Auf dem Weg ins Uerdinger Zentrum kann einem schon mal die eine oder andere Erinnerung an einen mediterranen Küstenort ins Gedächtnis kommen. Selbst wenn im übrigen Stadtgebiet Krefelds die Luft steht, weht hier ein laues Lüftchen. Der Stress der Großstadt verfliegt und wird durch entspannte Wochenendstimmung ersetzt. Menschen sitzen in den Cafés oder besuchen einen der Einzelhändler in der Fußgängerzone. Eine Institution ist die Apotheke im mittleren der drei sogenannten Herberz-Häuser direkt am Marktplatz. Mit Arzneien wird dort schon seit mehr als 250 Jahren gehandelt, erklärt Dieter Rehbein vom Uerdinger Heimatbund.

Die „beeindruckende Dreihäusergruppe im klassizistischen Stil“ ist nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Adolph von Vagedes ab 1828 geplant und errichtet worden, berichtete der Heimatverein zuletzt in seiner Uerdinger Rundschau. Die Familie Herberz war nur eine von mehreren Fabrikanten- und Kaufmannsfamilien, die das Stadtbild der Rheinstadt geprägt haben. Vom Marktplatz aus geht es über die Niederstraße weiter. Auch hier fallen zahlreiche historische Gebäude ins Auge.

Das Haus mit der Nummer 39 trägt den Zusatz „zum Schiffchen“. Die „Korbbogen-Ladenfenster stammen aus der Zeit des Jugendstils“ ist auf einer Info-Tafel zu lesen. Heute ist dort unter anderem eine Schneiderei zu finden. Auch die Nummer 36 wirkt im Gegensatz zu anderen austauschbaren Fußgängerzonen-Gebäude vieler Städte liebevoll romantisch. Laut eigenen Angaben ist in dem „Barockem Bürgerhaus“ aus dem Jahr 1770 seit 1978 der Augenoptiker „der Brillenmacher“ beheimatet.

Ob Eis- oder Backspezialitäten, Barista-Kunst oder spanische Küche – die Fußgängerzone bietet etwas für fast jeden Geschmack. Für den Wissensdurst ist der Uerdinger Heimatbund zuständig, der in einem Gebäude, das nach seiner spitz zulaufenden Form einfach „Bügeleisen“ (Am Zollhof 2) genannt wird, untergebracht ist. Dort kann man auch die wertvolle Herberz-Bibliothek ansehen oder mittels Schautafeln erfahren, wie aus der Farbenfabrik ter Meer das Bayer-Werk und schließlich der heutige Chempark wurde. Vom Bügeleisen ist es nicht weit zur Rheinpromenade. Hier lädt die „Rhine Side“ ein, Strandatmosphäre mit Rheinblick zu erleben. Auf Sand gibt es Plätze mit Bierbänken und andere Sitzmöglichkeiten unter Sonnenschirmen. An zur Stimmung passenden Holzbuden gibt es Softdrinks, Wein und Bier, ein Imbiss bietet herzhafte Kost. Zudem gibt es in den Sommermonaten ein wechselndes Programm mit Kunst, Musik und mehr (rhineside.eu). Weiter unten am Rheinufer gibt es eine Stahlstatue und Street-Art aus dem ersten Jahr des Projektes zu sehen.

Weiter oben entlang der Rheinpromenade laden verschiedene Sitzmöglichkeiten zum Verschnaufen ein. Die Rheinbrücke oder die durch die Industrie geprägte Skyline sind reizvolle Fotomotive. Vorbei am 1807 gegründeten Casino auf der rechten Seite geht es zum Rheintor mit dem Uerdinger Stadtwappen im Promenadengeländer. Am anderen Ende der Rheinpromenade taucht auf der rechten Seite die Uerdinger Burg auf – so wird eine klassizistische Villa genannt, die auf dem Fundament eines Bergfrieds an der Südostecke der ehemaligen Stadtbefestigung errichtet wurde. Auf der linken Seite kann im italienischen Restaurant La Riva mit Rheinblick gegessen werden. Rechts um die Ecke lädt der Wallgarten entlang der alten Stadtmauern zum Flanieren ein. Die Parkanlage wurde bereits im Jahr 1910 eröffnet.

Weiter Richtung Westen ist der Eulenturm zu sehen. So wird der Südwestturm der ehemaligen Stadtbefestigung genannt. Er ist bis 1330 erbaut worden. Bevor es nach rechts in die Oberstraße wieder zurück in Richtung Marktplatz geht, ist auf der Straße Am Obertor im Pflaster der Umriss eines ehemaligen Stadttores zu sehen. Auch die Oberstraße flankieren einige Denkmäler. Hingucker sind etwa „Et Klöske“ – erbaut als Krankenhaus und Herberge ist nur die alte Kapelle übrig geblieben. Der Name bezieht sich auf eine über der Eingangstür aufgestellte Nikolausstatue. Eine Stele vor dem Gebäude weist daraufhin, dass sich hier eine Station eines Jakobswegs befindet. Auffällig ist auch ein in Hellblau gehaltenes Stammhaus der Familie Herbertz, das laut Infotafel Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Der Spaziergang endet wieder am Marktplatz.

Weinbrand wird hier nicht mehr hergestellt, aber bei einer Führung durch die historischen Produktionsanlagen der Weinbrennerei Dujardin sind unter anderem riesige Brennblasen und Lagerfässer zu sehen. Nach einem Rundgang können Besucher den bekannten Weinbrand probieren. Aber auch schon eine kurze Pause im Innenhof-Biergarten an der Hohenbudberger Straße 10 gibt einen Eindruck vom imposanten Backstein-Komplex. In einer ehemaligen Fasswerkstatt gibt es zudem ein Restaurant.

