Twitter streicht acht Prozent der Arbeitsplätze
San Francisco (dpa) - Twitter-Mitgründer Jack Dorsey setzt nach wenigen Tagen als ständiger Konzernchef einen massiven Stellenabbau in Gang. Wegfallen sollen rund acht Prozent der Belegschaft, das wären maximal 336 Jobs, wie der Kurznachrichtendienst mitteilte.
Die Einsparungen sollen für ein schnelleres Wachstum investiert werden, hieß es. Twitter hatte zuletzt langsamer neue Mitglieder gewonnen. Deswegen steht die Aktie unter Druck und der Ruf nach Veränderungen wird lauter.
Dorsey signalisierte in einer E-Mail an die Mitarbeiter, dass Software- und Produktentwicklung am stärksten von dem Umbau betroffen sein würden. „Wir sind überzeugt, dass die Software-Entwicklung in einem kleineren und wendigeren Team viel schneller sein wird, während sie weiterhin den Großteil unserer Belegschaft ausmachen wird“, schrieb er. Parallel werde auch der Rest des Unternehmens verschlankt.
Twitter beschäftigte Ende Juni insgesamt 4100 Menschen, das war fast ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor. Die ausscheidenden Mitarbeiter sollen „großzügige“ Abfindungen und Hilfe bei der Suche nach einem neuen Job bekommen, versprach Dorsey. Das Unternehmen plant dafür Ausgaben von bis zu 20 Millionen Dollar ein, das würde im Schnitt knapp 60 000 Dollar pro Mitarbeiter bedeuten.
Im Kern des Umbaus liege eine einheitliche Strategie für Twitter, die Video-App Vine und die Live-Streaming-App Periscope, erklärte Dorsey. Als Beispiel nannte er die News-Funktion „Moments“, bei der die Fotos, Videos und interessante Text-Tweets zu aktuellen Themen von einer Redaktion zusammengefasst werden. Twitter startete sie zunächst in den USA und hofft, auf diese Weise mehr neue Nutzer für den Dienst zu gewinnen.
Der 38-Jährige Dorsey, der den Kurznachrichten-Dienst bereits seit Juli kommissarisch führte, war am Montag vergangener Woche zum ständigen Chef ernannt worden. Er gilt als Erfinder des Twitter-Prinzips mit kurzen Nachrichten von bis zu 140 Zeichen.
Wegen des abgeschwächten Wachstums ist Twitter an der Börse rund ein Fünftel weniger Wert als noch im April. Zuletzt bekam die Aktie etwas Schub durch Dorseys Ernennung. Sie legte nach der Nachricht vom Stellenabbau vorbörslich um knapp drei Prozent zu. Außerdem kündigte Twitter an, dass Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis im dritten Quartal nach vorläufigen am oberen Ende der Prognosen oder darüber lagen.