Weiner, der ein freizügiges Foto der ganzen Welt offenbarte.

Mit einem „Retweet“ wird die Nachricht eines anderen Nutzers für den eigenen „Follower“-Kreis wiederholt. Retweets erkennt man an den Großbuchstaben „RT“ am Anfang. Es ist eines der Instrumente, die Twitter so mächtig machen - denn Retweets helfen wichtigen Nachrichten, sich schnell auszubreiten.

Zum Beispiel, als Osama bin Laden getötet wurde, bekamen viele Twitter-Nutzer lange vor den offiziellen Mitteilungen einen Hinweis darauf. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld schrieb bei Twitter, er habe aus vertrauenswürdiger Quelle gehört, Bin Laden sei tot. Der Mann ist in der Öffentlichkeit völlig unbekannt, und entsprechend hätte kaum jemand das mitbekommen - wenn nicht unter seinen Followern ein Medien-Reporter der „New York Times“ gewesen wäre, Brian Stelter. Er wiederholte den Tweet, versehen mit dem wichtigen Hinweis, dass der Autor einst für Rumsfeld gearbeitet hat. Und da dem Reporter mehr als 60 000 Twitter-Nutzer folgen, breitete sich die Nachricht aus wie ein Lauffeuer.

Jeder neue Twitter-Nutzer braucht erst einmal einen Grundstock von Quellen. Auf der Twitter-Website gibt es als Hilfe Listen populärer Twitterer. Außerdem erarbeitet ein Algorithmus Vorschläge ausgehend aus der Liste der bereits abonnierten Kanäle. Ein einfacher Weg ist auch, die Follower-Listen anderer Nutzer mit ähnlichen Interessen durchzugehen. Wer sich für bestimmte Prominente oder Sportler interessiert, kann zudem auf deren Websites oder bei Internet-Suchmaschinen fündig werden. Dass ein Twitterer echt ist, verrät das „Verifiziert“-Zeichen neben dem Namen, ein kleiner blauer Kreis mit einem weißen Häkchen.

Viele nutzen Twitter über die Website twitter.com, es gibt allerdings auch Programme, die den Umgang mit dem Dienst auf PC oder Smartphone bequemer machen. Dazu gehören etwa Echofon oder TweetDeck, das kürzlich von Twitter selbst gekauft wurde. Um den Überblick im Informationsfluss zu behalten, kann man außerdem verschiedene Listen anlegen, zum Beispiel nach Themen geordnet.