Wikileaks-Streit um Datenleck eskaliert
Berlin (dpa) - Die Querelen um die Enthüllungsplattform WikiLeaks weiten sich aus: Wikileaks-Gründer Julian Assange warf dem Aussteiger Daniel Domscheit-Berg den Bruch von Absprachen und Selbstverpflichtungen sowie „ein gesteigertes Maß an Niedertracht“ vor.
Domscheit-Berg habe Journalisten Hinweise zur Öffnung verschlüsselter Dateien gegeben, heißt es in einem Schreiben des Berliner Anwalts von Assange, Johannes Eisenberg, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. „Mit Ihrem Tun gefährden Sie möglicherweise das Leben und die rechtlichen Interessen Dritter.“
Hintergrund sind Medienberichte, wonach die ab Herbst 2010 veröffentlichten Berichte von US-Diplomaten nun in Form von unredigierten Originaltexten im Internet aufgetaucht sind. WikiLeaks und mehrere Medien, die mit Assange kooperieren, haben in ihren Veröffentlichungen die Namen von Informanten geschwärzt, um diese vor Übergriffen zu schützen. Die Wochenzeitung „der Freitag“, mit der Domscheit-Bergs Projekt OpenLeaks zusammenarbeitet, warf WikiLeaks in der vergangenen Woche vor, „selber Leck geschlagen“ zu sein.
Assange-Anwalt Eisenberg beschuldigte Domscheit-Berg, Informationen zu verbreiten, „um damit die Reputation von WikiLeaks zu schädigen“. Dessen Verhalten sei „in hohem Maße geeignet, die von Ihnen angeblich befürchteten Gefährdungen überhaupt erst herbeizuführen“. Konkrete juristische Schritte gegen Domscheit-Berg werden in dem Brief des Anwalts nicht angekündigt.
Der Presseanwalt Eisenberg hatte Domscheit-Berg bereits im Februar vorgeworfen, „Materialien und Datenbestände“ von Wikileaks entwendet zu haben. Er sei beauftragt worden, „die Ansprüche von Herrn Assange und Wikileaks notfalls gerichtlich durchzusetzen“. Damals hatte Domscheit-Berg in seinem Buch „Inside WikiLeaks“ massive Vorwürfe gegen WikiLeaks erhoben und Assange als unberechenbaren Egomanen charakterisiert.