Wie ein dänischer Newcomer an die Spitze im Hifi-Markt will

Berlin (dpa) - Libratone ist ein junger dänischer Lautsprecher-Hersteller. Von seinem mobilen Lautsprecher Zipp sind Experten begeistert. Mitbegründer und Chef Tommy Andersen erklärt in einem Interview, warum er glaubt, die Branche aufrollen zu können.

Hifi-Technik ist schon lange ein hart umkämpftes Geschäft. Warum glauben Sie, dass da noch Platz für einen ganz neuen Anbieter wie Libratone ist?

Andersen: Wir haben gesagt, wenn man schon die Musik in einem mobilen Gerät hat, sollte der Lautsprecher auch mobil sein. Er muss gleich gut klingen, egal wo man ihn hinstellt, deshalb ist er rund und hat eine spezielle Technologie für räumlichen Klang. Und wir wollen die Frauen ansprechen. Denn sie treffen die meisten Kaufentscheidungen, aber das Audiogeschäft wurde zu lange von Männern dominiert.

Aber sind die großen Konzerne der Branche nicht zu mächtige Gegenspieler?

Andersen: Ja, es gibt Unternehmen, die schon sehr, sehr lange im Geschäft sind. Aber es ist auch ein völlig neuer Markt mit seinen eigenen Gesetzen - und die etablierten Anbieter, die viel in der alten Welt zu verlieren haben, tun sich schwer damit. Die Zyklen in unserer Industrie werden kürzer. Und wir wollen den nächste Phase dominieren, in der es darum geht, dass Audio aus den bisherigen festzementierten Strukturen ausbricht.

Wie muss man sich das vorstellen?

Andersen: Man hört Musik eben nicht mehr nur am Abend, wenn man auf dem Sofa vor einem Paar sehr guter Lautsprecher sitzt. Dieser Trend wird unser Geschäft in den nächsten 10 oder 20 Jahren beherrschen. Das wirbelt unsere Industrie durcheinander - und wir wollen diese Welle reiten. Es ist immer gut, ein Unternehmen zu starten, wenn sich solche tektonischen Veränderungen abspielen. Es ist so ein gewaltiger Umbruch wie einst der Übergang von analoger zu digitaler Technik.

Wie plant man als kleines dänisches Unternehmen die Attacke auf den Weltmarkt?

Andersen: Im Frühjahr haben wir noch mehr als 50 Prozent der Umsätze in Europa erwirtschaftet. Aber wenn man weltweit erfolgreich sein will, muss man den US-Markt knacken. Es ist der größte und am härtesten umkämpfte Markt, in dem unsere schärften Konkurrenten wie Bose oder Sonos zu Hause sind. Auch mit Blick auf einen möglichen späteren Börsengang ist der Erfolg in den USA entscheidend.

Es ist immer noch ein Problem, ein Smartphone im Auto anzuschließen, wäre das nicht das nächste Feld für einen Wandel?

Andersen: Es ist bisher unter anderem eine Kostenfrage. Aber die nötigen Bauteile werden günstiger. Nur ein Beispiel: Als Apple vor einigen Jahren seine AirPlay-Technologie zur drahtlosen Musikübertragung auf den Markt brachte, kostete uns allein der entsprechende Funkchip 25 Dollar. Ende dieses Jahres dürfte er nur noch 8 oder 9 Dollar kosten. Dann werden wir die Technologie in immer mehr Geräten sehen, auch in Autos.

Wollen Sie dann auch auf diesem Feld mitspielen?

Andersen: Es ist auf jeden Fall ein interessanter Bereich und wir haben schon erste Gespräche mit verschiedenen Playern der Branche geführt. Genauso aber finden wir Soundbars interessant, die Mehrkanalton-Systeme ersetzt. Wir glauben, dass Anlagen mit kabelgebundenen Lautsprechern der Vergangenheit angehören.