Quartalsergebnis besser Twitter verliert Nutzer - Aktie stürzt ab

San Francisco (dpa) - Twitters Nutzerzahlen sind im zweiten Quartal gesunken und könnten angesichts intensiverer Maßnahmen gegen Hetze, Spam und Fake-Accounts weiter zurückgehen.

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Verglichen mit dem Vorquartal sank die Zahl der monatlich aktiven Nutzer um eine Million auf 335 Millionen, wie Twitter mitteilte.

Grund seien neben den Bemühungen, die Plattform aufzuräumen, auch die neuen Datenschutzregeln in Europa. Analysten hatten mit einem leichten Anstieg der Nutzerzahlen gerechnet. Anleger reagierten schockiert - die Aktie fiel vorbörslich in einer ersten Reaktion um 17 Prozent und startete über 14 Prozent schwächer in den US-Handel.

Twitter versucht schon länger, härter gegen gefälschte Profile durchzugreifen, über die unter anderem Spam und politische Propaganda verbreitet werden. „Wir haben neue Mittel eingeführt, um problematisches Verhalten zu addressieren, das die öffentliche Konversation verzerrt“, sagte Twitter-Chef Jack Dorsey nun.

Zuletzt hatte der Kurznachrichtendienst gesperrte Accounts von den Abonnenten-Zahlen abgezogen, wodurch viele User Follower verloren. Durch diesen Schritt wurde auch der Handel mit falschen Accounts stärker ins Visier genommen, mit denen zum Beispiel einige Prominente ihre Follower-Zahlen bei Twitter künstlich in die Höhe schrauben.

Kritiker fordern solche Maßnahmen im Zeitalter von „Fake News“, Bot-Netzwerken und Internet-Trollen schon lange von Twitter und anderen großen Online-Konzernen wie Facebook. Allerdings leben diese Unternehmen vor allem von Werbeeinnahmen, für die sinkende Nutzerzahlen eine Bedrohung sind. An der Börse kommen Schritte, die das Wachstum bremsen können, deshalb in der Regel schlecht an.

Dabei lief es für Twitter geschäftlich zuletzt eigentlich deutlich besser. Das Unternehmen verdiente unterm Strich gut 100 Millionen Dollar - soviel Gewinn hat Twitter noch nie in einem Vierteljahr gemacht. Im Vorjahr hatte noch ein Verlust von 116,5 Millionen zu Buche geschlagen. Der Umsatz wuchs dank sprudelnder Werbeeinnahmen um 24 Prozent auf 711 Millionen Dollar.

Am Vortag hatte bereits das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook nach schwachen Quartalszahlen einen schwarzen Tag an der Börse erwischt. Die Aktie stürzte zeitweise um über 23 Prozent ab, was den Börsenwert zwischenzeitlich um fast 150 Milliarden Dollar (128 Milliarden Euro) einbrechen ließ. Auch bei Facebook reagierten die Anleger vor allem negativ auf die Nutzerzahlen - das Wachstum flaute spürbar ab, in Europa gingen aufgrund der EU-Datenschutzverordnung User verloren.