US-Medien: Dell arbeitet an Abschied von der Börse
New York (dpa) - Der drittgrößte PC-Hersteller Dell arbeitet laut US-Medienberichten an einer Übernahme durch Finanzinvestoren und einem Abschied von der Börse.
Die einstige Nummer eins braucht im Sog der Branchenkrise radikale Schritte für eine Wende. Ein Deal könne noch diese Woche angekündigt werden, oder aber auch scheitern, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf zwei informierte Personen.
Allein nach dem Aktienkurs wäre die Übernahme mehr als 20 Milliarden Dollar (15 Mrd Euro) schwer. Ohne den Anlegern Quartal für Quartal gute Zahlen präsentieren zu müssen, könnte Gründer Michael Dell sein Unternehmen mutiger umbauen, erläuterten Analysten einen möglichen Grund für ein solches Geschäft.
Dell zählt zu den großen Verlierern der Umwälzungen in der Computerbranche. Die Verbraucher greifen lieber zu Smartphones und Tablets - ein Bereich, in dem Samsung und Apple dominieren und Dell bisher kaum etwas zu bieten hatte. Der weltweite Marktanteil von Dell sank im Weihnachtsquartal nach Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner auf 10,2 Prozent von 12,2 Prozent ein Jahr zuvor. Der Absatz brach im Jahresvergleich um mehr als ein Fünftel ein.
Dell verhandele mit den Investmentfirmen TPG Capital und Silver Lake, schrieben Bloomberg und das „Wall Street Journal“. Mehrere Banken seien ebenfalls beteiligt. Ein Hindernis könne sein, dass die Investmentfirmen möglicherweise die notwendige Finanzierung nicht organisieren könnten oder keine Lösung für einen späteren Ausstieg fänden.
An der Börse wurde die Aussicht auf ein Übernahmeangebot bereits gefeiert: Dell-Aktien schossen zuletzt um rund 13 Prozent auf 12,29 Dollar hoch. Am Dienstag ging das Wachstum mit einem vorbörslichen Plus von 2,6 Prozent weiter. Auch mit diesem Kurssprung verlor die Aktie innerhalb des vergangenen Jahres immer noch mehr als ein Fünftel ihres Werts. Zuletzt war Dell insgesamt über 21 Milliarden Dollar wert.
Michael Dell - der Gründer, der 2007 angesichts geschäftlicher Probleme wieder an die Firmenspitze zurückkehrte - hält etwa 15,7 Prozent der Anteile. Das große Aktienpaket würde einen Übernahmedeal erleichtern. Die Dell-Geldreserven von mehr als fünf Milliarden Dollar machen das Unternehmen für die Finanzinvestoren zusätzlich attraktiv.
Die Dell-Geschäftszahlen waren zuletzt eher mau. In dem Anfang November abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal fiel der Umsatz um elf Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn halbierte sich im Jahresvergleich auf 475 Millionen Dollar. Die Zahlen fielen deutlich schlechter aus als Analysten befürchtet hatten. Einzig im Geschäft mit Servern - leistungsstarken Firmenrechnern - konnte Dell zulegen. Auch der Fokus auf Dienstleistungen konnte die Einbußen im Hardware-Geschäft nicht ausgleichen.
Um das Steuer herumzureißen, müsste Dell radikal umschwenken und stärker auf mobile Geräte setzen. Dabei könnten aber Teile der bisherigen Umsatzbringer rund um PC-Hardware abstürzen - und so etwas kommt bei Anlegern schlecht an, wie Abhey Lamba, ein Analyst von Mizuho Securities, Bloomberg erläuterte. Michael Dell hatte bereits 2010 von Plänen für einen Abgang von der Börse gesprochen.
Der heute 47-Jährige hatte die Firma 1984 gegründet - der Legende nach im Studentenwohnheim mit einem Startkapital von 1000 Dollar. Mit einem damals in der Branche ungewöhnlichen Direktvertriebs-Modell - die Computer wurden erst nach Eingang der Bestellung zusammengeschraubt und ohne Mittelsmänner im Handel an den Käufer verschickt - wurde er schnell erfolgreich. 1988 brachte er Dell an die Börse.