„Zero“ spielt mit den Ängsten vor Überwachung und Manipulation
Berlin (dpa) - Die Angst vor ständiger Überwachung, vor Ausspähung persönlicher Daten und deren Missbrauch durch undurchsichtige Organisationen belastet viele Menschen. Marc Elsberg hat nun einen spannenden Thriller über dieses Thema geschrieben.
Was geschieht mit all den Daten, die moderne technische Geräte von den Menschen sammeln? Der Österreicher Marc Elsberg hat in seinem Roman „ Zero. Sie wissen, was du tust“ das Bild einer nahen Zukunft gezeichnet, in der Überwachung zur Alltäglichkeit geworden ist und Privatsphäre kaum jemanden interessiert.
Der Roman beginnt mit einem Knalleffekt. Der amerikanische Präsident wird von einigen mit Kameras ausgestatteten Drohnen im Urlaub aufgespürt und in Panik versetzt. Die Bilder dieses Überfalls werden live über das Internet verbreitet. Verantwortlich für diese Aktion bekennt sich eine geheimnisvolle Organisation namens Zero, die nun auf einmal zum Staatsfeind wird.
Aber nicht nur der amerikanische Geheimdienst ist hinter Zero her. Auch ein Investigativteam von Journalisten einer britischen Zeitschrift begibt sich auf die Suche nach den Meisterhackern, um eine exklusive Story zu bekommen.
Allerdings muss sich die Journalistin Cynthia erst einmal einem anderen Problem widmen. Ihre Tochter war Augenzeugin, als ein Freund von einem gesuchten Verbrecher erschossen wurde, den er mit Hilfe einer Datenbrille identifiziert hatte.
Noch aufgewühlt vom Schicksal des jungen Mannes reist Cynthia mit ihren Kollegen nach Wien, wo Zero angeblich digitale Spuren hinterlassen hat. Hier nimmt der Roman Züge eines klassischen Krimis an, komplett mit verschwörerischen Treffen und Hetzjagd durch die Unterwelt. Elsberg vergisst aber zu keinem Zeitpunkt, die Krimihandlung in das Oberthema Überwachung einzubetten.
Allmählich wird Cynthia klar, dass die Fälle zusammenhängen. Zero verfolgt mit seinen Aktionen vor allem ein Internetunternehmen, das nicht nur die Daten seiner Nutzer sammelt, sondern durch Auswertung dieser Daten das Verhalten der Menschen zu beeinflussen versucht. Aber es könnte auch alles ganz anders sein und Zero sich als ein Marketingtrick des Unternehmens herausstellen.
Auf jeden Fall lernt die technisch wenig versierte Cynthia, dass jüngere Menschen ein verändertes Verhältnis zu Technik, Datensicherheit und Privatsphäre entwickelt haben. Smartphones und andere Kleincomputer sind ständige Begleiter, die eingebauten Programme freudig angenommene Berater in allen Lebenslagen. Nicht ohne Ironie rät Cynthias Tochter ihrer Mutter: „Du könntest dich da übrigens auch registrieren. Ich habe gehört, deren Partnervermittlungsprogramme sind viel besser als herkömmliche.“
In Elsbergs Roman ist diese Haltung nicht nur naiv, sondern höchst gefährlich. Sie macht die Menschen zu Opfern skrupelloser Geschäftemacher, die die Technik und damit die digitale Welt kontrollieren. Ein Manager sinniert: „In dieser vernetzten Welt ist Kontrolle über dein Leben eine Illusion. Die digitale Welt ist längst die reale Welt.“
Natürlich ist „Zero“ zum Teil Science Fiction, aber die Handlung ist nah genug an der Gegenwart, dass vieles wiedererkennbar ist und das Ganze somit realistisch erscheint. Hinzu kommt eine spannende Handlung mit zahlreichen Verwicklungen, die durch das Thema Überwachung eine faszinierende zusätzliche Dimension bekommt.
Service:
Marc Elsberg: Zero. Sie wissen, was du tust, München, Blanvalet Verlag, 478 Seiten, 19,99 Euro, ISBN-13: 978-3-7645-0492-2