Von Bayern bis Casino: Neue Top-Level-Domains verändern das Netz
Berlin (dpa/tmn) — Wer nach einer schicken Adresse für seine Webpräsenz sucht, hat demnächst mehr Auswahl. Die Wege zur eigenen Domain bleiben aber gleich. Aufpassen müssen Webseiten-Betreiber vor allem mit Namen, die die Markenrechte von Firmen verletzen könnten.
Bisher hatten die meisten Internetnutzer nur mit wenigen Domainendungen zu tun. Künftig wird es neben bekannten Kürzeln wie .de und .com oder Exoten wie .biz und .info aber noch viel mehr Varianten geben: Webseitenbetreiber können dann von .casino bis .tattoo aus über 1200 neuen Top-Level-Domains wählen.
Einige der neuen Endungen sind sogar schon freigeschaltet. Weltpremiere für eine Städtedomain hatte kürzlich die deutsche Hauptstadt mit .berlin. Weitere regionale Domains in Deutschland werden .bayern, .hamburg, .nrw und .saarland sein. „Wenn man als Anbieter einen regionalen Bezug hat, kann man mit diesen Domains einen guten Eindruck machen“, sagt Judith Steinbrecher vom IT-Verband Bitkom.
Umgekehrt kann die falsche Domainendung dem Ansehen eines Unternehmens aber auch schaden. Das Kürzel .to sei zum Beispiel weniger zu empfehlen, sagt Steinbrecher. Denn Webseiten mit dieser Endung sorgen oft für negative Schlagzeilen, etwa im Zusammenhang mit illegalen Streams und Downloads.
Verantwortlich für die Vergabe einer Domain ist die jeweilige Registrierungsstelle. Für die Top-Level-Domain .de ist zum Beispiel die Organisation Denic zuständig, um die neuen Endungen kümmern sich verschiedene Unternehmen. Wer eine der neuen Adressen haben will, kann sich direkt dort registrieren. Bei der Registrierungsstelle können Verbraucher aber auch nur nachsehen, ob ihre Wunschadresse noch frei ist. Eine übergreifende Suche für mehrere Top-Level-Domains bieten Dienste wie Domainsearch.com oder Speednames.de.
Häufig erfährt man so, dass eine Webadresse schon vergeben ist, aber zum Verkauf steht. „Es gibt Unternehmen, deren alleiniger Geschäftszweck es ist, mit werthaltigen Domains zu handeln“, erklärt Thomas Rickert, Experte für Domainrecht und Direktor beim Verband der deutschen Internetwirtschaft Eco. Er empfiehlt, bei Geschäften mit solchen Firmen einen Treuhänder einzuschalten. Der zahlt den gewünschten Kaufpreis erst aus, wenn die Domain erfolgreich übertragen wurde.
Der Durchschnittspreis für eine .de-Domain liegt nach Angaben der Domain-Handelsplattform Sedo bei 1000 Euro. Weltweit mit Abstand am teuersten gehandelt werden .com-Domains. Die kostspieligste Domain im vierten Quartal 2013 war aber die kanadische Adresse jobs.ca - 450 000 US-Dollar Euro (ca. 325 000 Euro) musste der Käufer laut Sedo dafür bezahlen.
Hat man eine Domain gekauft oder war die Wunschadresse noch frei, müssen sich angehende Webseiten-Betreiber noch für einen Webhoster entscheiden. Oft lässt sich auch die Miete der Domain direkt über solche Firmen abwickeln. Der Preis für eine der alten Domains liegt so im günstigsten Fall bei wenigen Euro pro Monat. Bei den neuen Domains könnte die Miete dagegen teurer werden.
Bei der Wahl einer Wunschadresse sind Unternehmen und Privatnutzer aber auch nicht ganz frei. Denn Markenrechte darf der Name nicht verletzen - sonst drohen im schlimmsten Fall teure Klagen und Abmahnungen. Hat ein User mit seinem Domainnamen unabsichtlich die Marken- oder Namensrechte anderer verletzt, muss er aber noch keine finanziellen oder rechtlichen Folgen befürchten, erklärt Judith Steinbrecher. Ihm kann höchstens die Nutzung der Domain untersagt werden.
Sicherer ist daher, die gewünschte Webadresse einmal zu überprüfen. Die EU-Initiative Klicksafe empfiehlt dafür in ihrer Broschüre „ Spielregeln im Internet“ eine Recherche auf der Webseite des Deutschen Patent- und Markenamts. Allerdings tauchen hier nur sogenannte Registermarken auf. Titel von Büchern, Filmen oder anderen Medien können aber ebenfalls geschützt sein.