Wie funktionieren Internetsperren - und wie kann man sie umgehen?

Berlin (dpa) - In der Türkei ist der Kurznachrichtendienst Twitter praktisch abgeschaltet worden. Auch Staaten wie China oder der Iran schränken immer wieder den Zugang zu Internet-Diensten ein. Doch es gibt Möglichkeiten, das zu umgehen.

Foto: dpa

Eine Website lässt sich relativ leicht blockieren. Das erfolgt zum Beispiel durch eine sogenannte DNS-Sperre. DNS steht für „Domain Name System“, das ist gewissermaßen das Adressbuch des Internets. Bei einer Sperre des Servers wird die vom Nutzer eingetippte Internetadresse nicht mehr in die IP-Adresse, eine lange Zahlenfolge, übersetzt. Dann wird die Seite nicht mehr gefunden. In der Regel geben Regierungsstellen dafür den Internet-Providern eine Liste der zu sperrenden Websites oder bestimmter Schlagworte.

Neben China sperren auch der Iran und Russland sowie die zentralasiatischen Länder
Usbekistan und Turkmenistan häufig Webseiten, sagt Christian
Mihr von der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (RoG).
RoG setzt sich für die Pressefreiheit ein und kritisiert
Einschränkungen des Internetzugangs.

Neben Internetsperren überwachten Länder wie Bahrain oder Syrien
genau, welche Webseiten Menschen aufrufen oder mit wem sie
kommunizieren. Die Journalistenorganisation berichtet von Aktivisten
in Bahrain und Journalisten im Iran, die aufgrund ihrer
Online-Kommunikation festgenommen wurden.

Die Netzsperren lassen sich jedoch auch umgehen. Twitter selbst rät den Nutzern in der Türkei aktuell, ihre Tweets per SMS abzusetzen. Über VPN-Zugänge oder Anonymisierungsdienste wie TOR können Nutzer zudem ihren Standort verbergen. Dadurch ist nicht mehr erkennbar, ob sie sich aus einem bestimmten Land, etwa der Türkei, oder von außerhalb einwählen. Die Sperre greift dann nicht mehr. Man kann aber auch auf einen anderen DNS-Server, etwa von OpenDNS oder Google ausweichen, der nicht manipuliert wurde. Die Nutzer legen damit praktisch zusätzliche Adressbücher an.

Während das Ausweichen auf SMS ein hilfreicher Tipp für die meisten Twitter-Nutzer - etwa auch Urlauber - in der Türkei sein dürfte, erfordert das Umgehen solcher Sperren aber einiges technisches Verständnis, das nicht unbedingt jeder Internetnutzer mitbringt. Einigen dürfte es immer gelingen, solche Sperren zu umgehen, die große Mehrheit der Nutzer wäre aber von der Blockade betroffen.