Führungen können unter 02151-483239 gebucht werden. Bis acht Personen 64 Euro pauschal, ab neun Teilnehmern acht Euro pro Person. Der Biergarten hat bei gutem Wetter am Wochenende ab 11.30 Uhr und Mittwoch bis Freitag ab 16 Uhr geöffnet. Weitere Infos unter weinbrennerei-dujardin.de.

Der Uerdinger Stadtpark scheint selbst unter Krefeldern noch ein Geheimtipp zu sein – zumindest kann dieser Eindruck entstehen, wenn man ihn an einem Samstagmittag besucht. Viel los ist dann nur auf einem an der riesigen Liegewiese gelegenen Spielplatz. Dabei ist der Park vor allem abwechslungsreich. Wahlweise können Besucher die riesige Spiel- und Liegewiese ansteuern oder auf Erkundungstour gehen.

Mehr als 70 Baumarten können im nördlichen Bereich des Parks bei einem Rundgang entlang eines Lehrpfads entdeckt werden. Infotafeln, die für weitere Informationen mit dem Smartphone per QR-Code erfasst werden können, bieten Details zum jeweiligen Baum. Zudem gibt es in einem Tagliliengarten ab Mitte Juni laut Angaben des Fördervereins des Parks mehr als 100 verschiedene Tagliliensorten zu sehen.

Einen spaßigen Wettkampf können sich Besucher auf einer Minigolf-Anlage liefern. Ein Durchgang (2,50 Euro bis 14 Jahre, Erwachsene 3,50 Euro) mit 18 abwechslungsreichen Pisten im Schatten hoher Bäume dauert circa 60 Minuten. Hier sind Profis, die die Bahnen vor der Nutzung mit dem Handgebläse säubern ebenso zu sehen wie junge Väter mit Nachwuchs (Ferienöffnungszeiten: montags bis freitags ab 11, samstags ab 12 und sonn- und feiertags ab 10 Uhr).

Ein Hingucker ist das Stadtparkrestaurant, das 1914 errichtet wurde. Zusammen mit Springbrunnen, Gewässer und geschwungenen Wegen ergibt sich ein romantisches Bild.

Zwischen Rhein und Chempark entlang geht es vom Uerdinger Zentrum aus nach Hohenbudberg. Ein Ort, der durch das damalige Bayer-Werk in den 60er Jahren weitestgehend geschluckt wurde. Ein Überbleibsel ist die Kirche St. Mathias an der Kirchstraße 1. Das Gebäude im neugotischen Stil gilt als die älteste Kirche Krefelds. Erstmals erwähnt wurde sie 1150. Das Kirchenportal ist laut Angaben der Pfarrgemeinde St. Nikolaus täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Uerdingen ist mit dem Auto über die A57 (Ausfahrt Krefeld Zentrum) oder mit einer Fahrt über die Bundesstraße 288 aus Richtung Duisburg über die Rheinbrücke erreichbar. Die Konstruktion ist nach einer Sprengung durch die alliierten Truppen im Zweiten Weltkrieg 1950 wieder aufgebaut worden.Geparkt werden kann gegen Gebühr unter anderem mitten in Uerdingen auf dem Marktplatz (1,60 Euro pro Stunde, Höchstparkdauer drei Stunden). Kostenlos ist das Parken zum Beispiel direkt an der Rheinpromenade, Am Zollhof 6 gegenüber des Hauptzollamts oder etwas außerhalb auf den Pendler-Stellflächen am Uerdinger Bahnhof.

Hier kommt man auch mit Zuglinien aus Richtung Duisburg oder Niederrhein an (sieben Gehminuten bis zum Marktplatz). Wer aus Richtung Düsseldorf anreist, kann auch die U76 bis zur Haltestelle Haus Meer nehmen und dann mit dem Bus 831 Richtung HPZ Uerdingen, Krefeld weiterfahren. Der Ausstieg bietet sich dann an der Haltestelle Am Röttgen an (vier Minuten Fußweg bis zum Marktplatz).

Wer möglichst zügig von A nach B kommen und auf das Auto verzichten möchte, für den kann sich auch die Anreise mit Zug und Fahrrad lohnen. Wer Fahrräder leihen möchte, kann mit dem Zug am Krefelder Hauptbahnhof aussteigen und die dortige Radstation nutzen. Hier gibt es Fahrräder für acht Euro, E-Bikes für 18 Euro oder ein Kinderrad für vier Euro pro Tag. Eine anschließende Radtour bis nach Uerdingen (am Krefelder Zoo vorbei) dauert etwa eine halbe Stunde.

Die Mitarbeiter des Uerdinger Heimatbunds helfen bei der Planung des Ausflugs. Der Vorteil: Aus einer Hand kann ein Stadtrundgang des Vereins, ein Besuch des Chemparks (ehemals Bayer) oder eine Führung durch die historische Weinbrennerei Dujardin organisiert werden. Zudem gibt es in den Räumen des Heimatbundes - im sogenannten Bügeleisen an der Straße Am Zollhof 2 - viele Infomaterialien und ein Museum, das mit seinen historischen Aufnahmen, Ausstellungstücken und der beeindruckenden Herberz-Bibliothek die bewegte Handelsgeschichte der Rheinstadt aufleben lässt.

Geöffnet montags 17 bis 19 Uhr, dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr. Kontakt unter 012151 - 481214 oder per E-Mail an:

uerdinger-heimatbund@t-online.de