Twitter-Studie: Stimmung wird vom Job beeinflusst
Berlin (dpa) - Von „Ich habe Hunger“ bis „Mein Chef nervt“: Der Kurznachrichtendienst Twitter verrät einer Studie zufolge mehr über unser Gefühlsleben als bisher angenommen.
Mit Hilfe von 500 Millionen Tweets haben US-Forscher herausgefunden, wie sich die Tageszeit auf unsere Laune auswirkt. Die Ergebnisse veröffentlichten die Soziologen der New Yorker Cornell Universität im Fachmagazin „Science“. Demnach wachen Menschen auf der ganzen Welt mit guter Laune auf - im Laufe eines Arbeitstags verdüstert sich ihre Gemütslage jedoch zusehends.
Für die Studie untersuchten die Soziologen zwei Jahre lang englischsprachige Kurznachrichten (Tweets) von 2,4 Millionen Menschen in 84 Ländern. Dafür nutzten sie ein spezielles Textanalyse-Programm, das Listen von Wörtern und Wortstämmen zu verschiedenen psychologischen Kategorien enthält. Menschen mit weniger als 25 Tweets am Tag wurden nicht in die Untersuchung aufgenommen.
„Positive Gefühle haben zwei Höhepunkte: Früh am Morgen und kurz vor Mitternacht“, schreiben Michael Macy und Scott Golder. Das deute darauf hin, dass die Stimmung tagsüber von Stress im Job beeinflusst wird. Dem entsprächen auch die vielen positiven Tweets am Wochenende.
Zwar ist der Gute-Laune-Rhythmus der Studie zufolge auch am Wochenende ähnlich. Allerdings liegt das Stimmungslevel dann stets höher als an Werktagen - unabhängig von Land oder Kultur der Twitterer. In den Vereinten Arabischen Emiraten stieg die Laune beispielsweise immer freitags und samstags - eine Arbeitswoche geht dort nämlich von Sonntag bis Donnerstag.
Und: Am Wochenende legen die Twitterer weltweit etwa zwei Stunden später los. „Die Zeit, die Menschen erwartungsgemäß ausschlafen, wenn sie nach ihrer inneren Uhr aufwachen“, erklären die Verfasser. Neben Stress im Job habe auch der Schlaf Einfluss auf die Stimmung.
Den beruflichen und demografischen Hintergrund der Twitterer kannten Macy und Golder allerdings nicht. Dadurch sind zahlreiche Faktoren, die die Tweets beeinflusst haben könnten, nicht erfasst, wie die Forscher selbst schreiben. Sie halten ihre Erkenntnisse dennoch für gesichert: „Die ähnlichen Verhaltensmuster, die wir in verschiedenen Kulturen beobachtet haben, geben uns die Sicherheit, dass das Mitteilen von Gefühlen eine verlässliche Größe ist.“