Twitter entsperrt Journalisten-Konto nach Zensurvorwurf
London (dpa) - Nach Zensurvorwürfen hat der Kurzmitteilungsdienst Twitter das Benutzerkonto eines Journalisten wieder freigeschaltet, der mit massiver Kritik an der Olympia-Berichterstattung des US-Senders NBC aufgefallen war.
Dem Reporter Guy Adams von der britischen Tageszeitung „The Independent“ war zum Verhängnis geworden, dass er in einem Tweet die E-Mail-Adresse eines zuständigen NBC-Managers erwähnt hatte. Twitter hatte dies als Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen gewertet und nach einer Beschwerde des Senders Adams' Account gesperrt. Da Twitter und NBC bei den Olympischen Spielen Medienpartner sind, wurde der Schritt von vielen als Versuch gewertet, einen Kritiker ruhigzustellen.
Twitter verteidigte in einem Blogeintrag grundsätzlich das Vorgehen: Es spiele keine Rolle, dass Adams keine private, sondern eine öffentlich zugängliche berufliche Mail-Adresse des NBC-Managers genannt habe. Dennoch gestand der Dienst einen Fehler ein. Es waren Twitter-Mitarbeiter, die im Zuge der Medienpartnerschaft auf den Tweet mit der E-Mail-Adresse stießen und NBC erst darauf aufmerksam machten. Dabei behauptet Twitter, die Mitteilungen nicht aktiv zu überwachen, sondern nur auf Beschwerden Betroffener zu reagieren.
NBC zeigt in Amerika nach der Eröffnungsfeier auch die Sport-Wettbewerbe zeitversetzt, um sie in die Abendzeit mit höheren Werbeeinnahmen zu schieben. Außerdem blendete der US-Sender bestimmte Inhalte wie den Kuss eines homosexuellen Paares bei der Eröffnungsfeier aus. Das sorgt in den USA derzeit für viel Kritik, zahlreiche Nutzer machen unter dem Schlagwort #NBCfail ihrem Ärger über das Programm des Senders wie auch über die Sperrung von Adams' Twitter-Konto Luft.
Der Journalist spekulierte in einem Artikel für den „Independent“, dass Twitter sein Konto wegen der Geschäftsbeziehung zu NBC gesperrt habe. Die beiden Firmen betrieben während der Spiele Cross-Promotion. „Haben sie sich deshalb entschieden, ihre eigenen Regeln zu ignorieren?“