Vorsicht Datensammler: Als Verbraucher sicher online unterwegs

Berlin (dpa/tmn) - Mal eben schnell Nachrichten lesen, eine Flasche Wein bestellen und nach dem nächsten Bus gucken - das Internet macht es den Nutzern leicht. Den Datensammlern aber auch. Manche von ihnen wissen längst viel mehr, als den meisten Verbrauchern lieb ist.

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Ein Buch lässt sich heute mit wenigen Mausklicks kaufen. Für Aktien gilt das auch. Zu Freunden und Bekannten hält man Kontakt per Facebook. Manche schreiben ihr Tagebuch am Rechner - und speichern die Daten in einer Cloud. Nicht erst seit dem NSA-Skandal zweifelt so mancher daran, ob das eine gute Idee ist. Denn viele Daten sind im Internet nicht anonym. Im Gegenteil, manche Unternehmen sammeln sie gezielt, um etwas über die betreffenden Verbraucher zu erfahren - heimlich, ohne dass die davon wissen. Weil die Digitalisierung den Alltag der Verbraucher weiter verändern wird, nimmt sich der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) des Themas am Weltverbrauchertag an, in diesem Jahr am 15. März.

„Das Datenschutz-Niveau in Europa ist momentan noch sehr unterschiedlich“, kritisiert Lina Ehrig vom vzbv. Die Europäische Datenschutzverordnung sei noch nicht verabschiedet. Ziel dieser ist unter anderem, dass sich künftig auch nicht-europäische Anbieter wie das Soziale Netzwerk Facebook an ein einheitliches Recht halten müssen.

Natürlich müssten auch die Verbraucher aufgeklärt werden, was für Konsequenzen es haben kann, wenn sie ihre Daten unbedacht preisgeben. Sabine Petri von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen will Internetnutzer sensibilisieren: „So wie man seine Kontoauszüge nicht bedenkenlos im Hausflur liegen lässt, gibt man auch nicht alles in Sozialen Netzwerken bekannt.“

Doch Daten können an weit mehr Stellen abgefangen werden als nur in Sozialen Netzwerken. Das fange mit einer Wecker-App auf dem Smartphone an. Die Daten würden an den Hersteller gesendet. Wer regelmäßig die App eines Anbieters öffentlicher Verkehrsmittel nutzt, gebe preis, wann er wohin fahre. „Oder ich nutze das Navigationssystem meines Autos, darüber kann man ableiten, wie ich fahre und zu welchem Ziel“, sagt Petri. Mit diesen Daten könnten Anbieter ein Bewegungsprofil erstellen.

„Ich bekomme zum Beispiel die meisten Werbemails morgens um halb sieben“, erklärt Petri. Vermutlich haben die Entwickler entdeckt, dass sie um diese Zeit oft erstmals online ist. Wer häufig im Netz einkauft, lasse meist erkennen, für welche Produkte er sich interessiere. Aufgrund solcher Daten lassen sich dann personalisierte Anzeigen einblenden.

„Es sind Manipulationstechniken, die für viele Menschen nicht transparent sind“, sagt Petri. „Grundsätzlich empfehlen wir: Löscht regelmäßig eure Cookies.“ Diese enthalten Daten über besuchte Webseiten. Außerdem gebe es Schutzprogramme, die anzeigen, wie viele Unternehmen Zugriff auf die Daten der Nutzer haben, wenn sie sich beispielsweise auf einem großen Nachrichtenportal bewegen. Darüber hinaus sei es sinnvoll, nicht nur eine Suchmaschine zu verwenden. Neben Google gebe es zum Beispiel auch Suchhilfen wie duckduckgo.com und ixquick.com. Deren Anbieter erhöben deutlich weniger Daten über die Nutzer.

Auch Felix Braun vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz in Kehl warnt davor, sich gedankenlos im Netz zu bewegen - nicht nur, weil es schnell Probleme mit der Weitergabe von Daten gibt. Er und seine Mitarbeiter versuchen, Verbraucher vor dem Onlinen-Shopping entsprechend zu sensibilisieren. Beispielsweise gebe es Anbieter, die zwar Waren auf einer deutschsprachigen Website unter einer deutschen Domain anbieten, aber ihren Geschäftssitz in China haben. In solchen Fällen sei ein Umtausch hinterher schwierig.

„Es kann auch sein, dass der Gegenstand nicht nach hiesigen Qualitätsstandards gefertigt wurde“, sagt Braun. „Die Leute bestellen oft viel zu schnell. Ein kleiner Blick ins Impressum hätte vollkommen gereicht, das Problem zu vermeiden.“ Die eCommerce-Verbindungsstelle Deutschland und der Online-Schlichter - beide vom Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz betrieben - helfen bei Schwierigkeiten beim Online-Einkauf.

Der Online-Schlichter befasse sich unparteiisch vor allem mit Fällen, in denen Waren nicht oder nur teilweise geliefert wurden, aber auch mit Streit ums Widerrufsrecht, erklärt Projektleiter Felix Braun. „Es ist ein freiwilliges Verfahren für beide Parteien.“

Allerdings ist der Online-Schlichter noch nicht bundesweit tätig. Kunden, die in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen und Rheinland-Pfalz wohnen, können sich an die Stelle wenden. Er ist auch für Unternehmen zuständig, die ihren Sitz in diesen Bundesländern haben, oder die Mitglied beim Gütesiegelanbieter Trusted Shops sind oder im Bundesverband Direktvertrieb Deutschland.