Was das neue Mac-Betriebssystem Yosemite kann
Berlin (dpa/tmn) - Eine schlanke Schrift, die von der mobilen iOS-Welt inspirierte Mitteilungszentrale, eine verbesserte Suche und der aufpolierte Safari-Browser: Apples neues Mac-Betriebssystem OS X Yosemite hat einiges zu bieten.
Nach einem ausführlichen Beta-Test, an dem über eine Millionen Apple-Kunden beteiligt waren, kommt nun das neue Macintosh-Betriebssystem OS X Yosemite auf den Markt. Bei den meisten OS-X-Versionen zuvor durften nur registrierte Entwickler die Software vorab ausprobieren und auf Herz und Nieren testen. Hier gibt es nun einen Überblick über die nach dem US-Nationalpark Yosemite benannte Version von OS X.
Das neue Mac-Betriebssystem Yosemite hat sich von der Optik stark an das Mobilsystem iOS angenähert. Es bekam die schlanke Systemschrift Helvetica Neue, die vor allem auf Macs mit einem besonders hochauflösenden Bildschirm (Retina-Display) eine gute Figur macht. Die Seitenleisten sind transparent. Ähnlich wie bei iOS entfernte Apple-Designchef Jony Ive konsequent unnötige optische Spielereien und lässt beispielsweise das Dock am unteren Bildschirmrand nun nicht mehr dreidimensional erscheinen. Auch die „Ampelknöpfe“ eines Programmfensters sind nun flach.
Klickt man auf den grünen Knopf, landet man nun in einem Vollbildmodus, bei dem die Menüleiste am oberen Bildschirmrand verschwindet. Damit nähert sich OS X weiter an die iPad-Optik an. Wenn ein Nutzer beim Klick auf den grünen Knopf lieber den gewohnten Effekt älterer Systemversionen haben möchte, muss er gleichzeitig die ALT-Taste drücken.
Anlehnungen an iOS gibt es auch bei der Heute-Ansicht in der Mitteilungszentrale. Dort erscheinen künftig nicht nur Erinnerungen oder Kalendereinträge, sondern auch Wetterprognosen oder ausgewählte Aktienkurse. Über sogenannte Widgets öffnet Apple diesen Platz auch Drittanbietern, die etwa Live-Ticker von Sport-Veranstaltungen oder Tracking-Dienste für Pakete anbieten können.
Deutlich ausgebaut hat Apple auch die OS-X-Suchfunktion Spotlight. Der Suchschlitz erscheint nach dem Tastatur-Befehl „CMD+Leertaste“ in bester Google-Manier mitten auf dem Bildschirm. Dort kann man nun nicht nur lokale Inhalte auf der Festplatte durchsuchen, sondern auch Dienste aus dem Netz wie die Suchmaschine Bing, das Online-Lexikon Wikipedia oder Datenbanken mit dem Kino-Programm. Einige Funktionen gehen in der deutschen Version noch nicht, sollen aber folgen.
Mehr Platz für die eigentlichen Inhalte räumt Apple beim Web-Browser Safari frei. Die Titelzeile, die den Namen der Site anzeigt, ist weg. In der Fensterleiste stehen die „Ampelknöpfe“ direkt neben den Vor- und Zurück-Buttons sowie dem Adressfeld. Optik und Funktionalität von Safari für den Mac orientieren sich ebenfalls stark an iOS.
Apple nimmt beim Navigieren im Web auch auf die gestiegenen Ansprüche in Sachen Datenschutz Rücksicht. Zu den Standard-Suchmaschinen, die man auswählen kann, gehört neben Google, Bing und Yahoo auch der Anbieter DuckDuckGo, der anonyme Suchanfragen erlaubt, die nicht einem bestimmten Profil zugeordnet werden. Der Safari-Nutzer kann nun mit Bordmitteln auch stärker eine unerwünschte Verfolgung durch aufdringliche Werbedienste unterbinden und beispielsweise die Annahme der Cookies von Drittanbietern generell untersagen, ohne dass der Komfort eines gespeicherten Logins verloren geht.
Mit iCloud Drive bietet Apple nun eine attraktivere Alternative zu Web-Speicherdiensten wie Dropbox als zuvor. Dazu hat Apple seine happigen Preise für den Speicherplatz drastisch gesenkt. 20 Gigabyte sind nun für 99 Cent im Monat zu haben, 200 GB kosten 3,99 Euro, 500 GB 9,99 Euro und 1 Terabyte schließlich 19,99 Euro pro Monat (alle Preise inkl. Mehrwertsteuer). Der Webspeicher ist aber nicht nur billiger geworden, sondern kann auch einfacher in andere Programme eingebunden werden. So kann man in Apples E-Mail-Programm nun große Anhänge versenden, ohne das Postfach des Empfängers zu verstopfen - die Daten werden verschlüsselt in iCloud zwischengespeichert. Beim Nachrichten-Programm Messages ließ Apple sich von der populären Chat-Anwendung WhatsApp inspirieren. Man kann nun auch Nachrichten in das Mikrofon des Macs sprechen und als sogenannte Soundbites ausliefern lassen.
Mit OS X Yosemite bringt Apple die Option „Family Sharing“ auf den Mac. Damit können bis zu sechs Familien-Mitglieder Inhalte wie iBooks oder Apps, die einmal bei Apple gekauft wurden, mit ihren jeweiligen iTunes-Konten nutzen, ohne noch einmal zahlen zu müssen. Dafür müssen allerdings alle Familien-Konten mit einer einzelnen Kreditkarte verknüpft sein. Über „Family Sharing“ können Eltern auch Kaufwünsche ihrer Kinder freigeben oder ablehnen.
Erweitert hat Apple weiterhin das Zusammenspiel zwischen iOS für iPhone und iPad mit dem Macintosh-System OS X. Dafür braucht man die neue Version iOS 8, die nicht nur auf den beiden neuen iPhone-Modellen läuft, sondern auch auf älteren Geräten (ab iPhone 4s aufwärts). So kann man jetzt am Mac via Bluetooth-Verbindung zu einem iPhone im Mobilfunknetz telefonieren oder Anrufe an das iPhone am Mac entgegennehmen.
Notizen oder E-Mails, die man unterwegs halbfertig geschrieben hat, können nahtlos an dem größeren Bildschirm des Macs vervollständigt werden. Apple nennt diese Funktion „Handoff“. So landen auch SMS an das iPhone auf dem Mac-Display. Wie von Geisterhand kann der Mac nun auch einen mobilen Hotspot auf dem iPhone aktivieren, wenn er keine andere Datenverbindung hat. Dazu muss das Smartphone nicht einmal aus der Tasche herausgeholt werden.
Verbesserungen wie diese werden dazu beitragen, dass Mac-User schnell und in Massen auf das neue System umsteigen, zumal Apple für OS X Yosemite kein Geld verlangen wird. Nach Auskunft von Apple wird das System auf allen Rechnern funktionieren, auf den auch Mountain Lion (OS X 10.8) und Mavericks (10.9) liefen. Besonders attraktiv ist das neue System für Anwender, die vor einem Mac mit Retina-Display sitzen, weil dann die neue Systemschrift besonders knackig erscheint.